Aktivisten

Beim jüngsten Fußballspiel der nationslosen “Mannschaft” gegen eine andere Fußballmannschaft aus offenbar Äthiopien im Münchner Corporate-Sponsoring-Stadion gab es wohl einen Anschlag. Verantwortlich dafür zeichnet die ökofaschistische Terrororganisation “Greenpeace”, denen unser westlicher Lebensstil ähnlich missfällt wie den weitestgehend friedlichen Freiheitskämpfern des islamischen Staates in der Levante.

Nun fand dieses Attentat nicht in den USA statt, wo man nicht mit Terroristen verhandelt, sondern sie neuerdings ins Abgeordnetenhaus wählt, sondern in Deutschland, wo (allerdings andere) Terroristen bereits seit über 25 Jahren im Parlament vertreten sind.

Konsequent erklärte also irgendwer von der Münchner Polizei, dass die (vielleicht sogar existenten) Scharfschützen den Greenpeace-Terroristen nicht rechtzeitig vor dem missglückten Attentat mit mehreren Schwerverletzten eliminiert haben, weil ja klar und deutlich erkennbar war, dass es sich um einen Greenpeace-Terroristen handelt.

Mit 25 Jahren weniger Erfahrung als bei Öko-Terroristen ist es daher auch nicht verwunderlich, dass die Polizei in Würzburg bei einem somalischen Messerstecher, der “Allahu Akhbar” brüllend wahllos unzüchtige Frauen ermordet hat und bei dem Gigabyteweise Propagandamaterial diverser islamistischer Terrororganisationen gefunden wurde, über das Motiv weiterhin im Dunklen tappt.

Ich habe auf diesem Blog ja schon öfters dargelegt, dass der Unterschied zwischen einem “Terroristen” und einem “Freiheitskämpfer” reine, politische und in der Regel faktenfreie Semantik ist, die ganz im Sinne Orwells erst ex post vom Sieger festgelegt wird.

Das aber ist hier nicht das zentrale Problem; das wichtigere ist, dass wir in Deutschland nach §1 des Grundgesetzes besonders die Würde des Menschen achten, auch die von Terroristen, aber natürlich auch die von Geisteskranken und natürlich auch Pädophilen. Zynische Shitlords aus dem Internet könnten jetzt auf die Idee kommen, dass dieser Paragraph Scheiße ist, aber das wäre verfassungswidrig.

Denn de facto ist die Würde des Menschen in Deutschland von seiner politischen Ausrichtung abhängig: So ist es nach Ansicht der Berliner Politik wie Polizeiführung völlig in Ordnung für die Menschenwürde der Polizisten, sich von Hausdächern mit Ziegelsteinen bewerfen zu lassen – oder, wie das jemand bei Twitter formulierte, “ein paar Steinchen auf gepanzerte Staatsmilizen zu werfen”.

Andere, weniger progressive Staaten, wie das genozidal-kolonialistische Israel, versuchen, das mit der Menschenwürde ihrer Bevölkerung dadurch aufrecht zu erhalten, dass sie in solchen Fällen ein paar Raketchen mit ein paar Kampfjetchen auf ihre Gegner abfeuern. Die haben das nur semantisch noch nicht so drauf, dass das weitestgehend friedlich klingt.

Bei uns hingegen sitzen die für die Bevölkerung (nicht: den Staat!) gefährlichen Terroristen eher in irgendeinem Drecksloch in Berlin oder Hamburg; das kann man schlecht bombardieren; dafür gäbe es auch keinen Rückhalt in der politisch korrekt verblödeten Bevölkerung.

In Deutschland kannst Du da auch aus historischen Gründen nicht einfach eine Mauer rumbauen, warten, bis die rauskommen, und sie dann vergasen. Weil, wie schon beim Abschuss von Terroristen entführter Flugzeuge vor Jahren vom Bundesverfassungskasperletheater (schaut mal, was die anhaben!) beschlossen, geht das ja wegen der Menschenwürde der Terroristen nicht. Wie bei dem Terroristen in München. Oder den (durch eine einfache Abschiebung) vollkommen vermeidbaren Opfern in Würzburg; die sollen sich mal nicht so haben.

Nun bin ich zum Glück vieler Leute kein Politiker, mir fiel aber bei der zeitgeistigen “deutschen” Wertschätzung für Menschenleben zumindest für ein Terroristen-Problem eine sozialverträgliche Lösung ein:

Es wurde neulich eine namentlich unbekannte Terroristin aus dem Hambacher Forst, einem zukünftigen Bergbaugebiet, zu 5 Minuten Arrest und einem Lolli verurteilt, ziemlich zeitgleich zu der Meldung, dass der widerliche Nazi, der seine GEZ-Zwangsgebühren Demokratieabgabe nicht bezahlen wollte, seit fast einem halben Jahr im Knast sitzt.

In irgendeinem Teil Deutschlands, das sich Mühe gibt, Berlin als letztes Drecksloch Europas abzulösen, bevor Paris das tut, kolonialisieren widerliche Ökoterroristen ebenso friedliche Bäume indigener Autobahnbauer, kostete jüngst eine “Räumung” von Affen, die von Bäumen aus mit Kot auf Polizisten werfen, einen zweistelligen Millionenbetrag.

Nun kostet so eine Luft-Boden-Rakete auch gerne 800.000€, was auch das Problem mit “da ist ein Wald”, was die Ökoterroristen stört, genauso beheben würde wie das Problem mit den Ökoterroristen selbst.

Das spart zudem 97,4% des Geldes, aber das geht halt in Deutschland nicht, weil die Kot-werfenden Affen genau die gleiche Menschenwürde haben wie die sich mit Scheiße und Steinen bewerfen lassenden Polizisten – ein Punkt, dem ich nicht widersprechen kann; die Polizisten finden das wohl auch in Ordnung so. Die haben offenbar auch keine Würde.

Mir fiel da allerdings ein Video der Sendung mit der Maus aus meiner Kindheit ein, über sogenannte “Harvester”. Das sind so Baumfällmaschinen, die halbautomatisch einen Baum fällen, zerstückeln, derweil entasten und schön stapeln. Meine Anfragen an John Deere und Komatsu, ob es das stören würde, wenn auf dem Baum noch ein Umweltaktivist Ökoterrorist sitzt, wurden leider nicht beantwortet – kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen.

Das geht aber auch nicht, Menschenwürde, wissenschon.

Heute, aber, lernte ich den TimberPro TL745D Feller-Buncher kennen. Wie in diesem Video zu sehen, fällt der jeden Baum in jedem europäischen Wald, zehn bis vierzig Meter unter den Ökoterroristen, und legt diese dann sanft ab, um bequem von Polizei und Justiz einen Lolli zu bekommen.

Oder, wie das in einem Rechtsstaat wäre, eine Rechnung. Aber das gilt nur für Leute, die keine Staatspropaganda hören wollen. Terroristen bekommen Geld. Wir haben keinen Rechtsstaat. Wir haben Menschenwürde.

Brief an eine alte Jungfer

Als ich in der Schule war, hat man da noch (zumindest formell) inhaltliche Dinge gelernt und nicht nur was über die Befindlichkeiten von geisteskranken Lesben oder Männer mit Kastrationsfantasien. Eines davon ist das Konzept der Gewaltenteilung, also des Staates in Legislative, Exekutive und Judikative, als Säulen des Rechtsstaats. Das Konzept der Presse als “vierte Gewalt”, als weitere Säule dieses Rechtsstaats, wurde mir von Jeffrey Archer nähergebracht.

Nun kann man sich den demokratischen Rechtsstaat als Hocker vorstellen, der mehrere Füße hat. Ein dreibeiniger Hocker steht immer stabil, auch auf unebenem Grund. Das ist praktisch – und war das Sitzmöbel der Wahl für die einfachen Leute; Stühle mit vier Beinen waren was für Könige.

Mit dem Fall der Monarchie hielt der vierbeinige Stuhl dann Einzug in die Stuben der Arbeiter, und kurz darauf bekamen sie auch eine Tageszeitung. Das sieht gut aus, ist bequem, und da kann man schonmal ignorieren, dass es eigentlich fast immer kippelt – man baut halt als sorgfältiger Deutscher einfach sehr ebene Böden, dann geht das schon mit den vier Beinen. Zudem, das muss man dem vierbeinigen Stuhl ja auch lassen, fällt der nicht gleich um, nur weil ein Bein bricht – der dreibenige Hocker hingegen schon. So ist auch das “Fourth Estate”- Konzept mit der Presse als Korrektiv der drei Staatsgewalten sinnbildlich zu erfassen.

Freilich aber setzt das weiterhin einen sehr ebenen Boden voraus – der vierbeinige Stuhl kann, im Gegensatz zu einem gleich dreibeinig konstruierten Stuhl – schon auf vier Beinen nur unter idealen Bedingungen stabil stehen, wird der Untergrund abgenutzt oder zum Beispiel durch Antifanten rausgerissen und auf Polizisten geworfen, kippelt das schon sehr – bis zum Umfallen.

Es ist an dieser Stelle natürlich müssig, über die Sinnhaftigkeit von drei- versus vierbeinigen Stühlen zu sinnieren, da wir de facto einen vierbeinigen Stuhl haben. Und, wie sich das vierte Rad am Wagen nicht müssig wird, uns zu erzählen, bräuchte das dringend mal einen Reifenwechsel. Freilich aber gibt es – ja, im Internet- eine ganze Menge neuer Reifen unterschiedlichster Qualität. Was – natürlich – die alten Reifen stört, wollen sie doch nicht entsorgt und verbrannt werden, schon der Umwelt wegen.

Ein Vögelchen hat mir – wohl, um mich zu ärgern – diese Allegorie einer Caroline Fetscher (Triggerwarnung: enthält ein Bild von Caroline Fetscher) zugeschickt. Frau Fetscher schreibt:

Die sich von der Demokratie verabschiedet haben, sind in einer eigenen Welt voller Ressentiments.

Ich habe gestern schon geschrieben, wie sehr es mich ankotzt, dass diejenigen, die Demokratie und Rechtsstaat am meisten sabotieren und gezielt zu zerstören versuchen ebendiese Begriffe am lautesten schreien – und damit inhaltsleer machen. Heute möchte ich dazu also nur noch sagen, dass der zitierte Satz kein Deutsch ist. Es müsste “Die(jenigen), die” heißen. Nein, das ist nicht diskutabel. Und Leute, die kein ordentliches Deutsch können, wollen die vierte Gewalt im Staat sein. Freilich, das passt zu Justizministern ohne Respekt vor dem Recht, Polizisten, die ihren Job nicht machen dürfen, weil das “unschöne Bilder” geben könnte und einer Legislative, die nur noch um ihrer selbst Willen existiert, aber wenn die Beine des Hockers derart niedrig sind, können wir uns auch gleich auf den Boden setzen. Das ist dann übrigens auch schon der Punkt, den Caroline Fletscher nicht versteht:

Im Korb einer Frau mittleren Alters liegt neben den Einkäufen „Der Spiegel“. Freundlich tippt sie jemand hinter ihr an, ein junger Mann, Ende zwanzig, sportlich gekleidet, kurzes Haar. „Die Zeitschrift legen Sie besser zurück ins Regal“, rät er beiläufig. „Was da drinsteht, kriegen Sie online gratis.“ „Ja? Alles?“ Geduldig führt er aus: „Füttern Sie lieber nicht die Journalisten, die erfinden sowieso das meiste oder schreiben von anderen ab.“ „Ach“, staunt die Frau und wird hellhörig, „wo erfährt man das denn?“

Vage verweist der junge Mann auf das Internet, er will aber illustrieren, was er meint: „Zum Beispiel, ein Reporter hat Fotos von Rechten gemacht, auf dem G-20-Gipfel. Mit denen hat zufällig gerade einer geredet, der nicht dazugehört, aber unter dem Bild stand, das wären alles Neonazis.“

„So was passiert sicher mal“, sagt die Frau, „deswegen ist ja nicht alles falsch, was Medien berichten. Wenn keiner bezahlt, können sie irgendwann nicht weiterarbeiten.“

Was eine tolle Geschichte. Ich habe neulich bei der Welt einen Artikel gelesen, der mal mit der von linken Idioten propagierten Lüge aufräumt, “Gutmensch” wäre von den Nazis erfunden worden. Der Autor führt das Wort auf einen Lektor eines Buches eines Christian Oesers (was wiederum ein Pseudonym ist, aber egal) zurück. Das Buch trägt den überhaupt nicht sperrigen Titel “Ch. Oeser’s Briefe an eine Jungfrau über die Hauptgegenstände der Aesthetik: ein Weihgeschenk für Frauen und Jungfrauen, denen es mit der ästhetischen Bildung Ernst ist“. Ich erwähne das Buch deswegen, weil Frau Fetscher es wohl nicht gelesen hat, sonst wäre uns die Anekdote aus dem Paulanergarten oben erspart geblieben:

Diejenigen verstehen übrigens die Hoheit der Poesie schlecht, die da glauben, sie dürfen sich Nachlässigkeiten der Sprache erlau­ben; vielmehr erfordert sie die höchste Vollkommenheit, denn sie ist Schöpferin und Meisterin der Sprache selbst und muß als hohes Vorbild im höchsten Grade rein, richtig, deutlich und bestimmt sein. Ueberdies vermeidet die poetische Sprache Weitschweifigkeit und Breite, denn diese Fehler langweilen und hindern also- die rege Thätigkeit; hingegen bestrebt sie sich so kurz als möglich zu sein und wird eben dadurch auch bestimmter und kräftiger.

Gell, was der Mann da den Frauen und Jungfrauen mit auf den Weg gegeben hat, klingt doch ganz sinnvoll, oder? Aber gut, weiter mit Frau Fetscher; dem jungen Mann ist es nämlich herzlich egal, dass eventuell selbsternannte Journalisten für ihre Lügen (oder, im Fall von Frau Fetscher, Meinungen) nicht mehr bezahlt werden könnten:

„Dann würden die mal sehen, wie es unsereinem geht!“ Wie es ihm geht? „Na, der nette Netto-Rest, den einem der Staat übrig lässt“, sagt er, beträgt für ihn als gelerntem Einzelhandelskaufmann um die 1200 Euro, in seiner Familie gibt es Arbeitslose: „So sieht das aus.“

Tjo, an der Stelle endet dann auch schon Frau Fetschers illustre Geschichte, und sie geht ohne Umschweife dazu über, dem fiktiven jungen Mann noch sehr viel mehr anzudichten, als er – selbst in ihrer eigenen, fucking Fantasie – irgendwie zum Ausdruck gebracht hat:

was er sagte, war explosiv gefüllt mit Subtexten. Das Auffälligste an solchen Einlassungen im Alltag sind ihre Auslassungen, es fehlt der ungenierte Klartext der anonymen Online-Foren. Aber zu ahnen ist er: Die Lügenpresse betrügt uns, der Staat kassiert zu viel Steuern, die Rente wird nicht reichen, den Asylanten geht es zu gut, die Regierung ist schuld am Terror, kurz, „wir“ sind „denen“ egal.

“Die Lügenpresse betrügt uns” ist ziemlich wörtlich genau das, was der junge Mann gesagt hat. Das ist kein “Subtext”. Das steht da. 

Und wer, bitte, außer den politisch Verantwortlichen ist denn bitte sonst Schuld am Terror? Lieschen Müller? Du? Ich? Lass mich raten – natürlich ich.

Indirekt hatte der junge Mann im Supermarkt seine Anschauung der Welt offenbart, reale Nöte neben Ressentiments, Verbitterung, Zynismus. […] Die Warteschlange nutzte er als Gelegenheit, im Alltag, nebenher, seine Propaganda auszuprobieren.

Der Mann hat direkt seine Ansichten über die Presse und seine realen Nöte kundgetan. Das ist keine Propaganda, das ist eine Einzelmeinung. Propaganda ist, wenn man eine Meinung mit Massenmedien verbreitet. Wie, übrigens, du, Caroline.

Deren geübte Doppelbödigkeit hat etwas Unheimliches

Und schon sind wir bei der Extremform weiblichen Solipsismus: linkem weiblichen Solipsismus. An welcher Stelle bitte ist der Mann denn doppelbödig?

denn die so reden, haben sich vom demokratischen Konsens verabschiedet.

Boah, schon wieder. Alles, was ich sage, ist demokratischer Konsens, und alle anderen Meinungen sind antidemokratsich. Sammal.

Sie glauben dem kein Wort mehr.

“Dem” was? Dem demokratischen Konsens, einer theoretischen Fiktion? Oder der (lügenden) Lügenpresse? Lügenden, ihre Wahlversprechen nicht einhaltenden Politikern? Das nennt man Vernunft, wenn man Leuten nicht glaubt, die nachweislich viel lügen. Vernunft. 

Die Fremdenfeinde sind selber die Entfremdeten, sie sind ausgestiegen – eine Haltung, wie sie das sardonische Lächeln mancher AfD-Protagonisten verrät.

Und ihr dachtet schon, ich hätte mit dem Meme übertrieben, oder? Wer Journalisten, die lügen, für ihre Lügen kritisiert, ist automatisch Hitler.

On another note: sardonisch lächeln kann nur jemand, der tatsächlich einen eigenen Schaden hat. Das macht das bittere Lächeln der AfD, was Caroline Fetscher als fies und zynisch darstellen will, berechtigt.

Und das ist das Problem, wenn Idioten intellektuell tun. Herr Oeser hat das schöner formuliert:

zumal es ganz unleidlich klingt, wenn ein Frauen­zimmer sich solcher Kunstwörter bedient; weiblich und lieblich ist es, sich über Gegenstände des Geschmacks in natürlicher Sprache zu äußern, denn da ist man doch gewiß, daß das Gesagte nicht nachgeschwatzt, sondern selbst Empfundenes und Gedachtes sei.

Blühende Landschaften in Unrechtsstaaten

Als ich jung war, gab es noch die Sowjetunion, und “Sozi” war ein Schimpfwort. Wohlgemerkt, ich war nicht alt genug, um mich dafür zu interessieren, dass / warum / weil die Mauer fiel, und einer meiner besten Freunde ist in Dresden geboren, was damals noch Karl-Marx-Stadt hieß (oder so).

Zur Feier dieser Wende – ich wurde ja langsam alt genug für Computerspiele – gab es dann, aus aktuellem Anlass hochtrabender Versprechungen “blühender Landschaften”, Computerspiele wie Aufschwung Ost, was sich zu SimCity in etwa verhält wie StudiVZ zu Facebook – war nicht so toll, kennt keiner mehr, war auch nie nötig.

Ich kannte natürlich von meinem Vater die Geschichten über die lächerlichen Schikanen der DDR-Grenzposten im Hinblick auf seine Studentengruppen etc. pp., und dementsprechende Schilderungen, wie entsetzlich es dort so aussehen müsse. Ich hatte also kein sonderliches Bedürfnis, da hinzufahren.

Ich war dann erst 2002 mit meiner (jetzigen) Frau in Berlin, und konnte (trotzdem noch) nachvollziehen, was die Leute meinten: Das war scheußlich. Positive Erinnerungen an meinen kurzen Aufenthalt sind die wirklich netten Menschen (im Vergleich zu München, aber das ist eine niedrige Messlatte) und die freien Parkplätze in der Innenstadt – versucht mal, an einem Samstag Mittag irgendwo in Bayern auf der Straße zu parken.

Aber es war unästhetisch. Freilich, die Japaner haben am Dingsda-Platz ein glasverspiegeltes Sony-Center gesponsort, aber Berlin hatte insgesamt genau das Flair, was man von den DDR-Erzählungen erwartete. “Arm, aber sexy” ist da nichtmal ein selbstironischer Marketing-Spruch wie “Wir können alles, außer Hochdeutsch” – zumindest wurde ich bei den Schwaben nämlich nicht enttäuscht, wohingegen Berlin halt die Crackhure unter den Frauen Städten ist.

Fairerweise ist man ja nun als (unfreiwilliger) Wahlmünchner recht verwöhnt und findet z.B. auch, dass Paris irgendwie unangenehm riecht (im Sommer), aber London z.B. ist doch eine sehr nette Stadt, halt nur teuer.

Naja, dachte ich mir, stürzen wir uns doch wirklich ins Abenteuer und tun uns echten Kommunismus an: vor 15 Jahren flog ich nach China, macht sich ja sicher gut im Lebenslauf. Mit schlimmsten Erwartungen. Was ich fand?

[Links im Bild: Ich]

Entsetzlich, oder?  Also, wenn man das jetzt mal mit Berlin vergleicht? Ja, fairerweise, das ist ein Park, und das schicke Gebäude nur die Orangerie, und die Berliner haben ja jetzt auch ein hübsches Nilpferdhaus in BH-Form, aber damals war das – neben der Wohnung im 13ten Stock – schon was völlig anderes. Hätte ich nicht Wirtschaft studiert, wäre ich sofort Kommunist geworden. Habe ich aber, von daher stellte ich schnell fest, dass das kommunistische China genau so wenig kommunistisch ist wie das sozialdemokratisch-marktwirtschaftliche Deutschland eine Marktwirtschaft.

China in den Nullerjahren war eine Marktwirtschaft wie – keine Ahnung – Deutschland unter Ludwig Erhard, der erstmal alle Regelungen gestrichen hat, weil – äh – die eh überflüssig waren?  Es war beeindruckend. Grausam, ja, aber auf eine gewisse Weise ehrlich, die ich nicht kannte. Was die westliche Lügenpresse als “westlichen Raubtierkapitalismus” bezeichnet, ist genau das, was in China die oben gezeigten blühenden Landschaften produziert hat – und übrigens – so meine Theorie – auch das deutsche Wirtschaftswunder nach dem Krieg.

Gute Sozialdemokratie war es zumindest mit Sicherheit nicht, die gab es (und gibt es) in China nämlich nicht.

Nun ist es so, dass das politische System in China in etwa so funktioniert wie das in der EU – man kann schon jemanden wählen, aber die haben halt nichts zu melden. Die Illusion von Demokratie funktioniert für die Massen genau wie eine (pervertierte) Demokratie für die Massen – die Massen wollen nur ein gutes Leben haben. Was nun eigentlich jeder will. Kurz: Sol lange es den Massen zunehmend besser geht, ist ihnen das Wurst.

Soviel die Chinesen unter Mao den Sowjet-Kommunismus inklusive Vernichtungsprogrammen für alle mit einem Hauch von Verstand kopiert haben, haben sie auch den Kapitalismus kopiert. Das mit dem “Kopieren” war übrigens in meiner Jugend – man schaue mal Die Hard, wo Bruce Willis noch Haare hatte – eine japanische Geschichte. Komischerweise wurden dann die Japaner besser als die Amerikaner in so ziemlich allem – Komatsu vs. Caterpillar ist (war?) eine Case Study in jedem ordentlichen MBA-Programm (bei uns hieß das noch “Grundstudium”).

Der frühe Vogel fängt den Wurm, ist das westliche Mantra unserer – im Vergleich zur asiatischen eher neuen – “Kultur”. Den Spruch gibt es in China auch, der übersetzt sich aber in etwa “Der frühe Vogel fängt den Wurm. Der frühe Wurm wird als erstes gefressen”.

Klar, in unserer westlichen Erziehung hat das ein gewisses Maß an inhärentem Sozialdarwinismus, aber im Gegensatz zum Koloss von Rhodos steht die Chinesische Mauer noch – ward ihr mal am Limes? Am Limes gibt es schöne Schilder, die darauf hinweisen, dass da der Limes verlief. In China hingegen…

Nun hat China natürlich auch Nachteile. Ich war letztes Jahr zum fünften Mal da, und musste feststellen, dass die Prepaid-SIM Google sperrt. “Great Firewall of China”, so die Lügenpresse. Die große Mauer scheint ja nun geholfen zu haben, das Land ist ja nun heute China, nicht Mongolei. Und es ist damals kein Problem gewesen, an der Mauer vorbeizukommen, wenn man keine bösen Absichten hatte  – und das ist es beim “Great Firewall” auch nicht. Mein Chinesisch ist – mittlerweile praktisch bewiesen – auf dem Niveau einer Zweijährigen – aber für Google geht nicht reicht es noch. “Google 不行, blablablablabla”, antwortete der Mann, aber ich nehme halt an, dass das an der Regierung lag. Gut, halt VPN angemacht, passte schon.

Ich habe grundsätzliche Probleme mit der Einschränkung freier Meinungsäußerung, und dazu gehört auch der freie Zugang zu Informationen.  Nun kostet es in China etwa 1€/Monat, das zu umgehen. Aber davon ist China immer noch ein Unrechtsstaat – zum Beispiel deswegen – und daran muss man mal Deutschland messen.

[Anmerkung: Ein “Unrechtsstaat” ist kein streng definierter Begriff. Ich verstehe einen Unrechtsstaat als solchen, in dem (a) Gesetze nicht für alle gelten und / oder (b) Gesetze unerträglich ungerecht für Teile der Bevölkerung sind.]

Auf 50 Jahre gerechnet sind 1€/Monat 600€. Das ist viel Geld, vor allem in China. In Deutschland hingegen haben wir ganz toll freien Zugang zu Informationen zu Monopolpreisen des ehemaligen Staatsbetriebs Telekom (schaut nur mal nach Österreich), und dazu “nur 17,50€ / Monat nutzlose Gebühren für das Staatsfernsehen. Wenn ich mich jetzt zwischen chinesischen Staatsmedien gratis plus einem Euro für alles andere oder freiem Zugang für alles plus 17,50 für’n Arsch entscheiden müsste – nun, vor allem als Chinese würde ich das günstigere nehmen.

Und so frei ist die Meinungsäußerung ja auch nicht mehr – Zensursula kennen alle noch, den Rollstuhltypen auch, und Heiko “ich habe einen schicken Anzug, aber nur Luft im Kopf” Maas will das chinesische System ja nun auch für Deutschland. Aber nicht – wie die Chinesen – für alle, sondern nur für ihm missliebige Meinungen. Das wären dann 17,50 Zwangsabgabe plus 1€ für das VPN. Aber klar, China ist böse, die Türkei ist böse, Deutschland sei ein toller Rechtsstaat.

Ein so toller Rechtsstaat, dass der Blogger Hadmut Danisch wahrscheinlich 4.000€ Kosten zu tragen hat, weil der MDR, also der Staat (ne, das ist Staat, es geht darum, wer die Kosten eintreibt) einen Blogpost von ihm nicht so toll fand und ein Gericht fand, dass die Ankläger zur Hälfte totalen Unsinn behaupten. Herr Danisch hat den totalen Unsinn nicht eingesehen, was vorher noch mehr Unsinn war, aber totalen Unsinn nicht einsehen kostet in unserem ach so tollen Rechtsstaat ja nur 4.000€. Den Rest zahlt der Zwangsgebührenzahler -also, u.a. der Herr Danisch. Fein, oder?

Es ist sooooo schön, in einem Rechtsstaat zu leben. Ich meine, gut, für missliebige Meinungen wird man in China halt evtl. mal ungerechtfertigt inhaftiert, aber die Strafe für 4.000€ Verschwendung von öffentlichen Geldern ist halt Kopfschuss. In China. In Deutschland ist das nicht strafbar. Wie erwähnt, wir leben ja in einem tollen Rechtsstaat.

So, und nun wägen wir mal ab: Ist es ein größeres Unrecht, dass der Danisch 4.000€ zahlen muss, aber der MDR gar nichts, im Vergleich zu China, wo die Verschwendung öffentlicher Gelder eines der schlimmsten Verbrechen ist?

Klar, ich höre schon die Leute schreien “aber die machen das doch nur nach Gusto” – fein. Wir in Deutschland bestrafen die Leute, die sich an die Gesetze halten und ein Impressum führen und Geld haben. Der Rest kann in Berlin Autos anzünden und in Bremen Björn beklauen, soviel er will. Feiner Rechtsstaat. Oder – äh – Unrechtsstaat. Und mit so einem muss man nur umzugehen wissen; mein Blog hat ja nun ein TMG-fragliches Impressum, einen Hoster in den USA, und mein auf Grand Bahama sitzender VPN-Anbieter, der einer russischen Briefkastenfirma gehört, die Server in acht Ländern betreibt, sind sicher total toll rückverfolgbar. Das ist mir sogar vier Euro im Monat wert – bei 4.000€ Risiko für Recht bekommen.

Das kranke am deutschen “Rechtsstaat” ist die so genannte “soziale Gerechtigkeit” – klar, Leuten, die nichts in der Tasche haben, kann man nichts wegnehmen. Aber dass dann die Anständigen mit Ausständen auf ihren Forderungen aus z.B. Diebstahl , der zudem meist unsanktioniert bleibt, sitzen bleiben (würden) und es sich von vornherein nicht lohnen würde, da zu klagen, wirkt auf mich super ungerecht (siehe Radbruch’sche Formel oben).

Auf der anderen Seite dürfen die Assos klagen, soviel sie wollen – also, die privaten Assos, wie auch der Staat – ohne irgendwelche persönlichen Nachteile davon zu haben. Das ist ein System, was Teile der Bevölkerung diskriminiert (s.o.) – und zwar den anständigen, arbeitenden Teil der Bevölkerung. Aber die sind sowieso in einer pseudo-Demokratie, wie wir sie haben, eine Minderheit. Klar, das System ist gut für alle, aber ungerecht zu den Leistungsträgern.

Das System in China ist fair zu jedem, der arbeiten will – und kann. Der ganze “Korrupt wie Hölle” – Scheiß fängt erst auf einem Niveau an, von dem die meisten (dort wie hier) nur träumen können.

Zu dem “Korrupt wie Hölle” – Scheiß gehört in China aber halt auch “Kopfschuss”, wenn das rauskommt. Hier hingegen kann man Milliarden für einen winzigen (fliegt mal nach CAN) Flughafen verballern, oder für unsinnige 19tes-Jahrhundert-Technologie in Stuttgart. Etc. pp. Ohne, das was passiert.

Ist das wirklich besser als ein ehrlicher Staat, der sagt “hey, wenn Du Scheiße baust, jagen wir Dir eine Kugel in den Kopf und berechnen dem, der die Leiche haben will, 2.50元 für die Kugel” (plus den übrigen Kosten, die 30 cent wirst Du schon abgezweigt haben)?

Das überlasse ich Euch. Wichtiger ist, dass Kommunismus, wie er in China praktiziert wird, tatsächlich funktionierten kann: indem man ihn den Leuten erzählt, aber einen feuchten Dreck irgendeines kommunistischen Ideals macht. Zentralistische, aristrokratische Regierung mit inneren Sanktionen ist  – siehe wie immer Polybios – eine gute Regierungsform.  Und im Gegensatz zu der westlichen Welt, die sich seit 2.000 Jahren “das einzige, was wir aus der Geschichte gelernt haben, ist, dass wir nichts aus der Geschichte lernen” auf ihre Wappen schreiben solle, lebt der abwartende Wurm halt länger – und wird dann vielleicht ein wunderschöner Schmetterling. Wenn, klar, ihn nicht einer der frühen Vögel fängt. Aber es muss ja nun auch Jäger geben, die Schmetterlinge mögen und Vögel erschießen. Also, in China. Und Indien. Und dem größten Teil von Südamerika. Und – ja, die Neger sind wahrscheinlich auch nicht alle dumm.