Es war einmal in Weimar

Es war einmal ein Reichsrätekongress, das waren ganz vernünftige Leute; die wussten, dass man in Berlin nichts hinbekommt, da das schon immer ein widerliches Moloch war.

Deswegen hielten sie eine freie und demokratische Wahl ab – sogar für Frauen, das war gerade modern.

Die Mitglieder dieser demokratisch gewählten Nationalversammlung konnten sich alle nicht leiden, denn einige wollten ihren Kaiser zurück – der hatte aber abgedankt. Viele waren Sozialdemokraten, einige Kommunisten; ein guter Satz libertär, ein anständiger Satz konservativ und ein paar Rassisten. Wie das Volk –  als lebe man in einer Demokratie.

Die gingen dann nach Weimar in Thüringen, weil das keiner kannte, und dort stritten sie ganz bitterlich, weil man das in ordentlichen Parlamenten so machte, wurde aus Großbritannien erzählt.

Und nachdem sie über ein Jahr gestritten hatten, hatten Sie ein Papier ausgearbeitet, das sie Verfassung nannten.

Das Papier passte einigen nicht, die gingen deswegen auf die Straße und benahmen sich daneben. Doch die junge Regierung ließ die Randalierer einfach wegsperren, weil das anständig war, und kaufte sich das Wohlwollen der Massen mit anderer Leute Geld.

Als das Geld ausging, wurden die Proteste größer, doch die Regierung hatte sich lange den Staat zur Beute gemacht, und stritt mehr um die Aufteilung des Kuchens als um die Belange des Volkes, und wandte ihre Gesetze nicht an und schob kriminelle Ausländer nicht ab, und urplötzlich und unerwartet war die ganze schöne Demokratie auf einen Schlag weg.

Da hatte das junge Land plötzlich und unerwartet einen neuen Kaiser, der hieß jetzt Führer, und es war ein junger, krimineller Ausländer, der stürzte das Land in großes Unheil.

“Nie wieder”, beschloss man im ehemaligen Reich, was danach arm und alles nur noch Trümmer waren, und machte eine neue Verfassung. Die nannte man sogar anders, um nicht den gleichen Fehler nochmal zu machen. Und dreißig Jahre lang ging alles gut und die vielfältigen Parteien, die die vielfältigen politischen Positionen im Volk anständig repräsentierten, stritten sich im Parlament und machten so erfolgreich Gesetze, dass das kleine Land mehr Gesetze hatte als alle anderen zusammen.

Das störte niemanden, denn es ging dem Volk auch besser als den Menschen in allen anderen Ländern, denn die neue Verfassung war von Gott höheren Mächten gegeben, und damit war’s gut so.

Es begab sich aber zu der Zeit, da war ein junger, arbeitsloser Steinewerfer auf der Straße, und ein Teil des kleinen Landes, das früher mal dazugehört hatte, dem ging das Geld aus, und dann nahm man den anderen Teil halt wieder dazu – weil man sich das schon leisten könnte. Und den Steinewerfer, den machte man gleich zum Außenminister, statt ihn einzusperren – das Versprechen des “nie wieder” ward schließlich nie vergessen.

“Uns geht es doch gut”, predigte man, “Die Renten sind sicher”, predigte man, und begann, sich den Staat zur Beute zu machen.

Es gab einen amerikanischen Professor, der meinte, dass das keine Demokratie mehr sei, sondern ein Einheitsbrei, aber auf den hörte keiner.

Und das Volk ging immer weniger zu den Wahlen, weil sie immer noch genug Geld hatten, auch wenn ihnen das alles weggenommen und durch Spielgeld ersetzt worden ward. Dafür bekamen sie mehr Wahlen, und mehr Leute, die nicht arbeiteten, und das Volk war unzufrieden. Und das Volk hatte wieder eine Kaiserin, die man nicht abwählen könnte, und die war greislig.

Und das Volk ging wieder auf die Straße, aber das durfte es, denn es war friedlich. “Divide et impera”, fiel es dann den Nepotisten auf, und gab einer Gruppe Kommunisten Hunderte von Millionen Papiergeld, um Krawall zu machen. Und Hunderte von Milliarden gab man an andere Länder, weil die alle blöd waren und dachten, es gäbe irgendwas im Leben geschenkt.

Da war ein weiser Wirtschaftsmann, der sagte “das funktioniert aber doch nicht”, denn er erkannte, dass die greislige Kaiserin nackt war; und zudem hatte er Ahnung und war nicht dumm.

“Nazi”, schrie sofort die Staatspropaganda, die zu einem der größten Medienunternehmen der Welt angewachsen war – und zu einem großen Parkplatz für abgehalfterte Politiker, zur Optimierung des Nepotismus.

Hä?, fragte sich jeder vernünftige Mensch, aber die linken Randalierer zündeten ihm das Auto an, und alle beiden Neonazis machten sich auf, die linken Randalierer zu verkloppen, da ward es dem intelligenten Mann auch zu blöd.

Ab hier kam, was kommen musste: Jeder, der die neue Partei, die einzige Alternative zum Einheitsbrei, nicht mit der politisch korrekten Verachtung bestrafte, ward weiterhin ein “Nazi” gescholten – das hatte zwar schon bei den echten Nazis nichts geholfen, aber es gab Geld dafür, politisch korrekt zu sein. Viel Geld.

Plötzlich und unerwartet wählten immer weniger Menschen die alten, vernünftigen Parteien, die das Land groß gemacht hatten, aber zu einem Einheitsbrei verkommen waren. Plötzlich wählte das Volk nicht mehr Sozialdemokraten, die geben und nehmen wollten, sondern Salatisten, die nur verbieten und nehmen wollten. Die Partei für Wirtschaft, Wohlstand und Freiheit verfiel in Bedeutungslosigkeit, und der Kommunismus feierte ein Revival, was Fidel Castro stolz machte. Und gänzlich unerwartet wählten immer mehr Menschen die neue, alternative Partei – die mit den intelligenten Leuten, die auch mal einen Tag in ihrem Leben gearbeitet hatten.

Doch das Land war nicht mehr so wie früher, als man nicht demonstrierte, weil das Betreten des Rasens vor dem Parlament eben verboten war. Jetzt demonstrierte jeder Hinz und Kunz, und sogar kleine Kinder zündeten Autos an und schlugen Scheiben ein, und die Presse war bemüht, dem Leser zu sagen, was davon er gut und was schlecht zu finden hatte. Doch die Leser waren schon fast alle gegangen, wie der vernünftige Diskurs aus den Parlamenten, jedweder Anstand in der Gesellschaft und alles, was an Recht und Ordnung erinnerte.

Und dann geschah, ganz in der Nähe von Weimar, wo diese schöne Republik geboren ward, ein Wunder: es wurde ein Parlament gewählt, das hatte keine Mehrheit für utopische Sozialismusfantasien. Doch die alternative Partei für Vernunft war zu einem Pariah geworden, mit dem niemand redete, sodass es überhaupt keine Mehrheit mehr gab; die Demokratie war fast tot.

Doch die Partei der Vernünftigen zeigte sich als ganz enorme Shitlords und wählte einen vernünftigen Mann einer anderen, vernünftigen Partei, mit Unterstützung von noch-nicht-ganz-Verlorenen, und siehe: Es gab doch eine Mehrheit.

Es tobte ein Aufschrei durch die Republik, unverzeihlich, nannte es die greislige Kaiserin. Die Presse, in guter Tradition, hielt ihre Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen gegen den aufbrausenden Wind und nannte eine Wahl mit der demokratischen Mehrheit eines deutschen Parlaments undemokratisch.

Dass es zu einer Demokratie auch gehört, nicht unbedingt in der Mehrheit zu sein; einzusehen, dass nicht alle Forderungen berechtigt sind, und vor allem Geld nicht vom Himmel fällt oder Strom aus der Steckdose kommt, das hatte das kleine Land nämlich nie gelernt.

Da trat der gewählte Mann zurück, weil ihm sicher viel Geld versprochen worden war, auch wenn er damit seine fünf Wähler und eigentlich das gesamte Volk verriet. Und da war in nur 48 Stunden dann auch die schöne Idee von Weimar, wahrscheinlich endgültig, doch ganz tot.

Und mit ihr am Ende das ganze Land.


Dies ist ein Märchen. Jegliche Ähnlichkeit mit real existierenden Personen, Parteien und Ländern ist rein zufällig.

Nicht alle Nazis…

Ich weiß nicht, wieso sich gerade alle überschlagen wegen des Attentäters von Christchurch. Natürlich ist das eine findige Gelegenheit für jedes linke Medium und ebenso jeden, der deren linksgrün-braune, faschistoide, kulturmarxistische Suppe halt scheiße findet, den zu den Zutaten zu mischen, da – naja, Viehzucht eh nicht vegan und im Kommunismus immer Lebensmittelknappheit herrscht, aber was mich wirklich wundert, sind die teils lächerlichen, teils pseudo-distanzierenden, teils vollkommen verständnisbefreiten Beiträge der wohlgemerkt vorwiegend antifeministischen  Blogs in meiner Blogroll.

Gut fand ich da die Ausführungen von Danisch (kann sein, dass die verschwunden sind; ich finde sie nicht), wie “kaltblütig” (lies: “effizent wie effektiv”) der Attentäter da vorgegangen sei. Nun – wenn man den Typen als “Nazi” bezeichnen möchte, was – naja, für einen nicht-arischen nicht-Deutschen halt aweng blöde ist – dann sollte das aber nicht wundern; ist doch die “Unvergleichlichkeit” des Holocaust der emotionslose, industriell organisierte Massenmord.

Nicht so prall finde ich es immer dann, wenn einer – wie eigentlich die gesamte Lügenpresse  – darauf rumreitet, wieso der Typ so ein furchtbarer Nazi ist, aber selbst in seinem Manifest (lese ich erst ab 6 Millionen Toten oder, vielleicht, Übernahme der politischen Führung in einem relevanten Land) sich von Nazis distanziert; insbesondere dann, wenn man das wie der (eigentlich respektable) Lucas Schoppe (lang; lesenswert, falsch) auf “lölölö, die dämlichen “Identitätspolitiker” können sich nicht in andere “reinversetzen” runterbricht.

Ja – äh – ich nehme es mal als Datum, dass der Attentäter “Identitätspolitiker” ist, weil man sonst keine mono-ethnischen Staaten fordert. Nun – äh – ich bin nicht in dem Sinne “Identitätspolitiker”, aber gleich besonders der sollte verstehen, dass er als unwerter Nachkomme sowieso noch unwerterer Sträflinge der (unwerten) britischen Krone halt die Maßstäbe echter (1933er-) Nazis für “Nazi” eben nicht erfüllt, sondern eher die für “ab in’s KZ”. [Note: Ich verstehe nicht, wann wir soweit gekommen sind, “Nazi” für “mag Andere nicht” zu verwenden für alle, bei denen “Andere” nicht “angebliche Nazis” sind].

Warum ich das schreibe ist nicht, weil ich selbst “ethnische” Identitätspolitik befürworte, sondern weil die Beweggründe dahinter halt meines Erachtens als diametral entgegengesetzt zu denen der “Gegner” (lies: Linke) dargestellt werden, obwohl sie das nicht sind.

Die einen denken, mit Rassenreinheit (oder beliebigen Bullshit) würden alle Probleme verschwinden. Die anderen denken, wenn wir nur genug “Andere” da haben, wären alle “anders” und damit keiner mehr anders. Gemeinsam ist: Dafür braucht es nur einen großen Krieg (Revolution), und dann ist [durch Zauberei!] alles gut.

Nun haben wir für den kommunistischen Unsinn x-zig Beispiele, dass er Unsinn ist, und für den Nazi-Unsinn nur eines, aber so als Empiriker kommt man dann halt mangels Gegenbeispielen auf die Position, dass das beides Unsinn ist.

Was aber beide Gruppen vereint ist, dass sie in ihren eigenen Maßstäben in den Augen jedes Andersdenkenden bigotte, illusorische Träumer sind. Ah, und Arschlöcher.

Nun regt mich bei Schoppe – und Mainstream-Medien und depperten Politikern im Allgemeinen – immer sehr auf, dass [egalwas, aber sowas] als “Angriff auf die Demokratie” gewertet wird. Schoppe formuliert das so:

Der Massenmörder beschreibt Demokratie dementsprechend auch als „mob rule“ – etwa: Mafiaherrschaft

…und da fehlt dann halt schlicht die Bildung, offenbar. “mob rule” ist die Herrschaft des Pöbels, des (“rasenden”, irrationalen, gefühlsgeleiteten) Mobs, die halt – siehe den von mir sehr gern bemühten Polybios – keine Demokratie ist. Sondern eine Ochlokratie, die Herrschaft des Pöbels, die Herrschaft der egoistisch von anderen Schmarotzenden, die Perversion hinter dem Gedanken der Demokratie, hinter der Idee, die Demokratie gut macht.

Das Schicksal der Demokratie, schreibt Polybios, ist die der Ochlokratie folgende Diktatur, weil der (“demokratische”) Ruf nach einem starken Mann (ja, Mann), der aufräumt, die letzte irgendwie “demokratische” Entscheidung der untergehenden Ordnung sein wird.

Und das ist ein enorm wichtiger Punkt, den ich noch nirgends gelesen habe – außer, dass das offenbar in dem Manifest drinsteht, wie vieles andere, was halt schlicht unwidersprechbare Tatsachen sind (und natürlich der Blödsinn, den wir sicher alle zu genüge kennen; letzterer sind aber keine 80 Seiten). Gott, war mir der Google-Typ mit 8 Seiten und ohne Blut lieber.

Was nun ebenso überall steht ist, dass der Attentäter mit seiner schießwütigen Aktion die “Spaltung der Gesellschaft” vorantreiben will, aber die kritischeren Leser des Manifests konkretisieren das eher als “Meine Aktion wird eine Einschränkung von Freiheitsrechten nach sich ziehen, die mehr Leute auf meine Seite bringen” – und damit hätte ich einen recht eindeutigen Adressaten für das Thema “wer an sowas Schuld hat”: Diejenigen, die jetzt genau diese Freiheitsrechte einschränken. Weil, als wäre er ein alter, griechischer Philosoph, halt mit einem Sturmgewehr, hat er damit schlicht Recht: Das System ist konzeptionell zum Untergang verurteilt, da seine unweigerlichen Maßnahmen zum Selbsterhalt es selbst zerstören; siehe Popper’s Paradoxon, ob man Intoleranz tolerieren muss, als einfaches Beispiel.

Er hat natürlich nicht damit Recht dass es irgendwie gut wäre, dass das System stirbt. Das ist es nicht; das ändert aber nichts daran, dass es halt (fragt Polybios oder jeden, ever) unvermeidbar ist. Weil: Menschen sind egoistische Arschlöcher. Darin sind wir alle gleich.

Und es ist halt wieder (mal, leider) Zeit für zwei Leute, die das einsehen. Einer, der das als Anlass nimmt, alle “unwerten” Menschen (also grundsätzlich alle außer ihm und einem leider notwendigen Anteil an [wodurchauchimmer, mirwegen Allah] verbundenen Lakaien, die das Morden erledigen) umzubringen und einen, der das Morden ablehnt, und den Erstgenannten deswegen – bigott, wie Menschen halt sind – umbringt.

Dann bekommen wir wieder eine Erklärung der Menschenrechte, in der nicht nur steht, dass alle Menschen gleich an Würde geboren sind, sondern was dann auch nicht mehr so verstanden wird, dass Du und ein pädophiler Kinderschänder (immer noch) gleich an Würde wären. Wer, außer einer großen Partei voller pädophiler Kinderschänder, würde das anders sehen? Zwei Parteien? Drei? Die katholische Kirche? [Note: Ich will damit wirklich sagen, dass sich die Prediger der Gleichheit in 1.000 Jahren nicht geändert haben und das immer von denen ausgeht, die sich für was Besseres halten, aber halt der letzte Abschaum sind. Und “letzte” nicht im Sinne von Ojimbe aus Nigeria, der gerne blonde Frauen fickt, sondern im Sinne eines pädophilen katholischen Priesters oder Grünen-Abgeordneten].

Ich bezweifle sehr stark, dass so ein Attentat da was nützt oder das irgendwer einsieht, der es nicht eh weiß, nur weil’s jetzt 1.000.000 Leute lesen, aber: In einer Demokratie würde diese Option diskutiert – und nicht als ketzerisch (“Nazi!”) verworfen – werden. Aber Macht korrumpiert; soweit, dass man Ojimbe als “tragischen Einzelfall” predigen kann, während man dessen kleinen Bruder sodomiert. Das ist Macht. Macht korrumpiert.

Zudem geht die Entwicklung der Menschheit immer mehr in Richtung persönlicher Freiheit, nicht im Gegenteil. Jedwede wirklich “reaktionären” Bemühungen, und das sind nicht nur die aktuelle, neo-kommunistische EU-Zensur oder das Verbot jedweder Innovation, seien es automatische Waffen, Gentherapie oder Zigaretten oder eine stabile Energieversorgung: Die sind da; die gehen nicht mehr weg. Das sind keine Ideen, das sind Fakten. Und selbst Ideen gehen nicht so leicht weg, auch wenn sie so doof sind wie Kommunismus.

Die eingeschränkt demokratische Grundordnung

Nachdem mein schöner, bedachter Beitrag zu Strohmännern, die einem liberalen, marktwirtschaftlichen Kapitalismus entgegengesetzt werden, wohl recht unbeliebt war, statt einer Fortsetzung heute ein kleiner Rant.

Da sind nämlich ein paar Sachen zusammengekommen, die sehr schön den Zustand der “demokratischen Grundordnung” in Deutschland beschreiben. Angefangen hat das mit Fefe, der diesen Hirnfurz einer Britt-Marie Lakämper veröffentlicht hat. Highlight:

Satire ist die Droge der Kleinintellektuellen.

Wohingegen echte Intellektuelle wie Britt-Marie natürlich mit Witzen amüsieren, die nur versteht, wer “Game of Thrones” schaut (ja, klickt ruhig, das kann man sich nicht ausdenken, dass sich so jemand sowas zu schreiben traut).

Mariechens eigentlicher Punkt ist aber, dass Die Partei – ihr wisst schon, Sonneborn und Konsorten – keine Wahlalternative sein sollten, weil Realpolitik blablablubbs.

Freilich aber kann man die Partei aber durchaus auch deswegen wählen, weil die Tatsache, auch nur einen Clown ins Europaparlament zu bringen eigentlich die ganze Veranstaltung als die lächerliche Farce entlarvt, die sie ist – und Herr Sonneborn hat, muss ich sagen, diese Meinung auch in ebendiesem Parlament kundgetan. Ich bin mir nun recht sicher, damit nicht Maries politische Meinung zu treffen (die CDU-Mitglied ist), aber ich fand meine Wählerstimme bei Herrn Sonneborn wirklich gut aufgehoben. Übrigens im Gegensatz zu allen anderen Parteien.

Nun hat den idiotischen Post aber auch Herr Nebgen aufgegriffen, seines Zeichens Strafverteidiger. Herr Nebgen verteidigt – als korrekter Jurist einerseits und als tatsächlicher Demokrat andererseits selbstverständlich die Zulässigkeit einer reinen Satire-Partei. Herr Nebgen mag aber zugleich die AfD nicht, findet aber, dass man ihr demokratisch entgegentreten sollte (im Gegensatz zu übrigens den meisten Politikern, aber egal) – er schreibt:

Satire ist vor allem dort wichtig, wo ein sachlicher Diskurs – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr möglich ist.

Da unterstütze ich Herrn Nebgen vollends. Ich teile nur nicht seine (kommt noch) Annahme, dass das in Parlamenten der Fall wäre. Eine parlamentarische “Debatte” sieht in der Regel so aus, dass jeder eine vorbereitete Rede hält, woraufhin dann alle so abstimmen, wie sie das ebenso bereits vorher (in kleinen Gremien; diese greife ich hier explizit nicht [aus diesem Grund] an) beschlossen haben. Ganz toll, sehr wichtige Veranstaltung, so ein Bundestags-Plenum.

Wenn man nun aber – wie Herr Nebgen – davon ausgeht, dass im Bundestag tatsächlich Debatten stattfinden, bei denen – außer “pöbelnden” und “unzulässigen” Zwischenrufen niemals zwei Parteien miteinander reden, dann, so Herr Nebgen, sei es ein Problem,

wenn eine Partei dort einziehen sollte, deren Mitglieder nicht nur Meinungen haben, sondern diese gerne mit falschen Tatsachenbehauptungen unterfüttern.

Er meint damit gezielt Alice Weidel von der AfD, mit Verweis auf zwei andere Artikel, von sich selbst und von den über jeden Zweifel erhabenen Staatsmedien der ARD.

Herr Nebgen schreibt dann weiter, dass man Satire bräuchte, weil:

Man behauptet irgendetwas möglichst Konkretes, dessen Wahrheitsgehalt auf die Schnelle niemand überprüfen kann und drischt damit auf die anderen ein. […] Ich habe Zweifel, ob die – im großen und ganzen immer noch seriösen – Altparteien mit diesem Stil klar kommen werden. Viele werden sich noch gar nicht vorstellen können, auf welches Niveau die Debatte herunter gezogen werden wird, wenn es erst einmal soweit ist. Und dann braucht es auch im Bundestag jemanden, der sich auf diesem Niveau auskennt.

Das “Niveau” des Gender Pay Gaps? Aber egal, ich habe mit dieser Interpretation Nebgens zwei andere Probleme: Erstens wäre jedwede Form des verbalen (!) “Aufeinandereindreschens” ein wahnsinniger Gewinn in der aktuellen politischen Diskussionskultur, die diesen Namen nicht mehr verdient hat, da es keine Diskussion ist, wenn die andere Seite schlicht ignoriert, was die eine sagt. Und zweitens tut Herr Nebgen der AfD Unrecht, aber lassen wir ihn das selbst illustrieren:

In dem Film “Jäger des verlorenen Schatzes” (Raiders of the lost arc) gibt es eine Szene, in der der Protagonist (Harrison Ford) von einem gefährlich anmutenden Kämpfer bedroht wird, der mehrere Säbel schwingt, dabei Furcht einflößende Laute von sich gibt, und so einen kurzen Moment den Eindruck vollständiger Überlegenheit vermittelt. Der Protagonist zieht seinen Revolver und erschießt diesen Gegner auf vergleichsweise unspektakuläre Weise.

Wenn die Altparteien nicht aufpassen, wird es ihnen ergehen wie diesem ehrlichen, naiven Kämpfer: Sie werden regelwidrig aber effektiv einfach über den Haufen geschossen werden.

Was Nebgen hier macht, nennt Schopenhauer ein simuliertes Argument. Wenn der Leser nämlich auch nur eine Sekunde nachdenkt, wird er feststellen, dass (a) Indiana Jones der Gute ist und (b) es gegenüber einem willkürlichen Aggressor, der nach eines Lebens trachtet, in keiner Gesellschaft ever “regelwidrig” ist, ihn einfach zu erschießen.

Aber gut, es geht heutzutage offensichtlich nichts über billiges AfD-Bashing, und so komme ich in die blöde Situation, was positives über die AfD-Quotenlesbe schreiben zu müssen. Ganz fein. Nebgen formuliert das so schön:

dass die dort von Dr. Alice Weidel aufgestellten Behauptungen auch inhaltlich schlicht falsch sind; man schaue mal hier

Hier, übrigens. Bei der ARD, der vom Staat unabhängigsten Medieninstutution der Welt, noch vor CCTV, Russia Today, Al Jazeera und der Pyongyang Times. Es geht hierum:

Mehrmals hat die AfD bereits behauptet, in Büros gelten viel höhere Grenzwerte für Stickstoffdioxid als auf der Straße. […] Richtiger wird sie dadurch aber nicht.

Kristin Becker vom SWR erklärt uns das dann ausführlich, wieso diese falschen Tatsachenbehauptungen einfach nur sachlich falsch seien:

Der Grenzwert für Stickstoffdioxid liegt im Außenbereich bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Viel höher – bei 950 Mikrogramm pro Kubikmeter – hingegen ist der Wert für bestimmte Arbeitsplätze.

Oh. Wir müssen den Artikel also nicht weiter lesen. Frau Weidel und jeder andere von der AfD, der gesagt hat, dass am Arbeitsplatz höhere Grenzen gelten als auf der Straße, hat Recht. Punkt, Ende. Aber Kristin vom SWR hat auch den Schopenhauer gelesen, wie alle Linken, aber offenbar – wie die meisten Linken – schon bei Strategem #1 aufgehört, denn es erfolgt schlicht eine Erweiterung – weil man schon “Arbeitsplätze” schreiben musste, für Büros gelten (lest den ARD-Artikel plus deren Quelle) überhaupt keine Grenzwerte, es gibt da nur ein rechtlich schwaches “sollte wie draußen sein”. Gut auch, dass sich die Faktenfinder gleich mal auf Stickoxide beschränken – Schopenhauer empfiehlt bei einer Erweiterung auch zeitgleich, den Gegner möglichst stark einzuschränken – da muss man dann nämlich nicht über unangenehme Feinstaub-oder Ozonwerte in jedwedem Büro mit einem Laserdrucker reden. Von Kopierern fangen wir gar nicht erst an.

Kristin scheint sich aber der Schwäche ihrer Argumentation zumindest unterschwellig bewusst zu sein, denn es endet mit einem “denk doch mal einer an die Kinder”:

Während also die Luft draußen und in den meisten Innenräumen “gesundheitlich zuträglich” sein soll, geht es [anderswo] darum, dass die Luftbelastung einem gesunden, erwachsenen Menschen im Allgemeinen nicht schaden darf.

Was bei dieser Diskussion völlig unter den Tisch fällt, ist Alice Weidels eigentlicher Punkt: Wenn die Autos so viele Abgase produzieren, dass sie die Grenzwerte überschreiten – was spricht denn dagegen, einfach die Grenzwerte hochzusetzen?

Man sieht, man kann auch als klassischer Politiker sehr schön die Argumente der Gegenseite ignorieren, da braucht es keine Satire. Da braucht es nur ein bisschen Sophistik, als wären Grenzwerte per se in fucking Stein gemeißelt – und nicht etwa von Politikern beschlossen.

Und wie sinnvoll sind die Grenzwerte denn? Nun, nicht belastbaren Quellen zufolge, die ich keine Lust habe nochmal nachzuschauen, werden die so festgelegt, dass man Ratten so lange Schadstoff X aussetzt, bis die Hälfte stirbt. Das ergibt dann die “LD50”, und von der aus dosiert man runter, bis man die Ratten mit – in diesem Fall NOx – vergasen kann, ohne dass ihnen auch nur das geringste passiert. Dieser Wert ist aber dann noch nicht “nicht gesundheitsschädlich”, sondern man nimmt den noch durch 100. Wenn Ihr Euch fragt, wieso die Werte früher nie ein Problem waren: Da waren die Messgeräte noch nicht gut genug.

Weiterer Vergleich gefällig? Okay: Die höchsten Überschreitungen der Grenzwerte in “Problemgebieten” wie dem Stuttgarter Kessel im Sommer führen in Extremzeiten zu einer täglichen Schadstoffbelastung, die in etwa dem Rauchen einer halben Zigarette entspricht. Der Grenzwert für die (wahrscheinlich) schädlichen Schadstoffe darf an nicht mehr als 35 Tagen im Jahr überschritten werden, das wäre dann weniger als eine Schachtel Zigaretten. Im Jahr. Für irgendeinen (auch nur diskutabel) nachweislichen, gesundheitlichen Effekt müsste man da aber nicht nur das ganze Jahr über der aktuellen Grenzwertbelastung leben, sondern auch noch wenigstens zwei oder drei Kippen rauchen. Täglich, nicht im Jahr.

Aber ist doch schön, dass wir so toll über Grenzwerte diskutieren konnten, nicht wahr? Vielen Dank, ARD-Faktenfinder, ihr habt uns da echt geholfen.

Aber zurück zu Alice Weidel und dem von ihr verursachten Untergang der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, weil man mit solchen Leuten ja nicht reden kann – weil sie einfach gehen. Da sich alle Berichte etwa gleich mit dem verlinkten lesen und ich keine große Lust habe, mir langweilige “Diskussionssendungen” im Fernsehen anzuschauen, bei denen Politiker ihre bereits bekannten Punkte wiederholen, habe ich mir – nur für Euch – aber dennoch die 5 Minuten, bevor sie ging, angeschaut.

Passiert ist da folgendes:

[0:57]: Weidel erklärt, dass die, die noch nicht so lange hier leben, durchaus überdurchschnittlich kriminell sind

[0:58:31] Wie es sich bei einer ordentlichen, politischen Diskussion gehört, nimmt die “unabhängige” “Moderatorin” den bedrübbelt guckenden Politikern der anderen Parteien die Peinlichkeit ab, darauf antworten zu müssen, indem (ernsthaft!) erklärt wird, dass die ja nur untereinander kriminell sind (schaut den fucking Clip, ehrlich – DAS ist deren Gegenargument. DAS! Ist ja nicht so schlimm, wenn fucking Kriegsflüchtlinge von irgendwelchen sozialschmarotzenden Negern vergewaltigt werden, gell? Danke, ZDF, Danke. Fickt euch) und nur 4,6% der geschädigten Deutschen von “Zuwanderern” beklaut, vergewaltigt oder umgebracht wurden. Toll, Danke auch dafür, ZDF, eine relative Zahl zur Relativierung zu verwenden – diese kriminellen Zuwanderer sind halt komischerweise – wie Frau Weidel sagte – im Vergleich zur schon länger hier lebenden Bevölkerung (inklusive 60er Türken 80er Iranern, 90er Afghanen etc. pp.)  fucking überdurchschnittlich kriminell – wie Frau Weidel sagte – richtig? Ah, ne, sind ja nur 4,6%, wen interessieren die schon? 

[01:01] Maas whataboutismt, dass diejenigen, die am wenigsten Interesse an kriminellen Illegalen (er nennt sie trotzdem “Flüchtlinge”) haben, andere [echte] Flüchtlinge sind, nicht die AfD.

Dazu: Ach nee, Heiko? Leute, die hier wirklich deswegen herkommen, weil sie vor politischer Verfolgung durch autoritäre Regimes (wie dem, was du mit deinem Orwell-Gesetz zu etablieren versuchst) oder vor echten Kriegen oder Genoziden fliehen, benehmen sich hier auch ordentlich? Und derweil erdreistest du dich, es als ganz toll hinzustellen, dass man sie jetzt (eventuell, theoretisch, aber wohl praktisch eher doch wieder nicht) ausweisen könnte, nachdem sie ihre ersten vier Opfer vergewaltigt haben? Für Ladendiebstahl gibt es ja nun kein Jahr Knast, gell? Das ist DEINE Partei, Heiko. Deine. Und die noch linksgrüneren.

Und die echten Flüchtlinge per se würden dann wohl eher die AfD wählen, gell? Ich meine, die haben ja die gleichen Interessen? Ja? Wolltest du uns das sagen, Heiko? Das ist der Unterschied zwischen Gutmenschen und guten Menschen, übrigens.

[01:02] Trittin mault irgendwie Scheuer von der CSU an [idiotisch, aus dem Kontext gerissen und unberechtigt, wie Scheuer später erläutert], leitet dann fließend zu Gauland über, der entsetzlich sei: “Verrohung fängt damit an, dass man Bürger[Innen] dieses Landes willkürlich ausbürgert, und genau das hat Herr Gauland gesagt, getan, als er Frau Özuguz, als er gesagt hat, er wolle sie in Anatolien entsorgen”.

Dazu eine kurze Anmerkung: Herr Gauland hat gesagt, man (!1) solle (!2) Frau Özoguz in Anatolien entsorgen. Ich hatte dazu bereits spontan getwittert, dass das keinesfalls einen realpolitischen Bezug haben kann, da ich zumindest Erdogan die Eier zutraue, die Dame nicht ins Land zu lassen, ohne sicher zu sein, dass sie wieder geht (ansonsten ist sie ziemlich auf seiner Parteilinie, aber das ist ein anderes Thema).

[01:03] Trittin schließt mit “da beginnt die Verrohung der Sprache”, so, als wäre das irgendwie vergleichbar mit dem von Frau Weidel angesprochenen und durch die Moderatorin (!) sofort relativiertem Thema der Verrohung derer, die hier jetzt halt leben. Das Wort bekommt Herr Scheuer.

[01:04] Weidel unterbricht Scheuer bei seinen (recht vernünftig klingenden) Ausführungen über intergrationswillige vs. solche Ausländer, die man rauswerfen sollte mit dem Anwurf, er wolle illegale Einwanderung legalisieren.

[01:05] Scheuer hält Weidel vor, dass sie sich erstmal von “für mich ist das ein Rechtsradikaler” Gauland distanzieren soll. Frau Weidel geht.

Freilich könnte man nun Frau Weidel vorwerfen, dass ihr Vorwurf gegenüber Scheuer “böse” war, aber er hatte ja nun auch die Gelegenheit, darauf zu antworten. Stattdessen kommt ein Argumentum ad auditores – bilderbuchmäßig, “machen Sie erstmal den Zuschauern klar” – statt irgendwas inhaltliches.

Nun bin ich da natürlich als Bayer enorm gebiast und auch – respektive deswegen – kein fanatischer Nationalist – die CSU hat nichts gegen Einwanderer, die hier was anständiges leisten, und das hat Herr Scheuer auch – zumindest für mich – klargestellt. Dass das nach aktueller Rechtslage eine Legalisierung illegaler Einwanderung ist, hat Frau Weidel (korrekt) konkretisiert. Das würde ich aber viel lieber unterstützen, wenn Herr Scheuer und die CSU die Eier hätten, dazu zu stehen.

Von den Extrema haben wir hier also – gehen wir mal davon aus, dass das Gedankengut tatsächlich da ist – die AfD, die auch Deutsche rauswerfen will, wenn die einfach nur gesellschaftsschädlich sind (am Beispiel Özoguz, aber da kann man sicher noch eine Menge rechts- wie linksradikales Pack dazutun), und die CSU, die auch Ausländer hierbehalten will, wenn sie hier was produktives machen.

Ehrlich gesagt finde ich beides eine gute Idee – aber leider hat keine der beiden Parteien die Eier in der Hose, dazu zu stehen. Und das, meine Damen und Herren, ist der aktuelle Stand der Demokratie in Deutschland und damit die Flatline auf dem EKG der ach so freiheitlichen demokratischen Grundordnung dieses Landes.

Ich bin so froh, dass ich bereits gewählt habe. Und kommende Woche in die Türkei fliege, da ist wenigstens das Wetter schön. Der Zustand der Demokratie ist in etwa der Gleiche.


Zwei Anmerkungen noch: Irgendwo wurde sich beschwert, dass (AfD-) Leute Frau Özoguz Namen falsch aussprechen. Ich habe eine Freundin namens Pinar, und mir fiel erst in der Türkei (und nachdem ich sie viele Jahre kannte) auf, dass sie eigentlich nicht Pinar heißen kann, sondern Pınar. Das spricht man so aus, wie es sich liest – man muss nur vorher an einer Zigarette ziehen, 30 Sekunden die Luft anhalten, einen Schluck Whisky trinken und derweil sprechen.

Zweitens muss ich anmerken, dass meine durchaus positiven Erwähnungen von Herrn Erdogan anders ausfielen, wenn ich in dem Land leben müsste. Ich finde nur einerseits, dass es mir nicht zusteht, die Türkei für die Verfolgung von Journalisten oder der Opposition zu kritisieren, wenn das bei uns auch passiert (siehe Links). Auch dass Erdogan nach dem lauten Geschrei aller deutschen Gutmenschen die Demokratie und grundlegende Menschenrechte (praktisch) abschaffen will und zum Beispiel das Internet zensiert sind Punkte, bei denen man vielleicht erstmal an den Balken im eigenen Auge denken sollte. Ich halte Erdogan nur deswegen für einen besseren Politiker als (nahezu, siehe Sonneborn) alle deutschen, weil er ehrlich ist. Andererseits – wenn ich ein albanischer Sozialschmarotzer wäre, fände ich Merkel auch toll.

Blühende Landschaften in Unrechtsstaaten

Als ich jung war, gab es noch die Sowjetunion, und “Sozi” war ein Schimpfwort. Wohlgemerkt, ich war nicht alt genug, um mich dafür zu interessieren, dass / warum / weil die Mauer fiel, und einer meiner besten Freunde ist in Dresden geboren, was damals noch Karl-Marx-Stadt hieß (oder so).

Zur Feier dieser Wende – ich wurde ja langsam alt genug für Computerspiele – gab es dann, aus aktuellem Anlass hochtrabender Versprechungen “blühender Landschaften”, Computerspiele wie Aufschwung Ost, was sich zu SimCity in etwa verhält wie StudiVZ zu Facebook – war nicht so toll, kennt keiner mehr, war auch nie nötig.

Ich kannte natürlich von meinem Vater die Geschichten über die lächerlichen Schikanen der DDR-Grenzposten im Hinblick auf seine Studentengruppen etc. pp., und dementsprechende Schilderungen, wie entsetzlich es dort so aussehen müsse. Ich hatte also kein sonderliches Bedürfnis, da hinzufahren.

Ich war dann erst 2002 mit meiner (jetzigen) Frau in Berlin, und konnte (trotzdem noch) nachvollziehen, was die Leute meinten: Das war scheußlich. Positive Erinnerungen an meinen kurzen Aufenthalt sind die wirklich netten Menschen (im Vergleich zu München, aber das ist eine niedrige Messlatte) und die freien Parkplätze in der Innenstadt – versucht mal, an einem Samstag Mittag irgendwo in Bayern auf der Straße zu parken.

Aber es war unästhetisch. Freilich, die Japaner haben am Dingsda-Platz ein glasverspiegeltes Sony-Center gesponsort, aber Berlin hatte insgesamt genau das Flair, was man von den DDR-Erzählungen erwartete. “Arm, aber sexy” ist da nichtmal ein selbstironischer Marketing-Spruch wie “Wir können alles, außer Hochdeutsch” – zumindest wurde ich bei den Schwaben nämlich nicht enttäuscht, wohingegen Berlin halt die Crackhure unter den Frauen Städten ist.

Fairerweise ist man ja nun als (unfreiwilliger) Wahlmünchner recht verwöhnt und findet z.B. auch, dass Paris irgendwie unangenehm riecht (im Sommer), aber London z.B. ist doch eine sehr nette Stadt, halt nur teuer.

Naja, dachte ich mir, stürzen wir uns doch wirklich ins Abenteuer und tun uns echten Kommunismus an: vor 15 Jahren flog ich nach China, macht sich ja sicher gut im Lebenslauf. Mit schlimmsten Erwartungen. Was ich fand?

[Links im Bild: Ich]

Entsetzlich, oder?  Also, wenn man das jetzt mal mit Berlin vergleicht? Ja, fairerweise, das ist ein Park, und das schicke Gebäude nur die Orangerie, und die Berliner haben ja jetzt auch ein hübsches Nilpferdhaus in BH-Form, aber damals war das – neben der Wohnung im 13ten Stock – schon was völlig anderes. Hätte ich nicht Wirtschaft studiert, wäre ich sofort Kommunist geworden. Habe ich aber, von daher stellte ich schnell fest, dass das kommunistische China genau so wenig kommunistisch ist wie das sozialdemokratisch-marktwirtschaftliche Deutschland eine Marktwirtschaft.

China in den Nullerjahren war eine Marktwirtschaft wie – keine Ahnung – Deutschland unter Ludwig Erhard, der erstmal alle Regelungen gestrichen hat, weil – äh – die eh überflüssig waren?  Es war beeindruckend. Grausam, ja, aber auf eine gewisse Weise ehrlich, die ich nicht kannte. Was die westliche Lügenpresse als “westlichen Raubtierkapitalismus” bezeichnet, ist genau das, was in China die oben gezeigten blühenden Landschaften produziert hat – und übrigens – so meine Theorie – auch das deutsche Wirtschaftswunder nach dem Krieg.

Gute Sozialdemokratie war es zumindest mit Sicherheit nicht, die gab es (und gibt es) in China nämlich nicht.

Nun ist es so, dass das politische System in China in etwa so funktioniert wie das in der EU – man kann schon jemanden wählen, aber die haben halt nichts zu melden. Die Illusion von Demokratie funktioniert für die Massen genau wie eine (pervertierte) Demokratie für die Massen – die Massen wollen nur ein gutes Leben haben. Was nun eigentlich jeder will. Kurz: Sol lange es den Massen zunehmend besser geht, ist ihnen das Wurst.

Soviel die Chinesen unter Mao den Sowjet-Kommunismus inklusive Vernichtungsprogrammen für alle mit einem Hauch von Verstand kopiert haben, haben sie auch den Kapitalismus kopiert. Das mit dem “Kopieren” war übrigens in meiner Jugend – man schaue mal Die Hard, wo Bruce Willis noch Haare hatte – eine japanische Geschichte. Komischerweise wurden dann die Japaner besser als die Amerikaner in so ziemlich allem – Komatsu vs. Caterpillar ist (war?) eine Case Study in jedem ordentlichen MBA-Programm (bei uns hieß das noch “Grundstudium”).

Der frühe Vogel fängt den Wurm, ist das westliche Mantra unserer – im Vergleich zur asiatischen eher neuen – “Kultur”. Den Spruch gibt es in China auch, der übersetzt sich aber in etwa “Der frühe Vogel fängt den Wurm. Der frühe Wurm wird als erstes gefressen”.

Klar, in unserer westlichen Erziehung hat das ein gewisses Maß an inhärentem Sozialdarwinismus, aber im Gegensatz zum Koloss von Rhodos steht die Chinesische Mauer noch – ward ihr mal am Limes? Am Limes gibt es schöne Schilder, die darauf hinweisen, dass da der Limes verlief. In China hingegen…

Nun hat China natürlich auch Nachteile. Ich war letztes Jahr zum fünften Mal da, und musste feststellen, dass die Prepaid-SIM Google sperrt. “Great Firewall of China”, so die Lügenpresse. Die große Mauer scheint ja nun geholfen zu haben, das Land ist ja nun heute China, nicht Mongolei. Und es ist damals kein Problem gewesen, an der Mauer vorbeizukommen, wenn man keine bösen Absichten hatte  – und das ist es beim “Great Firewall” auch nicht. Mein Chinesisch ist – mittlerweile praktisch bewiesen – auf dem Niveau einer Zweijährigen – aber für Google geht nicht reicht es noch. “Google 不行, blablablablabla”, antwortete der Mann, aber ich nehme halt an, dass das an der Regierung lag. Gut, halt VPN angemacht, passte schon.

Ich habe grundsätzliche Probleme mit der Einschränkung freier Meinungsäußerung, und dazu gehört auch der freie Zugang zu Informationen.  Nun kostet es in China etwa 1€/Monat, das zu umgehen. Aber davon ist China immer noch ein Unrechtsstaat – zum Beispiel deswegen – und daran muss man mal Deutschland messen.

[Anmerkung: Ein “Unrechtsstaat” ist kein streng definierter Begriff. Ich verstehe einen Unrechtsstaat als solchen, in dem (a) Gesetze nicht für alle gelten und / oder (b) Gesetze unerträglich ungerecht für Teile der Bevölkerung sind.]

Auf 50 Jahre gerechnet sind 1€/Monat 600€. Das ist viel Geld, vor allem in China. In Deutschland hingegen haben wir ganz toll freien Zugang zu Informationen zu Monopolpreisen des ehemaligen Staatsbetriebs Telekom (schaut nur mal nach Österreich), und dazu “nur 17,50€ / Monat nutzlose Gebühren für das Staatsfernsehen. Wenn ich mich jetzt zwischen chinesischen Staatsmedien gratis plus einem Euro für alles andere oder freiem Zugang für alles plus 17,50 für’n Arsch entscheiden müsste – nun, vor allem als Chinese würde ich das günstigere nehmen.

Und so frei ist die Meinungsäußerung ja auch nicht mehr – Zensursula kennen alle noch, den Rollstuhltypen auch, und Heiko “ich habe einen schicken Anzug, aber nur Luft im Kopf” Maas will das chinesische System ja nun auch für Deutschland. Aber nicht – wie die Chinesen – für alle, sondern nur für ihm missliebige Meinungen. Das wären dann 17,50 Zwangsabgabe plus 1€ für das VPN. Aber klar, China ist böse, die Türkei ist böse, Deutschland sei ein toller Rechtsstaat.

Ein so toller Rechtsstaat, dass der Blogger Hadmut Danisch wahrscheinlich 4.000€ Kosten zu tragen hat, weil der MDR, also der Staat (ne, das ist Staat, es geht darum, wer die Kosten eintreibt) einen Blogpost von ihm nicht so toll fand und ein Gericht fand, dass die Ankläger zur Hälfte totalen Unsinn behaupten. Herr Danisch hat den totalen Unsinn nicht eingesehen, was vorher noch mehr Unsinn war, aber totalen Unsinn nicht einsehen kostet in unserem ach so tollen Rechtsstaat ja nur 4.000€. Den Rest zahlt der Zwangsgebührenzahler -also, u.a. der Herr Danisch. Fein, oder?

Es ist sooooo schön, in einem Rechtsstaat zu leben. Ich meine, gut, für missliebige Meinungen wird man in China halt evtl. mal ungerechtfertigt inhaftiert, aber die Strafe für 4.000€ Verschwendung von öffentlichen Geldern ist halt Kopfschuss. In China. In Deutschland ist das nicht strafbar. Wie erwähnt, wir leben ja in einem tollen Rechtsstaat.

So, und nun wägen wir mal ab: Ist es ein größeres Unrecht, dass der Danisch 4.000€ zahlen muss, aber der MDR gar nichts, im Vergleich zu China, wo die Verschwendung öffentlicher Gelder eines der schlimmsten Verbrechen ist?

Klar, ich höre schon die Leute schreien “aber die machen das doch nur nach Gusto” – fein. Wir in Deutschland bestrafen die Leute, die sich an die Gesetze halten und ein Impressum führen und Geld haben. Der Rest kann in Berlin Autos anzünden und in Bremen Björn beklauen, soviel er will. Feiner Rechtsstaat. Oder – äh – Unrechtsstaat. Und mit so einem muss man nur umzugehen wissen; mein Blog hat ja nun ein TMG-fragliches Impressum, einen Hoster in den USA, und mein auf Grand Bahama sitzender VPN-Anbieter, der einer russischen Briefkastenfirma gehört, die Server in acht Ländern betreibt, sind sicher total toll rückverfolgbar. Das ist mir sogar vier Euro im Monat wert – bei 4.000€ Risiko für Recht bekommen.

Das kranke am deutschen “Rechtsstaat” ist die so genannte “soziale Gerechtigkeit” – klar, Leuten, die nichts in der Tasche haben, kann man nichts wegnehmen. Aber dass dann die Anständigen mit Ausständen auf ihren Forderungen aus z.B. Diebstahl , der zudem meist unsanktioniert bleibt, sitzen bleiben (würden) und es sich von vornherein nicht lohnen würde, da zu klagen, wirkt auf mich super ungerecht (siehe Radbruch’sche Formel oben).

Auf der anderen Seite dürfen die Assos klagen, soviel sie wollen – also, die privaten Assos, wie auch der Staat – ohne irgendwelche persönlichen Nachteile davon zu haben. Das ist ein System, was Teile der Bevölkerung diskriminiert (s.o.) – und zwar den anständigen, arbeitenden Teil der Bevölkerung. Aber die sind sowieso in einer pseudo-Demokratie, wie wir sie haben, eine Minderheit. Klar, das System ist gut für alle, aber ungerecht zu den Leistungsträgern.

Das System in China ist fair zu jedem, der arbeiten will – und kann. Der ganze “Korrupt wie Hölle” – Scheiß fängt erst auf einem Niveau an, von dem die meisten (dort wie hier) nur träumen können.

Zu dem “Korrupt wie Hölle” – Scheiß gehört in China aber halt auch “Kopfschuss”, wenn das rauskommt. Hier hingegen kann man Milliarden für einen winzigen (fliegt mal nach CAN) Flughafen verballern, oder für unsinnige 19tes-Jahrhundert-Technologie in Stuttgart. Etc. pp. Ohne, das was passiert.

Ist das wirklich besser als ein ehrlicher Staat, der sagt “hey, wenn Du Scheiße baust, jagen wir Dir eine Kugel in den Kopf und berechnen dem, der die Leiche haben will, 2.50元 für die Kugel” (plus den übrigen Kosten, die 30 cent wirst Du schon abgezweigt haben)?

Das überlasse ich Euch. Wichtiger ist, dass Kommunismus, wie er in China praktiziert wird, tatsächlich funktionierten kann: indem man ihn den Leuten erzählt, aber einen feuchten Dreck irgendeines kommunistischen Ideals macht. Zentralistische, aristrokratische Regierung mit inneren Sanktionen ist  – siehe wie immer Polybios – eine gute Regierungsform.  Und im Gegensatz zu der westlichen Welt, die sich seit 2.000 Jahren “das einzige, was wir aus der Geschichte gelernt haben, ist, dass wir nichts aus der Geschichte lernen” auf ihre Wappen schreiben solle, lebt der abwartende Wurm halt länger – und wird dann vielleicht ein wunderschöner Schmetterling. Wenn, klar, ihn nicht einer der frühen Vögel fängt. Aber es muss ja nun auch Jäger geben, die Schmetterlinge mögen und Vögel erschießen. Also, in China. Und Indien. Und dem größten Teil von Südamerika. Und – ja, die Neger sind wahrscheinlich auch nicht alle dumm.

Der Untergang

Ich weiß ja nicht, wie viele meiner Leser sich durch Hitlers “Mein Kampf” gequält haben, da das Buch – zurecht – den Ruf hat, langwierig und unkoordiniert zu sein. Zudem ist etwa die Hälfte dümmliches Rumjammern über die eigene Geschichte und das eigene Versagen, die Ungerechtigkeit und Unzulänglichkeiten der Gesellschaft, und viele persönliche Wertungen. Plus ein weiteres Viertel ideologiebeladenen Bullshits. Das Gros des Rests ist das Bashing des verantwortlich gemachten Sündenbocks – man kommt sich fast vor, als lese man ein modernes feministisches Traktat.

Der Unterschied ist, dass Hitler, auch wenn er sonst keine sonderliche Leuchte war, eine politische Strategie entwickelt, die auf einem erschreckenden Bild (respektive Zustand) der parlamentarischen Sozialdemokratie basiert:

Ebenso waren auf dem Gebiete der Politik für aufmerksame Augen Schäden vorhanden, die, wenn nicht in absehbarer Zeit eine Besserung oder Änderung vorgenommen wurde, als Zeichen eines kommenden Verfalls des Reiches gelten durften und mussten.

Dafür identifiziert er auch einen Grund:

Der Ausgangspunkt dieser Seuche liegt bei uns allerdings zu einem großen Teile in der parlamentarischen Institution, in der die Verantwortungslosigkeit geradezu in Reinkultur gezüchtet wird.

Was Hitler so darstellt, als sei das notwendige Konsequenz des Systems selbst:

In demselben Maße sank die Größe der jeweiligen „Staatsmänner” immer mehr zusammen, bis endlich überhaupt nur jener kleine Typ von parlamentarischen Schiebern übrigblieb, deren staatsmännischer Wert nur mehr nach ihrer Fähigkeit gemessen und anerkannt wurde, mit der es ihnen gelang, die jeweiligen Koalitionen zusammenzukleistern, also jene kleinsten politischen Handelsgeschäfte durchzuführen, die ja allein die Eignung dieser Volksvertreter für praktische Arbeit zu begründen vermögen.

Hitler hat eh keine sonderlich hohe Meinung von Politikern:

Diese frechen Lügenmäuler schreien freilich mit Stentorstimme, damit es ja die anderen Sünder hören können, ihr Glaubensbekenntnis in alle Welt hinaus, allein nicht, um dafür, wenn nötig, auch zu sterben, sondern um besser leben zu können.

An dieser Stelle muss man wissen, dass Mein Kampf als politische Kampfschrift gedacht ist, die als solche natürlich (a) die angebliche Richtigkeit und Notwendigkeit der eigenen Position illustriert. Gleichzeitig ist das Buch aber (b) nach dem (ersten) Scheitern der Nazis als politischer Bewegung entstanden. Für dieses Scheitern ist das politische System (und die Juden) der Sündenbock, weswegen (c) der Kampf auf die Straße zu tragen sei. Was, wie wir ja zumindest aus der Schule wissen, funktioniert hat.

Soviel zum Kontext. Kommen wir zum Anlass: Antje Schrupp schreibt jetzt für die FR. Und zwar einen Artikel darüber, dass die Demokratie in Zukunft feministisch sein muss, da sie sonst stirbt. Ja, stirbt. Denn die Demokratie, so, wie sie ist, ist nicht gut; allein der radikale Feminismus ist gut:

es [geht] darum [.], einen anderen Kuchen zu backen. Wir brauchen keine fünfzig Prozent Frauen in Aufsichtsräten oder auf hohen Managementposten, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse ansonsten so ungerecht bleiben, wie sie sind.  Es wäre kein Fortschritt, wenn Männer ebenso viel Care-Arbeit leisteten wie Frauen, dafür aber genauso schlecht bezahlt und wenig wertgeschätzt würden. [….] Ungerechtigkeiten gleichmäßig auf alle zu verteilen, ist kein sinnvolles politisches Ziel. [….] [sondern es geht darum,] die Verhältnisse insgesamt zu verbessern

Oder, wie Hitler das ausgedrückt hat:

Schon währen meines Wiener Existenzkampfes war mir klar geworden, daß die soziale Tätigkeit nie und nimmer in ebenso lächerlichen wie zwecklosen Wohlfahrtsduseleien ihre Aufgabe zu erblicken hat, als vielmehr in der Beseitigung solcher grundsätzlicher Mängel in der Organisation unseres Wirtschafts- und Kulturlebens

Das wäre das hehre ideologische Ziel. Kommen wir zum politischen Scheitern (wieder Schrupp):

Was die Menschen jetzt unter dem Banner des Feminismus auf die Straße bringt, ist deshalb nicht die verpasste Chance, endlich mal eine Frau als Präsidentin von Amerika zu haben. Sondern es ist die Notwendigkeit [blabla]

Hitler hat wenigstens ein Buch darüber geschrieben, warum man den Kampf auf die Straße tragen muss. Ein paar der Ausführungen dazu klingen übrigens auch ganz vernünftig, wenn man eine totalitäre Ideologie durchsetzen will. Aber das hat man als Feministin heute ja nicht mehr nötig; man weiß ja schon, dass das mal funktioniert hat, also kann man es einfach machen. So ganz ohne Nachzudenken, dann kann man sich auch wundern, warum Feminazi in der westlichen Welt ein Begriff geworden ist. Hitler hat übrigens auch eine wunderschöne Perle zu solchen “intellektuellen Aktivisten”:

Denn dieser glaubt nun wirklich allen Ernstes, „gebildet” zu sein, vom Leben etwas zu verstehen, Kenntnisse zu besitzen, während er mit jedem neuen Zuwachs dieser Art von „Bildung” in Wahrheit der Welt sich mehr und mehr entfremdet, bis er nicht selten entweder im einem Sanatorium oder als „Politiker” in einem Parlament endet.

Der Rest von Schrupps Artikel ist Lobhudelei zu den Womens Marches in Antarktika und überhaupt der Größe der eigenen Bewegung, die man ja so toll damit zeigt und damit auch zeigt, dass die eigene Bewegung die einzig gute und richtige sein muss, weil man ja so viele Anhänger hat. Man muss Hitler an dieser Stelle zugutehalten, dass er wenigstens (seeeeehr lang und breit) erklärt, warum die Nazi-Ideologie wichtig und richtig ist und das nicht einfach voraussetzt (Untergang der deutschen Nation, der arischen Rasse und so).

Frau Schrupp hingegen nimmt die Bestätigung für die Richtigkeit des feministischen “linken, freiheitlichen, progressiven Gesellschaftsprojekts” allein dadurch, dass es viele Anhänger hat. Das aber – vor dem Hintergrund, dass Hitler wenigstens eingesehen hat, dass Menschen zu ihrem Selbstwohl handeln, wenn man sie nicht dazu zwingt, altruistisch zu sein – scheitern muss (also, laut Hitler):

Am Ende siegt ewig nur die Sucht der Selbsterhaltung. Unter ihr schmilzt die sogenannte Humanität als Ausdruck einer Mischung von Dummheit, Feigheit und eingebildetem Besserwissen, wie Schnee in der Märzensonne.

Wo – meiner Meinung nach – Hitler halt Recht hat. Nun hat sich die NSDAP auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wenn es darum geht, sich an ihre eigenen Maßstäbe zu halten (Hitler selbst hingegen schon; der fand, seine Ideale sind wichtig genug, um dafür zu sterben, und das ist er ja schließlich auch, weil seine Ideale blöde waren), aber das ist ein zentraler Unterschied zwischen Hitler und Frau Schrupp – letztere schließt ihren Artikel wie folgt:

Die Frauenbewegung ist nicht zu radikal, sie war es nie. Sondern ohne radikalen Feminismus kann es keine sozialen Bewegungen geben. In Zukunft wird die Demokratie feministisch sein. Oder sie wird sterben.

Hitler schloss aus seinem Scheitern, dass die paralamentarische Demokratie weg muss. Schrupp hingegen zeigt sich insofern als Anhängerin des demokratischen Systems, als dass sie ihm schlicht den Untergang prophezeit, wenn es sich nicht an der feministischen Ideologie ausrichtet – was alleine vom Grundgedanken her Unsinn ist; einer der Grundgedanken der Demokratie ist Meinungs- und damit ideologischer Pluralismus. Hitler hat das erkannt; ich wiederhole das mal:

Ebenso waren auf dem Gebiete der Politik für aufmerksame Augen Schäden vorhanden, die, wenn nicht in absehbarer Zeit eine Besserung oder Änderung vorgenommen wurde, als Zeichen eines kommenden Verfalls des Reiches gelten durften und mussten.

Da geht aber nicht die Demokratie unter, sondern das Reich. Und das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt an Demokratie, die ja grundsätzlich eine “ich mach mir die Welt so, wie sie mir gefällt”- Bewegung ist, die (grundsätzlich) eine eingebaute Kontrollinstanz hat – also eine oder mehrere konkurrierende Bewegungen, die sich eben einigen müssen.

Einigung und Kompromisse sind mit radikalen Ideologien allerdings nicht möglich, weil diese einen alleinigen Geltungsanspruch erheben. “Demokratie” per se ist keine Ideologie, auch wenn das Kindern mittlerweile in der Schule beigebracht wird; man nennt das “Demokratieförderung“, im Grunde ist das, was eine parlamentarische Demokratie in der Regel macht, aber in Kombination mit Massenprotesten und willfährigen Politikern, die sich nicht an ihre eigenen Regeln halten und ihr Fähnchen in den Wind hängen, wie er gerade weht, eine Diktatur des Proletariats im marxistischen Sinn. Also, fand zumindest Hitler; ich sehe da halt nur Parallelen zu heute, wenn das Parlament sich ernsthaft mit der Toilettenbenutzung von Leuten mit psychischen Störungen beschäftigt, obwohl das (a) 95% der Leute einen feuchten Dreck interessiert und (b) ebendiese Leute, wenn sie gezwungen werden, sich damit zu beschäftigen, mehrheitlich der Meinung sind, dass Toiletten nach vorhandenen Geschlechtsorganen zu trennen sind.

Das wiederum ist dann weder eine Demokratie im eigentlichen Sinne noch eine Diktatur des Proletariats, sondern die sich üblicherweise (aus marxistischen Idealen) ergebende, zentralisierte Oligarchie – klar, man kann Eigennutz als Politiker viel besser ausleben, wenn man die Massen ignoriert. Funktioniert halt nicht:

Eine gewisse Zeit kann man natürlich auch hier die Natur verhöhnen, allein die Rache bleibt nicht aus, sie tritt hier nur später in Erscheinung, oder besser: sie wird von den Menschen oft zu spät erkannt.