Ich hab ja in meinem Newsfeed im Frühjahr gelesen, dass die Bundeswehr Reserveoffiziere sucht. Eher so dringend. Meine Frau fand es richtig cool, dass die Bundeswehr jetzt auch Mädchen nimmt, das durfte sie in jung genauso wenig wie Grisu der kleine Drache zur Feuerwehr.
Wenn der MAD nicht vollkommen unfähig ist und das, was ich hier schreibe, nicht für unglaublich verwerflich hält – ah, Moment… wen verarsche ich denn hier?
Meine Frau war da jetzt jedenfalls neulich; dauerte nur grob ein halbes Jahr – und dauert auch noch ein halbes Jahr, wegen der Sicherheitsüberprüfung. Der MAD muss ja nun erstmal meinen Blog finden und das dann auch noch alles lesen; das ist nicht so einfach, weil für das Gehalt, was IT-Leute da bekommen, bekommt man halt niemand Qualifizierten.
Meine Frau Dr., hingegen, wird halt gleich mindestens A13 bezahlt, allein, weil sie halt die Frau Dr. ist. Eher mehr, Frau Major wird eher Frau Oberstleutnant, das geht mehr Richtung A15, aber in jedem Fall bekäme sie da ein adrettes Uniförmchen, und ich hatte seit 20 Jahren keinen Sex mehr mit einer Frau in Uniform – damals war sie Stewardess. Von daher unterstütze ich das selbstverständlich.
Nun hat man so als Außenstehender den Eindruck, die Bundeswehr wäre ein totaler Saftladen. Allein, weil die gesamte geballte militärische Macht für über ne Billion Euro nicht gegen ein paar vorzivilisatorische Ziegenhirten einen “Krieg gegen den Terror” gewinnen konnte.
Was daran liegen mag, dass man da erstmal eine derartige Unmenge von Formularen ausfüllen muss, für die man in Papierform einen halben Wald fällen müsste, damit die überhaupt mit einem reden. Geht aber digital, jetzt. “Kennen Sie Personen aus einem der Länder im Sinne von § 13 Absatz 1 Nummer 17 SÜG?”. Ja fucking freilich, wir haben ein Boot, und abgesehen davon waren wir in den 90ern in der Schule.
China, zB, ist ganz oben auf der Liste der bösen Staaten. Wusstet ihr, dass grob 80% aller Chinesen Zhang, Wang oder Li heißen? Das ist wie Meier, Müller und Schulze, aber halt enorm viel mehr. Man kann Zhang halt auch als Chan schreiben, wie bei Jackie Chan. Das ist mal richtig gruselig, wenn Du kurz vor dem Abitur halt nen deutschen Pass haben willst, weil die prima Sicherheitsbehörden bestellen einen ein Jahr lang jedes fucking mal ein, wenn irgendwer wie halt Du auch Zhang, Wang oder Li heißt, nur um Dich zu fragen, ob Du den Verbrecher irgendwie kennst oder mit ihm verwandt bist. Es gibt ne Milliarde Chinesen. Darfst du ein Jahr lang jedes mal erneut erklären; Dienst nach Vorschrift. Aber am Ende bekommst Du dann einen deutschen Pass; war ich dabei. Das ist in etwa so zeremoniell und festlich und überhaupt toll, wie sein Auto zuzulassen.
Wobei das eher unfair gegebüber der KfZ-Zulassungsstelle ist.
Ansonsten haben wir ein Boot im Mittelmeer. Ja dafuq, was ist denn “kennen”? Ich hab deren Kontakt in meinem Handy? Ja, dann haben wir definitiv die halbe Liste voll. “Bitte mit Angabe von Vor- und Nachnamen und Adresse”. Ja woher und wozu soll ich denn deren Nachnamen wissen, geschweige denn deren Adresse? [Klaus] und [Giesela] haben uns im Frühjahr zum Golden Beach in Dipkarpaz mitgenommen, die haben ja ein Auto. Da kamen dann auch [Mohammed] und seine Verwandten aus Isfahan im Iran, da isses nämlich schön. [Sahar] ist Englischlehrerin (in Rente), daher konnte man sich da bei einem Bier nett unterhalten, wie das normale Menschen halt tun, aber wie lang soll man denn so ne Sicherheitsüberprüfungs-Liste ausfüllen?
[Sahar] hat uns gleich mal nach Isfahan eingeladen, und die sind offenbar schweinereich, von daher ist das schon verlockend, mal mit “locals” den Iran zu besuchen, aber davon werde ich auch mit da hinfliegen weder nach deren Nachnamen oder nach ihrer Anschrift fragen, weil erstens kann ich das soweiso weder lesen noch ordentlich aussprechen, aber die würden uns schon vom Flughafen abholen. Würden wir ja auch, aber die bekämen hier eher kein Visum.
Sind so weltfremde Anwälte und v.a. Bürokraten, die sowas machen. Man kann ja nun in einer beliebigen Küstenstadt in der Türkei (die lassen eher jeden rein; die werfen einen aber auch wieder raus) schön sein gute-Nacht-Bier trinken, und dann kommt ein zweijähriges Kind und will eine Deiner Zigaretten essen. Nimmt man ihm halt weg, plärrt das Kind, kommt Papa und entschuldigt sich.
Das ist nicht nötig, sagt man dann, und ganz rassistisch fragt man dann dazu, wo der herkommt, weil er einen seltsamen Akzent hat. Palästina, sagte er, ob ich wisse, wo das sei. Ich bin Deutscher, erkläre ich dann, ich weiße eine ganze Menge. Und dass Palästina eher traurig ist. Aber, muss ich fragen, haben die nicht wirklich, wirklich schöne Strände? “Paradiesisch”, ist die Antwort. Die seien nur leider voller Landminen, und da sind auch noch Soldaten, die wahllos Leute erschießen. Von beiden Seiten.
Ich frage mich daher, wo da ein “Sicherheitsrisiko” sein könnte. Aber gut; Thema: Meine Frau fand die Bundeswehr richtig prima. Firmen machen ja so bullshittige “Assessment-Center“, aber die Bundeswehr macht das bewundernswert gut. Weil das beginnt mal um 6 Uhr morgens, Du musst da also schon echt wollen. Für derart früh gibt es genau Null vernünftige Gründe, das ist keine Bäckerei. Alle wichtigen Informationen sind dann übrigens auf der Rückseite der grob 39 Seiten, das ist also schonmal der erste Intelligenztest. Es bedruckt ja nun niemand Papier doppelseitig.
Und dann – habe ich aus erster Hand – kommt man da weit vor Sonnenaufgang hin, und da steht ein tatsächlich wacher Soldat mit einem durchaus imposanten Sturmgewehr, sagt freundlich “guten Morgen”. Der bekommt Seite 26 von 39 und Deinen Ausweis, und muss dann an einen Computer von 2002, weil Drucken ist schlecht für die Umwelt. Der erklärt Dir dann sehr genau den Weg, weil es (wissen wir von Sun Tsu) eine militärisch saublöde Idee ist, irgendwas auszuschildern.
Dann bekommt man nen frischen, trinkbaren Kaffee und ein immerhin 3* – Frühstücksbuffet, weil die offenbar auch Bäcker haben, die noch früher aufstehen. Bei 4* muss man sich seinen Latte Machiato nicht selber holen.
Danach kommen ernsthaft sinnvolle Tests & Interviews – also, sagt meine Frau Dr.; die hat das studiert.
Von daher darf mein Kätzchen kommendes Jahr wohl fünf Wochenenenden “Ausbildung” machen, das sind drei Wochenenden Blabla, ein Wochenende im Matsch zelten (wie Rock im Park, 800€) und ein Wochenende mit einem G36 und ner P8 rumballern (250€ in Tschechien mit deutlich älteren, sowjetischen Waffen).
Meine Frau mag ja nun “Saftladen aufräumen”, das hat sie die letzten 5 Jahre (schlecht bezahlt) getan, aber die Bundeswehr ist offenbar kein Saftladen. Ich hab so ein bisschen die Befürchtung, dass sie das am Ende noch Vollzeit machen will. Weil dann muss ich ja am Ende noch umziehen. Wer darf das dann alles organisieren? Eben.
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Nachtrag: Ich glaube, der einzige Grund dafür, dass in Deutschland niemals einen Militärpusch gegeben hat oder geben wird ist, dass es wirklich jedem zu doof ist, den dafür notwendigen Laster voller Formulare auszufüllen.
“Saftladen aufräumen”
Soll deine neue Offizierin dann im Inland oder im Ausland eingesetzt werden? Oder jeweils nach aktueller werteorientierter feministischer Lage (Zyklus)?
Wenn sie zu einem künftigen Inlandsbatallion stößt, ist vermutlich ganz schnell Schluss mit deinem Blog hier. Wg. Hupfdohle und so… Da hilft dann auch kein Thai-Impressum mehr.
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Ja, ähm… die militärische Bezeichung für Leute in einem Bataillon ist wohl offenbar nicht “Frontlinienfußvolk”, sondern “Mannschaft”. Da fehlt meine Frau halt ein Körperteil, um Teil einer “Mannschaft” zu sein; ganz explizit sogar ist sie weder “Mann”, noch hat sie einen “-schaft”.
Ich hab vor ein paar Jahren mal mit irgendwem auf dem Volksfest nen Schnapps getrunken, der hatte ein Trauma wegen Ziegenhirten erschießen in Afghanistan; aber was soll denn meine Frau in einem Kriegsgebiet? Die sind ja, wie erwähnt, nicht vollverblödet bei der Bundeswehr; das ist _nicht_ der Bundestag.
Zudem verbitte ich mir Kritik an meinem vollkommen korrekten Impressum. [Pana], meine Stiefschwiegermutter, hat mir bislang noch jeden Brief mitgebracht, der da ankam. Also: Keinen, aber es ist ja nun beim besten Willen nicht meine Schuld, dass die Thailänder das mit “Post” nicht so hinbekommen.
Im Übrigen verweise ich auf https://lollipops4equality.wordpress.com/2022/11/30/koln/
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Ach. Als ich meinen Neuwagen hier kaufte, musste ich so grob 30+ Unterschriften leisten. Da kriegt man schon mal einen Krampf. Und nach 2 Monaten bekam ich heute dann endlich die Kennzeichen, den Fahrzeugbrief und die Original Vollkasko. Alle meinten, das waere aber super schnell und glatt gelaufen. Andere warten tlw. ein Jahr darauf, weil irgend eine Hupfdohle was falsch abgetippt hat. Mindestens durch drei Drucker sind die Paiere gelaufen – Nadeldrucker, Laserdrucker und Farbdrucker. Danach wird das Ding hermetisch in eine Plastikhuelle geschweisst, damit es sich bei der Luftfeuchtigkeit nicht alsbald in Kruemel aufloest.
Und die Kiste hat nicht mal ein aufgesetztes Maschinengewehr! Haette ich zwar gerne, aber es gaebe zu viele Gruende es taeglich mehrmals zu benutzen.
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Hab ich Dir schonmal gesagt, dass es bei Aliexpress für 3$ so Aufkleber gibt, damit Du das ä, ö und ü auf Deiner Tastatur findest? Weil, das sind +- zwei Mausklicks, um das umzustellen. Ich hab die nicht drauf, mein Notebook ist aus Litauen, die haben ö und ä offenbar auch, und ich kann prima auf Å drücken, wenn ich ein ü will. Dass dann die Taste y ein z macht, geht umgekehrt auch; da gewöhnt man sich dran.
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Die Nagellackkuenstlerin nebenan wuerde das sogar billiger machen. Fuer 2 mal 20 Minuten am Tag waere das hilfreich. Was aber mach ich die restlichen 8 Stunden mit der uebermalten US-Tastatur an die ich mich seit ueber 20 Jahren gewoehnt habe?
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Asterix, Passierschein A38:
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