Editur

Meinungsfreiheit.

Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht, und lernt jedes Kind. Meinungsfreiheit wird in Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen garantiert, in Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention,  in Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes, Artikel 16 der eidgenössischen Bundesverfassung, Artikel 13 des österreichischen Staatsgrundgesetzes und so ziemlich jeden anderen Landes, was auch nur so tun möchte, als wäre es eine Demokratie.

Die wenigsten Leute machen sich Gedanken darüber, warum Meinungsfreiheit wichtig ist. Ich denke, es reicht auch, wenn man annimmt, dass Meinungsfreiheit deswegen wichtig ist, weil sich eine Gesellschaft recht leicht darauf einigen kann, dass es besser ist, wenn man miteinander redet, als wenn man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt. Und sich jeder (vernünftige) Mensch eine Meinung bildet und Gedanken hat.

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Nachdem man also die Gedanken eh nicht wegbekommt, ist es eine gute Idee, die Leute ihre Gedanken auch äußern zu lassen – man kann schließlich über alles Reden und seine Meinung auch ändern, so als (per definitionem) vernunftbegabter Mensch. Nunja, in einigen Fällen natürlich nicht. Freie Meinungsäußerung kann nämlich sehr gefährlich sein. Denn durch “miteinander reden” können sich Gruppen bilden – Gruppen , die sich eine Meinung teilen. Eine Einzelperson kann man ignorieren, aber eine Gruppe von Menschen ist mächtiger als einzelne Menschen und kann sich als solche gegen andere Gruppen von Menschen besser behaupten.

auszug aus ägypten

Das mag vorteilhaft für diejenigen sein, die sich die Meinung teilen, gefällt aber dafür anderen nicht. Insofern wird sich in jeder Gesellschaft eine Tendenz derjenigen, die die Macht haben,  bilden, um Meinungen, die ihnen nicht passen, zu verbieten, damit sich keine Gruppen bilden, die ihrer Macht gefährlich sein können.

Deswegen hat es Jahrtausende gedauert, bis diejenigen mit Macht verstanden haben, dass das Verbieten nicht funktioniert. Weswegen wir ja die x-zig Rechte haben, die uns Meinungsfreiheit erlauben. Als könnte man die verbieten – Pah!

Die ersten Gesellschaften mit formal freier Meinungsäußerung waren Sokrates’ Athen und das römische Reich. Da hatte natürlich nicht jeder Idiot Meinungsfreiheit, aber diejenigen, die was zu sagen haben. Der Rest durfte gepflegt die Klappe halten.

Taten sie aber nicht, die haben einfach eine Revolution gemacht. Oder eine Sezession. Oder die Bastille gestürmt. Oder gesoffen. Auf jeden Fall durfte man danach seine Meinung äußern – endlich.

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Ja, und dann hatten wir, langsam aber sicher, die moderne “Demokratie”. In der nicht nur nicht jeder Idiot Meinungsfreiheit, sondern auch noch was zu sagen hatte. Freie Wahlen und so. Und alle waren sich einig, dass jeder sagen darf, was er sagen will. Und das taten auch alle. Einige mit großer Zustimmung.

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Das führte zu etwas, was die Menschheit bis dahin nicht kannte: Einem Weltkrieg. Gut, kannte sie schon, aber zumindest einigte man sich nach diesem darauf, dass bestimmte Meinungen nicht so frei sein sollten. International etwas inkonsequent, aber so im Groben. Wie jedes Kind (noch vor dem Recht auf freie Meinungsäußerung) lernt, hat Hitler mehrere Millionen Juden gekillt. Das ist eine Tatsache, das darf man natürlich überall sagen. Dem zu widersprechen, wird je nach politischer Situation unterschiedlich gehandhabt.

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Das ist jetzt zwar nicht sonderlich kohärent, aber es gibt eben bestimmte gesellschaftlich Standards, auf die sich die Gesellschaft einigt. Amerika hält das Recht auf freie Meinungsäußerung sehr hoch, was ich persönlich sehr gut finde.

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Auch, wenn ich dem, was dann gesagt wird, inhaltlich nicht zustimme.

Nun ist aber das Recht der freien Meinungsäußerung ein Recht, das der Staat seinen Bürgern gegenüber dem Staat garantiert (oder, in bestimmten Fällen, eben auch nicht). Der Staat darf die freie Meinungsäußerung nicht zensieren. Weil der Staat Macht hat.

Der Staat ist aber nichts, was Meinung bildet, sondern das sind – seit Staaten größer sind als die maximale Menge an Menschen, die den König noch hören, wenn er laut redet – die Kommunikationsmedien. Luther nutzte den Buchdruck für eine Revolution gegen die katholische Kirche, die französischen Revolutionäre druckten Flugblätter, Hitler gab jedem ein Radio, die CIA reinstallierte den iranischen Schah übers Fernsehen und stürzte Gaddafi über Twitter (oder so).

Diejenigen mit Macht haben also ein Interesse daran, Meinungen zu kontrollieren, und machen das auch. Überall. Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr. Alle Medien sind von den Machthabern kontrolliert… alle Medien? Nein! Eine von unbeugsamen Bloggern bevölkerte Ecke des Internets hört nicht auf, Widerstand zu leisten.

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Manchmal, natürlich. Denn die Blogger, die noch so kleinen wie die ganz großen mit Hunderttausenden von Unique visits (etwa wie die Zeitung Die Welt), haben natürlich auch eine eigene Meinung. Und mögen anderer Leute Meinung mehr oder weniger, je nachdem, wie sehr sie mit ihrer eigenen übereinstimmt. Und Blogs kann man kommentieren.

Nun ist Propaganda schwieriger, wenn Widerspruch die gleiche Leserschaft bekommt wie die Propaganda, deswegen filtert man Kommentare. Wie man ja auch bestimmte Meinungen verbietet, wenn man Macht hat und Probleme mit konträren Meinungen hat.

Das mögen die Kommentatoren mit abweichenden Meinungen nicht, sie nennen das Zensur. Als wären die Blogger der Staat. Pah! Sind sie nicht, wie uns Randall Munroe erklärt:

Und Randall Munroe hat da schon einen wichtigen Punkt: Natürlich ist das Blog des Bloggers das Blog des Bloggers, und der muss niemanden in sein Wohnzimmer lassen, den er da nicht haben möchte. Hadmut Danisch sieht das ähnlich und differenziert da noch die deutsche Rechtslage dazu. Andere Blogger finden das Mist und weisen auf double Standards hin – also, dass widerliche Meinungen in Abhängigkeit vom Sprecher oder den Betroffenen unterschiedlich behandelt werden.

In Deutschland ist es zum Beispiel verboten (ein Wort mit moralischem Unterton, dessen korrekte Übersetzung ins Englische übrigens verboten ist), zum Massenmord an Juden aufzurufen. Öffentlich zu fordern, 90% aller Männer zu töten, ist hingegen nicht verboten.

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Warum? Nun, ich habe keine Ahnung. Weil es noch niemand probiert hat? Ich halte das für beliebig. Ich weiß nichtmal, ob die obige Abbildung vielleicht auch verboten ist, aber ich halte es für wichtig, sich auch mit totalitären Ideologien satirisch Auseinandersetzen zu dürfen. Ob die nun gerade verboten sind oder Parteiprogramm.

Ich möchte hier betonen, dass es mir um die Beliebigkeit von Verboten geht. Und sie eh nichts helfen – dann hostet man seinen rechtsradikalen Müll halt in den USA , der Türkei oder irgendeinem asiatischen Land (absichtlich kein Link). Oder seinen linksradikalen Dreck in Australien.  Feministische Scheiße darf man in Deutschland hosten. Bei Antifeministischer Scheiße ist das durchaus mal “jugendgefährdend” (auch hierzu absichtlich kein Link). Das sind aber staatliche Verbote, staatliche Zensur.

Es geht aber vielen vor allem  darum, dass es keine Zensur ist, wenn Blogger bestimmte Kommentare nicht erlauben/freischalten. Und da haben Randall Munroe wie Hadmut Danisch Recht: Das ist keine Zensur. Es ist ihr Blog, und ich muss mir nicht von Zigeunern in meinen Garten kacken lassen, insofern muss ich mir auch nicht von Leuten, deren Scheiß ich nicht hören will, in meinen Blog kacken lassen.

Das Problem ist, dass das “Zensurproblem” nicht nur kleine (oder große) private Blogs, sondern auch Unternehmen betrifft. Facebook schränkt die freie Meinungsäußerung ein. Twitter muss da dringend was tun – denk doch mal einer an die Kinder!!! Und das ist natürlich keine Zensur, weil es ja Unternehmen machen. Übrigens auch Apple. Aber hey, das sind ja nur Unternehmen. Keine Leute mit Macht. Auch wenn, natürlich, Apple mehr Umsatz macht als Länder wie Vietnam oder Ungarn als Bruttoinlandsprodukt haben. Sollten wir dann vielleicht doch Apple kritisieren, wenn wir gerade Premier Orban kritisieren?

Auf Basis welchen “Rechts”? Double Standards, also “he, ich bin klein, das ist mein Wohnzimmer, aber Dein Wohnzimmer ist größer, deswegen darfst Du das nicht”? Sehr interessantes Konzept von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Macht und Meinung

Wie oben erwähnt ist es aber keine Zensur, wenn es die Meinungsäußerer respektive Meinungsäußerungsermöglicher freiwillig machen; “Selbstzensur” ist rein logisch Blödsinn; Zensur hat etwas mit Macht und Zwang von “oben” zu tun.

Ich schlage daher vor, einen neuen Begriff einzuführen: Editur. Die gängige Praxis in (auch liberalen) Blogs ist es, vermeintliche “Verfehlungen” um eben diese zu kürzen. Eigenes Beispiel, weil ich eine vormals fette Frau auf Nadjas eher freiem Blog als Blauwal (oder so) bezeichnet habe:

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Natürlich ist es nicht nett, fette Frauen als Blauwal, Seekuh oder Nilpferd zu betiteln. Blauwale, Seekühe und Nilpferde können ja schließlich nichts dafür, dass ihre Körper sich evolutionär so entwickelt haben, dass Unmengen von Fett irgendeinen Vorteil haben. Aber die Blogbetreiberin stört sowas eigentlich nicht. Und die Angesprochene antwortete “DANKESCHÖÖÖÖNN”.  Das kann es also nicht gewesen sein. Es ist daher naheliegend, das sich jemand anderes angesprochen gefühlt hat, irgendwer die “Zensur” gefordert hat.

Irgendeiner hat also eine Meinung über Seekühe und Fatshaming, und irgendwer mit Macht entscheidet sich zwischen den Unterlingen gegen Fatshaming. Nicht, dass es falsch wäre, Partei zu ergreifen, aber es ist Editur, wenn die kritisierte Meinung nicht mehr und die kritische Meinung gar nicht dasteht. Das ist jetzt so, Du hast nicht mehr die Gelegenheit, Dir eine eigene Meinung zu bilden. Dafür gibt es eh die Bild-Zeitung.

Erfreulicherweise gilt für die Editur in Blogs das Gleiche wie für die Zensur größerer Mächte: Man kann Meinungen nicht unterdrücken. Das von mir geschriebene “hey, Glückwunsch, Du siehst als Mensch viel besser aus als als Wal” wird nicht positiver für Wale, wenn man stattdessen behauptet, dass “Wal” ein *ismus ist. Oder *shaming. Davon differenziert die Aussage nämlich immer noch zwischen Walen und Menschen, was die (kritisierenden) Wale aber offenbar nicht stört, womit sie meine Polemik als Realität sehen – was dumm ist. Das ist das Problem, was einige Leute mit der Realität haben.

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tl;dr: Zensur ist das Resultat der Angst der Mächtigen vor Machtverlust. “Selbstzensur”  – hier konkret: Editur – ist das Resultat der Angst der Pseudo-Mächtigen vor den Mächtigen. Die Geschichte zeigt, dass es vollkommen berechtigt ist, dass die Mächtigen Angst haben, da sie Macht haben – und mit großer Macht kommt große Verantwortung, Spiderman. Das ist der Kernpunkt der Demokratie: Dass die Mächtigen sich nicht darauf verlassen können, immer mächtig zu bleiben. Sondern dass sie, weil sie mächtig sind, selbst Angst vor ihrer (persönlichen) Verantwortung haben müssen.

Zeitungen sterben; Stichwort Lügenpresse. Dem Fernsehen hat noch nie jemand geglaubt. Die Blogger mit Publikum, bei denen jeder noch was sagen darf, sind die einzigen, die bei jungem Publikum seriös dastehen (egal, was sie für einen Blödsinn erzählen). Macht also nicht den selben Scheiß wie die Mächtigen. Dass das keine Zensur ist, ist egal. Editur ist – wie Zensur – nutzlos und führt zumindest 100%ig zuverlässig nicht dazu, was ihr wollt. Wenn ihr denn was anderes als den Status Quo wollt.

hoi

Und: Nein, Editur kann kein persönlicher Ausdruck von Anstand und Moral sein. Anstand und Moral sind nämlich immer das, was Mainstream ist, und die Mitte des Flusses fließt bergab. Wenn ihr Blogs schreibt, um was “Mainstreamiges” zu kritisieren, aber dann alles in den Mainstream werft, könnt Ihr Euch das auch sparen. Denn es geht eh den Bach runter. Weil: Schwerkraft. Physik. Realität.

Schafe

Wo mir die Idee kommt, dass man mit den Schafen tagesaktuelle politische Sachverhalte super darstellen kann.  Vor allem, wenn es einem nicht wichtig ist, dass sie jemand versteht:

EU bewilligt Hilfspaket für Griechenland. Zipras tritt zurück.

— ODER —

US-Zinsen

Fanart

Für diejenigen, die den Comic, den ich als Hommage an die normalerweise großartige Erzählmirnix gezeichnet habe – das war dieser:

…nicht verstanden haben, hier die Auflösung für die wenigen, sicher diskriminierten Menschen, die kein Chinesisch und Arabisch und Lesen können:

»Liebster«-Award

Die süße Maunzemaus hat mich für einen »Liebster«-Award nominiert.

Nun ist der »Liebster«-Award kein Award, sondern ein Kettenbrief, und Maunzemaus hat nach eigener Aussage Zweifel daran, ob ich Kettenbriefe mag. Früher, als Kettenbriefe noch per Post kamen, habe ich mich beim Absender immer brav bedankt – mit einem Umschlag voller Glitter. Aus unerfindlichen Gründen mögen zwar viele Leute keine Umschläge voller Glitter, aber das ist wohl wie mit Kettenbriefen; da gibt es solche und solche.

Nun haben Kettenbriefen und Glitter mehr Parallelen, als man denken mag: Sind sie einmal da, gehen sie einfach nicht mehr weg. Zudem möchte ich es mir ja nicht mit der einzigen Leserin, die dieses Blog hat, verscherzen.

Katzen oder Hunde?

Hunde schmecken, richtig zubereitet, ähnlich wie Lamm, nur etwas intensiver. Katzen zu essen finde ich grausam, Katzen sind niedlich und zum streicheln da.

Ein Film, denn du IMMER schauen könntest. Und warum könntest du ihn immer schauen. Ich kann zB immer Liebe braucht keine Ferien schauen – weil ich basic bin.

The Training of Berlin. Ich steh auf Hardcore-SM-Porno.

Lasse die Shuffle Funktion 3 Musiktitel aus deiner Musikbibliothek (oder Handy, oder MP3Player) bestimmen – und wenn du Gedanken zu den Songs hast – raus damit. Hörbuchkapitel bitte übergehen

Treffer 1: Ai wo Zhonghua. Ist als Klingelton episch, und man will wirklich vor Sekunde 25 rangehen.
Treffer 2: Ai wo Zhonghua. Ist als Klingelton episch, und man will wirklich vor Sekunde 25 rangehen.
Treffer 3: Ai wo Zhonghua. Mal ehrlich, wozu braucht man mehr als ein Lied auf dem Handy?

Deine liebste Eigenschaft an dir selbst – geistig oder körperlich. Oder beides. Dann halt zwei liebste Eigenschaften.

Monologfähigkeit. Ich rede unglaublich gerne viel mit anderen Leuten, ohne mir ihre Meinung anzuhören. Und unterbreche sie, wenn sie es versuchen.

Legalise it – yay or nay?

Yay. Ich möchte aber dazusagen, dass das auf meiner Liste von Verboten, die man streichen sollte, erst sehr spät kommt.

Wenn du eine Fremdsprache ohne Anstrengung sofort lernen könnest – welche wäre das und waruuuuum?

Türkisch. Das mit Anstrengung zu lernen ist völlig aussichtslos.

Bist du der Meinung, dass es so etwas wie „normale“ Menschen gibt – oder dass wir im Inneren eigentlich alle schräge Vögel sind, die sich unterschiedlich gut zu tarnen wissen? Oder was dazwischen? Discuss.

Ich finde das “oder” falsch. Normale Menschen sind im Inneren alle schräge Vögel. Nicht normale Menschen lassen das nach Außen dringen.

Erzähle den schlechtesten Witz, der dir einfällt.

Wieviele Feministen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? – DAS IST NICHT LUSTIG!

Erzähle den besten Witz, der dir einfällt. No pressure. Nur den ALLERBESTEN.

Wieviele Feministen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? – DAS IST NICHT LUSTIG!

Fliegen, Gedanken lesen oder Unsichtbarkeit? Warum?

Definitiv Gedanken lesen. Das ist quasi Allwissenheit.

Dein Haus/Wohnung/Erdloch steht in Flammen – welche 3 Dinge rettest du? Haustiere zählen nicht als Dinge, alle lebenden Menschen sind safe. Dein mummifizierter Opa würde zB als Ding zählen – aber als rettenswert? You decide!

Meine kleine gelbe Kuschelenti.
Das kleine, weißbraune Kuschelkätzchen, um mir keine Vorwürfe meiner Frau anzuhören, dass ich die Ente genommen habe, aber kein Kätzchen.
Mein Notebook. Meine Kunden hätten kein Verständnis für eine Verspätung, nur weil meine Wohnung abgebrannt ist.

 

Jasager, Kaaskopf und Ankerketten

Es gibt da offenbar ein sehr populäres Youtube-Video von ein paar “Menschen”, die davon leben, dass ihnen irgendwer bei zunächst staatlich erzwungenen, dann marktwirtschalftlich agierenden Idioten bedienenden Medien  Geld in den Arsch bläst. Da ich an letzterem nur den Verfall der Gesellschaft kritisieren kann, mag ich ihnen das nicht vorwerfen.

Was ich ihnen vorwerfen möchte, ist die Verwendung dämlicher Metaphern. Im Video bei 2:27 sagen sie, dass Leute, die nicht ihrer Meinung seien, also, die Leute mit Fakten, die sie im übrigen nur beschimpfen, dass ebendiese Leute (neben “die Dummheit”) “das schwächste Glied in der Kette” sind.

Und an der Stelle frage ich mich, ob Jasager & Kaaskopf, die ihr offenbar von Millionen Leuten gelikte, getwitterte und gefacebookte Sendung “Zirkus Hurensohn” sehen (und mögen) vor dem Video auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht haben, wozu eine Kette gut sein könnte.

Eine Kette dient nämlich dazu,  A an B zu befestigen. Irgendwelchen Radikalen zu erzählen, dass sie das schwächste Glied der Kette sind, ist nicht sonderlich produktiv. Das sind sie in dem Fall zwar wirklich, aber was nützt irgendwem eine Kette – ich nehme mal eine Ankerkette – an der das schwächste Glied fehlt?

Wollen uns Jasager & Kaaskopf sagen, dass das Boot schon liegen bleibt, auch wenn in der Kette ein Glied fehlt? Das tut es nämlich nicht. Oder wollen die nicht-Dummen “der Dummheit” sagen, dass sie einfach mal schön festhalten sollen, weil sonst das Boot abdriftet? Nun, da kann ich einfach nur dazu sagen: Who is John Galt?

Keine bessere Welt

Mir fiel gerade nach Verfassen eines Kommentars zum Thema Fette Vorurteile beim Arzt auf, dass zu dicke schwangere Frauen in einem Land mit einem der besten Gesundheitsversorgungssysteme der Welt sich offenbar lieber an einen Blog als an einen Arzt wenden, wenn es darum geht, ob “es in der Schwangerschaft nicht empfehlenswert [ist,] bei 1500 Kalorien zu bleiben”. Nun könnte ich an dieser Stelle systemkritisch werden, etwa weil Ärzte offenbar inkompetente Trottel sind, oder hinterfragen, warum schwangere Frauen sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Entbindung nicht arbeiten müssen (dürfen!), wenn ihr zentrales Problem eine Gewichtszunahme ist, aber bei meinen Recherchen zur dort geposteten, zitierten Frage stellte sich mir eine:

Es ist für mich nach der Lektüre der medizinischen Forschung zum Thema und einer Menge Halbwissen ziemlich offensichtlich, dass der Körper einer Frau auf eine Schwangerschaft dadurch reagiert, dass er alles mögliche für den neuen Menschen im Bauch tut und der Frau auch ziemlich schnell mitteilt, dass sie jetzt ein Mittel zum Zweck geworden ist. Ein Mittel zu dem Zweck, einen neuen Menschen in die Welt zu setzen. Biologisch macht das Sinn – Bestehen der Spezies und so. Meine Omas wussten das noch – also, dass ihnen als eigenständigem Menschen eine Schwangerschaft nicht gut tut, weil es ihrem eigenen Körper scheißegal ist, was mit ihnen passiert; Hauptsache, dem Kind geht es gut. Da kotzt man erstmal ein paar Wochen, wenn es dem Körper nicht passt, was man zu sich nimmt – was sich (gerüchtehalber) mit einer Fleisch- und damit eiweißreichen und Zucker- und damit kohlehydratarmen Ernährung verhindern lässt – aber wieso finde ich dazu keine Studie, die das be-oder widerlegt?

Denkt denn keiner an die Kinder?

Nein, natürlich nicht – wozu auch? Die denken schon an sich selbst, bevor sie das können.

Die Forschungsergebnisse, die ich gefunden habe, zeigen hier leider kein eindeutiges Bild: Adipöse Frauen haben ein erhöhtes Risiko von Fehl-, Tot-, und Mißgeburten. Eine Seite. Mangelernärte Frauen hingegen haben ein enormes Risiko, bei der Geburt zu sterben.

Ganz, ganz simpel betrachtet kann das nicht ein und der selbe “Überleben der Spezies”-Mechanismus sein. Selbst in einem nordkoreanischen Arbeitslager bekommen Frauen Kinder – und sterben dabei, aber hey; das Kind braucht weniger zu essen als Mama, und so rein theoretisch ist das durchaus sinnig; der Embryo weiß ja nun nicht, dass er sowieso getötet wird.

Warum aber stirbt der Embryo von der dicken Frau? Da wäre ja genug zu holen?

Da denke ich dann an ein Experiment mit Mäusen: Die pflanzen sich fort wie doof (also, wie Katzen, nicht nur wie Hasen) – bis zu einem gewissen Punkt. Nämlich einem ziemlich klaren Populations-pro-Raum-Punkt. Egal, wie viele Ressourcen (Essen) man ihnen gibt, irgendwann hören die auf. Nicht, dass sie keinen Sex mehr hätten (auch wenn auch das abnimmt), da kommen schlicht keine Mäuse mehr bei rum. Die Population stirbt (fast) aus. Aber nicht ganz, irgendwann geht es wieder los mit der schnellstmöglichen Fortpflanzung. Und wieder. Und von vorne.

An dieser Stelle wundert es mich nicht, dass es hierzu keine Studien gibt, die die Übertragbarkeit dieses Phänomens auf Menschen be-oder widerlegen – schlicht, weil niemand je probiert hat, Menschen unbegrenzte Ressourcen zu geben. Das näheste, was da dran ist, ist der moderne “Westen”, in dem die Menschen zunehmend mehr aufhören, sich reproduktiv zu betätigen. Auf der anderen Seite sind die Länder, in denen es den Menschen dreckig geht, mit enormen Reproduktionszahlen. Denen dann der Platz nicht reicht, aber dann betreiben sie ja sehr krude Bevölkerungsdezimierung durch Kriege – etwas, was Mäuse nicht machen, wenn denn die Ressourcen reichen; Mäuse sind aber weniger anspruchsvoll als Menschen.

Warum ich das schreibe? Nun, einerseits, um die Welt zu fragen, ob irgendwo in den Gedanken offensichtliche Fehler sind.

Andererseits, weil ich nicht gleich sehr weitreichende Theorien aufstellen will, die (zumindest zu meinen Lebzeiten) kaum empirisch prüfbar und dazu noch sehr infernalistisch sind.