Wenngleich das Reichsparteitagsgelände seit der Zeit meines Opas ein wenig an Flair verloren hat, um das euphemistisch auszudücken, ist es immer noch ein netter Ort, wo man von einem netten Candlelight-Dinner im Ramada oder einem Sonntagsbrunch im Mercure, einem Rammstein-Konzert bei Rock im Park, David Copperfield (oder kommendes Jahr die Ehrlich Brothers, ich hab endlich mal Karten bekommen) in der Arena oder einfach nur Böötchenfahren auf dem Dutzendteich eine schöne Zeit verbringen kann.
Am Rande des Luitpoldhains (bekannt durch die Blutfahnenweihe) findet sich dann die Meistersingerhalle, ein denkmalgeschütztes Meisterwerk unglaublich hässlicher Nachkriegsarchitektur, das man jährlich zum Winterball der FAU genießen kann – wenn man denn jemanden kennt, der einem Karten besorgen kann. Da ich also weiß, dass das Programm üblicherweise besser ist als die Location, dachte ich mir – hey, wenn da so ein Genderkongress stattfindet, kannste ja mal hingehen. Der Danisch tut sich ja sogar feministische Veranstaltungen an, so schlimm kann das auf keinen Fall werden.
Freilich ist der Genderkongress alleine wegen der Kaperung des Namens eine schöne Sache, aber er wird halt vom “Väter-Netzwerk e.v.” veranstaltet, einer Vereinigung entsorgter Väter, die halt mal so richtig vom System (im Auftrag und zugunsten ihrer Ex-Frauen) in den Arsch gefickt wurden und ihre Kinder nicht sehen dürfen. So leid mir die Leute auch tun und so schlecht ich mich fühle, wenn ich für so einen Mist Steuern bezahle (also, für das Arschficken, die mögen das ja nichtmal), so wenig ist das mein Thema. Aber gut, grundsätzlich bin ich dem Anliegen der Organisatoren ja positiv gegenüber eingestellt; ich bin ja nur Antifeminist, weil die gegen Gleichberechtigung von Männern und Frauen und das zugunsten der Frauen sind. Gleichberechtigung für Männer sollte ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein – ist es aber nicht, wie ich hier enormst heftig bestätigt bekommen habe.
Ich meine, mir war klar, dass das deutsche Gesellschaftssystem kaputt ist, aber doch nicht derart kaputt. Eine gute Zusammenfassung lässt sich bei Arne nachlesen, aber Arne hat – wie die Veranstalter – leider keine Ahnung von guter Strukturierung. Von daher war die Veranstaltung meines Erachtens falsch aufgebaut, denn der Fisch stinkt immer vom Kopf her – und das hat der super-sympathische, kleine, dicke Dr. Bruno Köhler von Manndat sehr schön erläutert: Die ganze Gender-Mainstraming-Chose sei (ist!) reine Frauenförderung unter einem neuem Namen. Nun ist das eigentlich nicht verwunderlich, das haben ja schließlich die Frauen in Peking vor 22 Jahren so beschlossen, aber Bruno bringt das erstaunlich gut und seriös rüber, wie widerlich die EU und die deutsche Politik da ihre Wählerschaft (oder zumindest ihre Untertanen) anlügen.
Dass also Väter irgendwelche Rechte bezüglich ihrer Kinder haben könnten, ist politisch schonmal nicht gewollt (Ebene 1).
Dass dieser politische Wille aber nichtmal in Gesetze gegossen werden muss, um von Richtern halt “im Zweifel gegen den Vater” ausgelegt zu werden, trug dann ein ebenso dicker und sympathischer Mann vom Väter-Netzwerk vor, der für einen Speaker halt leider (wenngleich verständlicherweise) nicht die notwendige professionelle Distanz zu seinem Thema hatte. Seine seriöse Kritik – dass (Ebene 2) Richter zwar finden, dass die Polizei Kinder zur Schule bringen kann, aber nicht zu Papa, wenn Mama da gerade bockt – ein offenbar ernstes Problem, btw. – ging dann leider ziemlich unter.
Den Vogel abgeschossen hat dann aber (bereits zu Anfang, und der Mann tat mir leid) – Prof. Leitner, der sich als Psychologe mit den (Ebene 3) Gutachten beschäftigt hat, auf deren Basis dann Richter nach Maßgabe frauenfreundlicher Gesetze (Ebene 1) für zumindest Väter wertlosen Bullshit (Ebene 2) beschließen. Prof. Leitner – er möge mir die saloppe Formulierung verzeihen – hat dargelegt, dass die Leute, die solche (teuren und als Kern des Richterspruchs qualifizierten) Gutachten schreiben, nach allen Maßstäben seiner Profession zum überwiegenden Teil (80%) absoluten Müll produzieren.
Freilich war die Veranstaltung voller – zurecht – wütender, vor allem aber verzweifelter Väter, die es nichtmal schafften, die Redner in die eben dargestellte Reihenfolge zu bringen. Tat aber dem richtig deprimierenden Eindruck zum Zustand des deutschen Familien”rechts”systems meinerseits keinen großen Abbruch; einer der Redner hat das praktisch – und meines Erachtens noch sehr großzügig – illustriert, was man als Vater so von seinen Rechten hat:
Nur, weil ich ja so oft schreibe, dass Feministen sich Probleme ausdenken: Die Leute da haben wirklich Probleme. Natürlich kann man das auch kritisch sehen, weil es ja nun für einen vernünftigen Mann vollkommen unverständlich ist, ein horrendes Vermögen für einen Scheidungsanwalt auszugeben und dann den Rest seines Lebens wie ein Sklave für den Unterhalt arbeiten zu müssen, wenn ein osteuropäischer Profikiller deutlich günstiger ist und die sechs, sieben Jahre Knast, die einem das lasche deutsche Justizsystem dafür schlimmstenfalls (also, wenn es auffliegt) reinwürgt eigentlich recht attraktiv wirken, aber ich bin nun eben kein Feminist, der sich zum Maßstab für andere erklären würde, während er im Kern moralisch fragwürdige Positionen vertritt.
Nun, da die Organisatoren zu sehr damit beschäftigt sind (immer noch: dafür habe ich volles Verständins), sich über ihre blutsaugenden, widerlichen Exfrauen aufzuregen und einfach nur mal ihre Kinder sehen wollen – es gibt da auch (und trotzdem) Leute, die wirklich was machen, so im Vergleich zu mit öffentlichen Geldern überschütteten Feminazi-Vereinen – aber die Veranstalter haben ja nun leider Elmars Vortrag mit dem von Karen McFly zusammengelegt, so dass ich die nicht beide hören konnte. Da ich die Karen mal gegoogelt habe – kannte ich nicht, aber soll bei den Honey Badgers dabei sein, die ich zumindest schonmal gehört hatte – wollte ich mir dann ihren Vortrag anhören, der auch wirklich gut recherchiert wirkte, bis die Antifa (also, ein Dutzend pickeliger Kinder und Mädchen mit kurzen Haaren) ankam:
Das erklärte dann auch die anwesende Security, die sich bei meiner (natürlich zu späten, “Grußworte von Politikern” ist ein Programmpunkt, denn ich mir zu sparen erhofft hatte) Ankunft sehr darüber amüsierten, was das für eine bullshittige Veranstaltung sei – Highlight war da dann das Mädel, was rumbrüllte “der hat mich angefasst! AN DEN BRÜSTEN!”, was auf (a) etwa drei Videos dokumentiert nicht passiert ist und (b) auch mangels Brüsten sowieso nicht hätte passieren können. Etwas enttäuschend war dann, dass die lärmenden Störer mit ihrer (im Kontext) vollkommen abstrus wirkenden Antirassismus-Deklaration dann von der Polizei nicht wenigstens blutig geprügelt wurden. Durch die allgemein entstandene Aufregung ging dann auch Karens Vortrag mehr in eine Gruppendiskussion über. War aber insgesamt trotzdem sehr nett.
Nun war es natürlich ein Problem, dass ich da (schon rein optisch) mal überhaupt nicht dazupasste; und mich kennt ja nun keiner – im Gegensatz zu Karen, offensichtlich, aber der kann man ja noch in den (imaginären, die trug recht hochgeschlossen) Ausschnitt sabbern, von daher war es eher schwierig, mit irgendwem in ein echtes Gespräch zu kommen. Die meisten hielten mich für Presse – ich habe mich daher mal Elmar “vorgestellt” – nicht so, als hätte ich kein Namensschild getragen, aber da stand ja nun nicht “Shitlord” drauf.
In Anbetracht der Berichterstattung einer feministisch-feindlichen Presse über den Kongress ist eine gewisse Skepsis aber natürlich nachvollziehbar, von daher hier ein riesengroßes Dankeschön an Elmar für den netten Abend – und natürlich auch an djadmoros. Ich glaube, ich schulde Elmar noch ein Schäufele, wenn er mal wieder in der Gegend ist.
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