Die globale Bierachse

Kennt Ihr das, wenn Ihr irgendwo seid, bestellt Euch ein Bier, und bekommt dann irgendwas mit gelblichen Farbstoffen vorgesetzt, dem ein Sommelier wahlweise Aromen vom Kotzhügel hinter der Wiesn oder einem öffentlichen Pissoir attestieren würde?

Es gibt den Kötzhügel hinter der Wiesn ja jetzt auch nicht ohne Grund. Kaiser Karl der IV. hat im vierzehnten Jahhundert die Via Carolina bauen lassen; da verläuft heute die A6 von Nürnberg in Deutschland bis zur Grenze Roßhaupt/Rozvadov zu was heute Tschechien ist, dann heißt sie A5 bis Pilsen.

Weniger als einen Tagesritt von dieser Strecke entfernt befinden sich nahezu alle Brauereien dieses Planeten, deren Bier man gerne trinkt. Freilich, ein Kölsch oder ein britisches Pale Ale oder die Entsetzlichkeit, die man in allen Amerikas für Bier hält, mag im Mittelalter besser gewesen sein als Cholera, und wohlgemerkt haben die auch heute noch nicht überall genießbares Trinkwasser. Aber das gilt auch in alle anderen Himmelsrichtungen.

Es sind “few and far between” ordentliche Brauereien auf diesem Planeten, wenn man sich von der Achse entfernt. Das Kloster Tegernsee ist nicht so wahnsinnig weit weg, und die können das schon auch, und ich habe erfeut festgestellt, dass die Privatbrauerei Stiegl in Österreich nach lediglich 529 Jahren Übung jetzt auch ein Bier hinbekommt, was nicht nach Kuhstall mit Malzbonbon schmeckt. Aber bei einer Tagesfahrt mit einem Auto statt einem Pferd entfernt wird es schon enorm eng.

Freilich, man bekommt schon überall irgendeine Plörre, hauptsächlich von Inbev (Becks), Heineken und Carlsberg, aber das schmeckt halt nicht nenneswert besser als Wasser auf einer seit 1930 nicht mehr geputzten öffentlichen Toilette, und Cholera ist heute ja nicht mehr so das Problem.

Ich stelle mir also gerade die Frage, warum Leute sich sowas antun. In Frankreich trinken die Leute Millionen von Hektolitern eines Gebräus namens 1664, was wohl der Zeitpunkt ist, seitdem sie das nicht genießbar hinbekommen. Sind das Markthindernisse wegen irgendwelchen bekloppten Vorschriften, dass man da kein ordentliches Bier brauen darf, wie bis in die 1990er in China? Freilich, Zhujiang aus Guangzhou ist jetzt auch nicht gerade Schanzenbräu aus Fürth, aber man kann und will es wenigstens trinken.

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