Ochi

Bei der (Berliner) Taz heult sich eine intellektuell Unterprivilegierte, wie das wohl auf politisch Korrekt heißt, aus. Wenn Ihr den Artikel noch nicht kennt, hier der Artikel mit meinen Kommentaren, damit es ein bisschen Gehalt dazu gibt:

Hallo. Mein Name ist Fatma Aydemir und ich habe ein Geheimnis: Ich werfe Menschen Rassismus vor. Wahllos und willkürlich. Dabei mache ich weder Halt vor Kolleg*innen, die mich morgens nett lächelnd grüßen, noch vor Freund*innen, auf deren Sofas ich seit Jahren chillen darf. Ich habe kein Erbarmen. Ich tue es einfach.

Hallo Fatma. Ich kann dich jetzt schon nicht leiden und habe das Gefühl, dass das schlimmer werden wird, wenn wir uns besser kennenlernen.

An der Rewe-Kasse, auf dem Bürgeramt. Fühle ich mich angegriffen oder argumentativ in die Ecke gedrängt, zack, packe ich sie aus, die Rassismuskeule, und schon ist die Welt eine bessere. Denn: Ich. Bin. Im. Recht.

Ich gehe mal davon aus, dass dir das öfters passiert, also das “argumentativ in der Ecke stehen”. Du bist aus der Ecke nämlich nie rausgekommen, du hast dich da selbst reingestellt. Und du hast auch nicht Recht, daran ändert auch v.ö.l.l.i.g. beliebige Interpunktion nichts.

Okay. Mir ist schon klar, dass es kein Geheimnis mehr ist, wenn ich es in eine überregionale Tageszeitung schreibe. Aber ich habe den leisen Verdacht, dass es sich nie wirklich um ein Geheimnis gehandelt hat. Also für alle, außer mir.

Also, es fanden dich immer alle widerlich und scheiße, aber jetzt hast du es endlich selbst verstanden? Cool. Der Artikel könnte ja noch was werden.

Mal ehrlich, haben Sie eben, als Sie meinen Namen gelesen haben, nicht gedacht: „So so, wieder eine dieser taz-Autor*innen, die alle Vorzüge des deutschen Rechtsstaats genossen haben, nur um uns alle hinterher als Nazis zu beschimpfen“?

Eigentlich habe ich mir gedacht, “warum nennen Leute ihre Kinder wie eine Islamische Kill-Order”, aber dann fiel mir ein, dass die Fatwa heißen und nicht Fatma, und Fatma wahrscheinlich sowas heißt wie “nervtötende blöde Kuh” oder irgendwas anderes feminineres.

Eben. Das war mein erster Kolumnenentwurf: „Alles Nazis“. Dabei kann ich froh sein, dass ich nicht schon mit 13 an einen anatolischen Hirten verkauft wurde. Danke, Grundgesetz.

Nachdem dir deine Eltern nicht einen Hauch von Anstand beigebracht haben, gehe ich davon aus, dass sie antiautoritäre Erziehung und Montessori-Klatschen toll finden und ihre Kinder niemals verkaufen würden, also ist das völliger Unsinn. Was nicht heißt, dass die Welt nicht vielleicht ein besserer Ort wäre, wenn deine Eltern dich an einen anatolischen Hirten verkauft hätten; ich kenne zumindest keinen anatolischen Hirten, der derart widerlich ist wie du.

Im Ernst: All die Jahre war dieser Elefant im Raum, und ich spürte ihn, körperlich, und entschied einfach aus einer Laune heraus den Elefanten Rassismus zu nennen. Doch wie mir gerade klar wird, ist der Elefant gar kein Rassist. Der Elefant bin ich! Es gibt keinen Rassismus. Mir war einfach nur langweilig.

Es gibt natürlich Rassismus, du bist nur offensichtlich nicht ganz so helle. Und dass du dich gerne benimmst wie ein Elefant im Porzellanladen hast du jetzt schon ausführlich dargestellt, wissen wir also. Aber wenn dir langweilig ist, finden wir vielleicht einen anatolischen Ziegenhirten, der dich trotzdem nimmt. Auch der islamische Staat würde eventuell noch eine halbwegs passable Sexsklavin aus dir machen können, damit deine Existenz nicht gänzlich umsonst ist.

Dabei hätte ich es ja ahnen können, ablesen an all den Reaktionen, die ich bekam, wenn ich jemanden mit meinem völlig aus der Luft gegriffenen Verdacht konfrontierte: Augenrollen. Entnervtes Seufzen. Aufzählen aller Antirassi[s]musprojekte und Namen von Kanaken, die man kennt, und die einen gar nicht für einen Rassisten halten.

Ich bin mir relativ sicher, dass, zumindest in meiner Generation, Türken keine “Kanaken” sind, und zumindest anständige Türken würden sich nicht mit dem restlichen Mittelmeer- und Levante-Abschaum in einen Topf werfen lassen. Aber gut, die meisten Türken sind sowieso der Ansicht, dass nur der nutzlose Menschenmüll nach Deutschland geht, während es anständige Türken in der Türkei schaffen.

Ali vom Friseursalon. Die Frau, die abends das Büro putzt. Man unterhält sich doch voll oft mit ihr, und man liest doch seit zwanzig Jahren Adorno. Nein nein, Fatma. Ein echter Rassist würde das niemals tun. Ich übertreibe. Hitler ist tot.

Ich empfinde es ja als ein gewisses Maß an ausgleichender Gerechtigkeit, dass vorgebliche Sozialwissenschaftler, die Adorno für einen Intellektuellen halten, in Friseursalons arbeiten oder putzen, aber ich verstehe nicht, was uns Fatma damit sagen will. Dass die Jünger der Frankfurter Schule eine zutiefst rassistische Gruppe ist? Hey, außerhalb der radikalen Linken würde das niemand, wirklich niemand abstreiten.

Sogar Winfried Kretschmann meint, dass wir es mit der Political Correctness nicht übertreiben dürfen. Die „Tagesschau“ hat zudem beschlossen, den Zusatz „rechtspopulistisch“ nicht mehr zu nennen, wenn von der AfD die Rede ist. Man müsse lernen, die AfD als eine „demokratisch legitimierte Partei zu behandeln“. Das ist gut. Ich fange gleich jetzt damit an.

Dass die Grünen ihr Fähnchen in den Wind hängen, wie es gerade passt, sollte auch für Fatma nicht sonderlich überraschend sein, die Grünen und sie sind etwa gleich alt. Aber es ist schön, dass auch Migrantenkinder endlich anfangen, demokratisch legitimierte Parteien als solche zu behandeln.

Ganz ehrlich, ich dachte, der Artikel wird schlimmer.

Die AfD ist eine demokratisch legitimierte Partei, folglich keine rechtspopulistische.

Die Verknüpfung zweier unabhängiger Aussagen mit einem “folglich” begründet so keine Kausalität. Eine Partei kann nämlich (rechts-) populistisch und demokratisch legitimiert sein. Eine Partei kann auch ein widerlicher Haufen totalitärer Kommunisten und demokratisch legitimiert sein, das sieht man an der Die Linke. Auch Genozide können demokratisch legitimiert sein. Das ist eines der zentralen Probleme an der Verbindung von “demokratisch” und “legitimiert”.

Es gibt Menschen, die mit mir befreundet sein oder mit mir arbeiten oder sprechen wollen. Folglich erfahre ich keinen Rassismus. Geht doch. War gar nicht so schwer.

Höre ich da den spärlichen Versuch von Sarkasmus? Aber du, Fatma, machst schon wieder den Fehler, zwei unabhängige Aussagen mit einem Kausalität implizierenden Adverb (“folglich”) zu verknüpfen. Das mag vielleicht in Ostanatolien gehen, aber in der deutschen Sprache ist das schlicht blöde.

Aber ich weiß, das reicht nicht. Ich habe ein ernstes Rassismusproblem. Daran muss ich arbeiten. Ich muss lernen, dass es nichts mit Rassismus zu tun hat, dass ich jedes Mal, wenn ich meine Meinung äußere, gesagt bekomme, ich sei aggressiv. Oder unsachlich. Oder schlecht informiert.

Da der Artikel nur noch einen Absatz hat, gehe ich sehr stark davon aus, dass es absolut nichts mit Rassismus zu tun hat, wenn du gesagt bekommst, dass du aggressiv, unsachlich und schlecht informiert bist; vor allem, wenn du deine Meinung immer so äußerst. Das liegt einfach daran, dass du – um das zu spezifizieren – passiv-aggressiv, unsachlich und logisch nicht stringent bist. Abgesehen davon wirkt der Text jetzt auch nicht so, als wüsstest du, wo Anatolien überhaupt liegt oder was ein Hirte eigentlich macht.

Ich war halt wirklich schlecht informiert. Ich dachte, es gäbe Rassismus. Aber das stimmt nicht. Und überhaupt, wenn hier einer Rassist ist, dann bin das wohl ich.

Hatte ich nicht oben schon erwähnt, dass es natürlich Rassismus gibt und du offenbar wirklich schlecht informiert bist? Aber ich kann dich beruhigen: Du bist kein Rassist. Du hast schlicht ein niedrigeres intellektuelles Niveau als anatolische Hirten.
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“Ochi” im Titel ist übrigens doppeldeutig, nur weil hier ja nicht jeder ein Graecum hat – ich zum Beispiel nicht. Ich habe halt gelesen, dass es wichtig sei, dümmlicher, ignoranter, rassistischer und intoleranter Hate Speech vehement mit einem “Nein” entgegenzutreten, und das möchte ich mit dem deutlichen όχι auch ausdrücken.
Sollte ich anatolische Leser haben: Ist es da wirklich so schlimm, dass man sich als Hirte mit so einer Frau abgeben müsste? Ich meine, das verletzt doch grundlegende Menschenrechte?

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