Heulen mit der evangelischen Kirche

Nachdem wir schon die Wahlhilfe-Fragen für Dumme RTL-Zuschauer hatten, kommen heute die Gutmenschen-“Fragen” der Diakonie der evangelischen Kirche. Nach dem Durchklicken der Wahlhilfe Propaganda der Diakonie bekommt man die “Konsequenzen” seiner Wahl tränenreich reingedrückt, wenn man nicht jedem Arsch sein Leben vollumfänglich finanzieren will, weil Gold ja wie Mana vom Himmel regnet, wenn man nur ein ausreichend guter Christ ist. Ich erspare Euch das mal nicht (dafür die öden Fragen):

[nicht noch mehr Geld für Leute, die selbst keines verdienen]
Familie Trevisan kann sich weder einen gemeinsamen Urlaub noch eine größere Wohnung leisten. Der zwölfjährige Enrico wird sich auch weiterhin sein Zimmer mit seinem lebhaften siebenjährigen Bruder teilen müssen, auch wenn er eigentlich Ruhe zum Lernen für das Gymnasium bräuchte.

Och wie herzzerreißend. Ging meinem Kumpel Walter aber auch so, und der kann sich jetzt Urlaube und ein eigenes Zimmer leisten. Sogar ein nettes Häuschen in München. Und sein lebhafter Bruder auch.

Zudem: Warum musste Familie Trevisan eigentlich zwei Kinder in die Welt setzen, wenn sie sich keine zwei Kinder leisten können? Freilich, Walter hatte drei Geschwister, aber die haben auch nicht gejammert.

[keine gratis Vollzeit-Kinderbetreuung für jeden] Oskar und seine Familie müssen auch weiterhin mit langen Wartezeiten für einen Hortplatz rechnen. Seine Mutter muss ihn deshalb noch immer betreuen, anstatt arbeiten gehen zu können.

Kann Enrico nicht auf Oscar aufpassen? Lernen kann er ja nun eh nicht, wenn es stimmt, was ihr behauptet?! Abgesehen davon ist Mama Trevisan Kassiererin, das ist tatsächlich noch schlechter bezahlt als Erzieherin. Ihre Arbeit hätte keinen gesellschaftlichen Mehrwert.

[keine Pflicht, Arbeitnehmer nach deren Tageslaune zu beschäftigen] Elisa Trevisan hat keinen rechtlichen Anspruch auf die Rückkehr in eine Vollzeitstelle als Verkäuferin. Neben ihrer Stelle als Kassiererin putzt sie deshalb zusätzlich abends oder frühmorgens in Büros.

Dann hat sich erfreulicherweise doch auch schon das Problem mit der Nachmittagsbetreuung des kleinen Oscar erledigt? Schaut, liebe Kirche, man muss nicht jedem seinen Arsch hinterhertragen – der Markt regelt das schon.

[Wartezeit bei Familiennachzug] Saleh Abusaeb kann seine Familie in nächster Zeit nicht auf legalem Weg nach Deutschland holen. So bleibt er weiterhin in ständiger Sorge um das Wohl seiner Frau und seiner Kinder. Es fällt ihm schwer, sich auf den Integrationskurs und das Erlernen der deutschen Sprache zu konzentrieren.

Saleh ist selbst nicht wirklich legal (a) nach Deutschland gelangt und als Geduldeter auch nicht sonderlich legal (b) hier. Er hat zudem Anspruch auf einen vom Staat bezahlten Heimflug – Oneway, natürlich. Nur, falls es ihn wirklich interessiert, wie es seiner Frau und den Kindern geht.

Verlogenes Pack.

[Abschiebung nach Afghanistan] Wenn der Asylantrag von Ramin Hassani abgelehnt wurde und eine Klage dagegen nicht mehr möglich ist, wird Ramin zur Ausreise aufgefordert. Ihm droht eine Abschiebung nach Afghanistan. Weil er in Afghanistan Angst um sein Leben hat, wird er versuchen, sich ohne regulären Aufenthaltstitel in Deutschland durchzuschlagen oder in ein anderes Land zu flüchten.

Da die Diakonie sich die Geschichten auch nur “auf Basis realer Ereignisse” ausgedacht hat, darf ich das sicher auch: Dafür muss sich Mama Trevisan, die Ramin eine Woche zuvor vergewaltigt hat, nicht mehr fürchten, abends ihren Putzjob im Flüchtlingsheim auszuüben.

Hat irgendwer noch Sympathien für Ramin?

[Sprachkurse für alle] Da Rashed aus Afghanistan kommt, wird seine Bleibeperspektive als schlecht eingestuft. Er hat kaum Zugang zu Sprachkursen, von der Teilnahme an einem Integrationskurs ist er ausgeschlossen. Seine Zeit bis zu einer Entscheidung muss er ohne Beschäftigung in seiner Containerunterkunft absitzen.

Die Mitarbeiter der Diakonie, die die Containerunterkunft betreuen, sollten Rashed mal die lokale Volkshochschule nahelegen. Ah, Moment, das können die Macher des Unsinns ja nicht wissen, die sind ja nicht bei der… Oh.

[Geld für die Pflege Angehöriger] Frau Fried-Bachmeier hat während der Pflegezeit keinen Anspruch auf eine Lohnersatzleistung. Sie könnte ein zinsloses Darlehen in Anspruch nehmen, das sie nach Beendigung der Pflegezeit wieder zurückzahlen muss. Die Pflegeversicherung übernimmt die Beiträge für die Renten-, und Arbeitslosenversicherung.

Ich sehe das Problem nicht.

[Pflegeversicherung zahlt nicht alles] Erna Fried kann einen Platz im Pflegeheim bezahlen, ohne dass sie Sozialhilfe beantragen muss. Ihre Kinder brauchen nicht dafür aufkommen.

Liebe Diakonie: Das ist nicht die Konsequenz, die ihr hinschreiben wolltet. Aber selbst wenn – was ist denn jetzt schlimm daran, wenn das die Sozialhilfe bezahlt? Oder ihre widerliche, feministische Tochter Susanne Fried-Bachmeier, die sich nicht selber kümmern will?

[Pflegekräfte, soviel man will] Pflegerin Petra Behncke hat nur Zeit für die Pflege. Sie kann Erna Fried nicht zuhören, das macht die alte Dame oft traurig.

Traurig – so wie Sieglinde Bachmann im Nebenzimmer. Schon doof, dass da überhaupt keine Lösung denkbar ist. Mal abgesehen davon füllt Petra etwa 60% ihrer Arbeitszeit blöde, bürokratische Formulare aus. Das wäre mal ein interessanterer Ansatzpunkt.

[Hartz4-Sanktionen] Weil sie nicht weiß, wer zu den Arbeitszeiten an den Wochenenden ihre Kinder betreuen kann, hat Corinna Dechsler das Jobangebot als Verkäuferin ablehnen müssen. Das Jobcenter zahlt ihr deshalb ab sofort noch weniger Geld als bisher.

Ist das jetzt endgültig die Rubrik “Gschicht’n aussm Paulanergarten”? Meint ihr das ernst? Eure Frage war übrigens “Hartz IV-[lern] sollten Leistungen gekürzt werden, wenn sie Jobangebote oder Weiterbildungsangebote ablehnen, die nicht ihren Wünschen entsprechen“. Da steht nicht “nicht annehmen können, weil sie ihre Bälger versorgen müssen”. Zudem: Was ist denn eigentlich mit Papa? Kennt den Corinna überhaupt? Also, wenigstens einen, von einem der Kinder?

[Gratis Schulessen] Corinna Dechsler muss auch weiterhin an allen Ecken sparen, um die zusätzlichen Kosten für Schulessen und Schulmaterialien für ihre Tochter abzudecken. Der gemeinsame Kinobesuch, der eigentlich am Wochenende geplant war, musste deshalb gestrichen werden.

Die arme Hartz4-Empfängerin muss sparen. Wie furchtbar! Kann sich nichtmal eine Yacht leisten – wir sollten dringend die Sozialstandards auf den Lebensstil von Donald Trump anheben. Um wieviel Geld geht es hier eigentlich?

Corinna Dechsler ist auf Hartz IV angewiesen und muss jeden Tag einen Euro für das Mittagessen ihrer Tochter bezahlen. Dafür sind im Hartz IV-Satz aber nur 50 Cent vorgesehen.

Wow. Bei fünf Schultagen in der Kino-Woche sind das sage und schreibe zwei Euro fünfzig.

Das reicht nicht für eine Kinokarte. Sonst noch Kosten?

Für den Schulbedarf sind 100 Euro eingeplant. Corinna Dechsler hat allerdings schon im ersten Schulmonat für einen Rucksack, eine Sporttasche, Bücher und einen Malkasten 110 Euro ausgegeben

Ich habe das Gefühl, Corinna plant nicht sonderlich gut. Was sind das eigentlich für Bücher – für über 80 Euro?

[nicht mehr Hartz4] Corinna Dechsler und ihre Kinder müssen auch weiterhin auf einen Baum zu Weihnachten, ein Eis im Sommer und die Haftpflichtversicherung verzichten.

Jetzt bin ich sicher, dass Corinna nicht sonderlich gut plant. Das sind horrende Kosten von 24€ für die Haftpflicht, 3,30€ für drei Kugeln Eis (zwei Kinder) und 10€ für einen netten, kleinen Baum. Macht 37,30€. Im Jahr.  Ich kenne Hartz4-Empfänger, die rauchen.

Corinna bekommt übrigens 409 Euro im Monat, plus 237 pro Kind, macht 10.596 € / Jahr. 37,30 sind davon 0,35%. Aber schön, dass man so einen Kleinscheiss als wahlrelevant hinstellt, ohne sich dabei blöd vorzukommen.

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