Ich habe mir ja nun gerade, wegen dem dritten Weltkrieg und der Umwelt und so, einen Kaminofen gekauft. Man muss ja dank der Dieselpartikelfilter-Pflicht irgendwie anders zu Feinstaub beitragen.
Nun – so einen Kamin anzuzünden ist ja für den Laien gar nicht so einfach, und ich habe erst seit meinem dritten Lebensjahr irgendwelche Sachen angezündet. Am Anfang waren das Ameisen mit einer Lupe, in den letzten 10 Jahren waren es hauptsächlich Grills, und das hab ich von meinem Schwiegervater, einem Feuerwehmann, und meinem Freund mit dem Studienabschluss in Versorgungstechnik, vollkommen unterschiedlich gelernt:
Freilich kann man einen Grill anzünden wie Opa, also Kohle rein, nen Liter Anzündflüssigkeit draufkippen und dann Föhnen, aber das ist halt für Laien und dauert ne Stunde. Der Versorgungstechniker kauft sich für 1,99 einen Anzündkamin, tut 1/40 Anzündwürfel für 1,49 drunter, und dann wuppt das auch, weil: Physik. Dauert so 20 Minuten.
Der Feuerwehrmann tut wie Opa die Kohle in den Grill, schließt seine Abflamm-Lanze an die Propan-Butan-Flasche an, und nach 3 Minuten glüht die richtig schön wie doof. Zudem fühlt man sich wie Grisu, der kleine Drache.
Einen Kamin anzuzünden funktioniert aber anders; da will man ja, dass Holz brennt, und nicht, dass Kohle glüht. Freilich, die Kohle brennt auch, wenn das Fett aus dem Fleisch raustrieft, aber dafür hat man ja ein Bier in der Hand. Die Aschepartikel sind übrigens recht gut nachgewiesen ziemlich krebserregend, aber halt lecker. Und für diejenigen, die sich für 1.200€ einen Gasgrill gekauft haben: Ne, das schmeckt überhaupt nicht genauso. Das schmeckt wie von meinem Oberhitze-Elektrogrill, für den meine Frau und Schwiegermutter zwei Stunden durch Istanbul gelaufen sind.
Das ist bei gewissen Gerichten Wurst, beispielsweise diesem hier (1,5kg Hähnchenflügel, alle (halbwegs) flüssigen Zutaten 1 guter EL, alle Gewürze 1/2 TL; die Chicken Wings vorher in Ober-und Unterteil trennen und ein paar mal lose einschneiden, grob 1h bei 150°), aber man schmeckt es schon.
Ebenso gibt es Leute, die einen Kamin anzünden können, und Leute, die das nicht können. Freilich, mit ner Großpackung Paraffin-getränkter Anzünder kann das jeder 3-jährige, aber das stinkt halt wie Seuche. Ich hab das ja noch von meiner Oma gerlent, als so mit alter Zeitung und Reisig und so, aber das ist deutlich zu viel Aufwand, seitdem jemand auf die Idee kam, Holzwolle in Wachs zu tränken.
Solche “Anzündwolle” brennt so ~5 Minuten, und dann sollte das wuppen – tut es aber nicht immer. und dann brennt da nix, es qualmt aber wie doof, und man muss noch zwei mehr reintun, und derweil muss man die Türe öffnen und der ganze Raum ist voller Rauch. Ich fand aber – beim Vorbeifahren – die Firma Biobric, die machen Anzünd-Brikettchen. Die brennen so 15 Minuten, riechen auch nach nix weil nur Holz und Wachs, und dann brennt der Kamin zuverlässig schön.
Wenn man sich denn nicht anstellt als wäre man eine deutsche Ministerin – also, man muss das schon ordentlich machen. Dass so ein Mini-Würfel einen zwei Scheite Holz wirklich anzündet, ist schlicht unrealistisch. Selbst Anzündholz (bringt Euch der Typ, der Euch auch die restlichen zwei Tonnen Holz bringt) ist nicht so wahnsinnig gut brennbar. Was aber richtig gut, gerne und sofort brennt, sind Butzeln. Das ist nun ein fränkisches Wort, Ihr sagt wahrscheinlich “Tannenzapfen” – das ist aber falsch, wie ich im Wald gelernt habe.
Ich wohne so 200 Meter von Wald 1 und 800m von Wald 2 weg, ja nach Himmelsrichtung. Blöderweise sind das hier alles recht mono-kulturige junge (also, nach WW2 gepflanzte) Kiefern, die machen keine hinreichend großen Zapfen; das dauert noch 400 Jahre. Fahre ich also zu meiner Mama nach Österreich und geh da Butzeln sammeln, und dann geht man da durch den Wald, und sammelt Butzeln. Da liegen Zehntausende rum; es ist Frühling. Nadelbäume verfolgen, wie Neger, offenbar eine r-Strategie in der Fortpflanzung.
Und dann fährt da so ein alter Opel Corsa an einem vorbei; ist ja jetzt nicht so, als gäbe es am Waldeingang drei Schilder “Privatweg”, “Forstweg” und “Durchfahrt verboten”.
Und dann sieht man einen Pilz. Derweil parkt das “Auto”, und eine Frau Ende 50 sowie eine Oma mit Gehstock steigen aus, und laufen halt auf zu uns. “Hallo”, sage ich, und frage: “wissen Sie, ob man den Pilz essen kann?”. “Joahwei”, sagt die alte Frau, “das ist ein gemeiner Dingsbumspilz, den können Sie schon essen; das wollen Sie aber nicht, der schmeckt fürchterlich. Wer sin’nen Sie eigentlich?”.
“Ich bin der Vorname Nachname, wir wollten eigentlich nur Tannenzapfen sammeln.”
“Ah so von den Nachnamens, dann sind Sie die beiden Doktors.” – schüttelt dem Kopf – “Das sind keine Tannenzapfen, das sind Fichtenzapfen. Tannenzapfen fallen nicht runter, und vor allem sind das hier alles Fichten; das ist nämlich mein Wald.” “Mein Sohn liefert Ihrer Mutter immer das Holz”.
Dorf, halt. Meine Frau musste mal dort zum Zahnarzt, seitdem weiß das mit des Doktors jeder; steht ja auf der Versicherungskarte. Wissen wir vom Bademeister und der Frau mit der Zigaretten-Trafik, deren Mann übrigens einen richtig geilen Marillen-Schnapps destilliert (was in Österreich wohl sogar legal ist).
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Tja, wenn man das Holz kauft, anstatt es selber zu machen, dann kriegt man den “Abfall” halt nicht mitgeliefert, der das Anzuenden wesentlich erleichtert.
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Das kommt sehr auf den Lieferanten an. Der Sohn von Oma Mayrgrubhartinger aus dem Text liefert das klinisch rein, fein säuberlich auf den Trekker gestapelt, und hilft Dir dann beim Abladen und fein säuberlich stapeln.
Hier bei uns auf dem Dorf kommt das direkt via Förderband von der Spaltmaschine auf den Hänger, und Du bekommst das inclusive dem ganzen Dreck in den Garagenhof (mein Nachbar) respektive Carport (ich) gekippt. Dazu gibt’s noch nen Kartoffelsack hübsches Anzündholz für 5€. Mayrgrubhartingers machen so modernen Schnickschnack nicht, man kann ja schließlich Butzeln sammeln.
Ich hatten übrigens noch beim Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nachgefragt, ob ich denn einfach Butzeln sammeln darf, wenn ich denn mal welche finden würde. Die Antwort war “so ein Rotkäppchen-Körbchen voll auf einmal, freilich, aber das gilt nur für den Bayerischen Staatswald. Der Wald bei Ihnen im Nordosten ist aber der Fürther Stadtwald; der gehört der Stadt Fürth, da müssten Sie bei denen nachfragen. Der Wald bei Ihnen im Westen ist ein Privatwald, da müssten Sie bei der Förstereiverwaltung in Rothenburg ob der Tauber nachfragen, wem der gehört, und dann den fragen.
Rothenburg ob der Tauber ist 60km weg. Deswegen hab ich ja jetzt Butzeln aus dem Wald von Oma Mayrgrubhartinger. Die hab ich vorher nicht gefragt; in Österreich gibt es dafür bis zu einer Woche Gefängnis. Wenn der Forstmeister das denn anzeigt. Das wäre aber der Sepp, der bringt Reh, wenn er eines erschossen hat. Dafür bringen wir seinem Vater Kuchen; der ist 89, hat Parkinson und wohnt gegenüber. Deswegen wissen wir auch, was da passiert, wenn man einen medizinische Notfall hat: Der Heli landet auf der Kuhwiese vom Bauern Mayrgrubhartinger; der ist beider Meinung nach nicht mit der Oma Mayrgrubhartinger verwandt.
Das ist keine Bananenrepublik; die wachsen da nicht.
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Hier mal ein paar Tipps vom Teilzeit-Waldschrat, der nicht ganz so nostalgisch Feuer macht.
Mehrmals pro Woche müssen drei Feuerstellen entzündet werden, um gegen die bevorstehende Eiszeit anzuheizen: Ehrlicher Kohleofen, Lagerfeuer und Weber-Kugelgrill.
Hier die für mich bislang effektivsten und pragmatischten Lösungen:
Der Anzündkamin ist für den Grill ein Muss. Unter ihn auf den Rost wird ein kleiner Paraffinwürfel gelegt, in den Anzündkamin ein Doppelter. Dann die Kohle drauf. Den kleinen anzünden, den Kamin draufstellen, dann den Wein entkorken und beidseitig vorglühen.
Für das Lagerfeuer gilt es, die Kerzenreste der Wohnzimmerdeko der Gattin zu horten. Frisches, junges, neues Zeitungspapier knüllen (Junge Welt, Junge Freiheit, Neues Deutschland et al.), feingerissene Amazon-Kartons darüber und mit den Kerzenstummeln garnieren. Dann mit kleinem Holz eine Art Tipi-Zelt darüber bauen (unbedingt windschief, sonst Gefahr der kuturellen Aneignung). Massenmedien entzünden und mit den Holzscheiten warten, bis das Tipi brennt. Sog. Butzeln als Brandbeschleuniger sind nicht sehr effektiv. Vielmehr sorgen sie als Topping auf dem Anzündkamin des Grills für eine harzig-aromatische Note.
Butzeln sammelt man übrigens nicht. Für einen Kindergeburtstag kauft man eine Monster-Wumme aus Plastik und ein paar andere kleine chinesische Spielereien (so kommt man auch an den Amazon-Karton s.o.). Dann verteilt man Eimer an die Kinder. Wer zuerst seinen Eimer voll hat mit Butzeln, der kriegt die Wumme. Für jeden weiteren vollen Eimer wird anderer China-Müll gereicht, der dann nach Ende der Party das Grundstück auch artig mit dem Gast verlässt. Der Butzel-Vorrat reicht bei nachhaltiger Nutzung bis zum nächsten Geburtstag.
Für den Kohleofen drei Paraffin-Würfel, darüber Anmachholz kippen, ehrliche Lausitzer Braunkohlebriketts auflegen und entzünden. Untere Ofentür unbedingt auflassen und nur anlehnen, bis das Holz kräftig brennt.
Sämtliche Methoden sind russia-approved, kommen also ohne Gas und Öl aus, sind total regional (außer Chinamüll und Paraffin) und funktionieren ohne Sonne, Wind und woke Gedankenkraft.
Und vor allem: Sie machen auch wirklich Feuer.
Noch ein Tipp zu den Aschepartikeln: Kräftig aushusten, idealerweise ohne Maske.
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Witzig! – Vor ein paar Tagen habe ich endlich die Genehmigung meiner besseren Hälfte (sexistisch, ich weiß) für einen weiteren Kaminofen in unserem Landhaus gekriegt und sofort einen gekauft, Scheitlänge bis 50 Zentimeter, wir haben virl Wald ringsum (200 Meter bis zuu den Kiefern, dahinter auch Mischwald), das lohnt. Was die Weltretter noch verzapfen weiß man ja nicht, und da will meine bessere Hälfte (sexistisch, ich weiß) dann doch keine kalten Füße haben.
Anheizen: Nichts ist besser als alte Kienäppel (alte!!!) [1] plus eine Winzigkeit von diesem fertig kaufbaren Späne-Wachs-Kohlenanzünder. Den gibts ohne Bio-Perversenzuschlag in jedem Proleten-Baumarkt. Holzwolle mit Wachs (siehe oben) ist also großartig und kann im Krisenfall in jeder Kirche gestohlen werden (was die Heiligen halt so übrig lassen). Die empfpohlene Firma Biobric überzeugt mich nicht so. Die liefert ja jetzt schon nicht mehr, was soll das also werden, wenn mal eine Krise kommt. Nachteil von dem Span-Wachs-Zeug: Waldspringmäuse fressen das, weiß auch nicht warum. Süß sehen die ja aus, Kulleraugen und ein weißer Brustlatz, aber Konkurrenz sind die halt doch. Dieser weiße Kohlenanzünder taugt dagegen gar nichts für den Realisten. – Bei längerer Lagerung wird das trocken und unbrauchbar, weil da was drin ist, was mit der Zeit verdunstet. Vorteil allerdings: Waldspringmäuse mögen den nicht.
Grillen: Heißluftpistole OHNE Brandbeschleuniger direkt auf die Holzkohle richten. Die Temperatur aus diesem ondulierfähigen Fön ist hoch genug, dass sich die Holzkohle von selbst entzündet. Das ist bequem und man hat kein Ekelaroma in der Holzkohle. Den Tip habe ich von einem Pfadfinder. Die bescheißen genau wie alle anderen. Nicht bloß Ökotussis, die zwar keinen Dieselvibrator haben mögen, aber ab 15°C Zimmertemperatur abwärts ganz bestimmt plötzlich was in einer ähnlichen Preis-, Feinstaub-, CO2- und Sauereikategorie.
[1] Furztrockene Kienäppel gibts an der Grenze zwischen Wald und Feld. Die sind nicht nur gut besonnt, beregnet und wieder getrocknet, sondern dem etwaig auftauchende Förster kann auch sagen, dass er sich wieder in seinen Forst scheren soll, das hier ist ein Feldweg und so weiter. Und um ihn zu ärgern, bricht man noch einen trockenen Ast als Kompott ab, der aus seinem Wald auf den Feldweg rausragt.
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@Carlo: Ich hab mir das schon überlegt mit der Firma Biobric, aber die nehmen halt 6,20€ Porto, also hab ich das erstmal für 5 Jahre genug.
Waldspringmäuse klingen so, als findet die mein Kater super-tolles Spielzeug; wir bekamen bislang nur zwei Amseln und eine Taube, der ist aber noch sehr jung und Mäuse schlafen offenbar im Winter; selbst unsere weiblichn Katzen brachten uns pro Woche mehr als eine Maus.
Aber so nen Heißluftföhn kaufe ich mir evtl; der Papa meiner ältesten Patentochter (7) findet es irgendwie nicht in Ordnung, auch nur ihrem älteren Bruder die Lötlampe in die Hand zu geben. Eltern, halt.
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Waldspringmäuse: Mehr Spaß macht es, die in Käfigfallen zu fangen, weil die Kinder dann im Wald Spaß haben, wenn sie die Viecher dann freilassen. Die springen bis 4 Meter weit, soweit ich das bisher sehen konnte, zumindest, sobald sie endlich kapiert haben, dass ein offener Käfig eine Fluchtmöglichkeit bietet. Aber dann springen sie urplötzlich, was bei kleinen Mädchen stets ein begeistertes Kreischen hervorruft.
Warnung: Eine befreundete Tierärztin (das ist so ein Hobby, das man als intellektuelle Hausfrau studieren kann, arbeiten tun die das aber alle nicht) sagte uns, dass Mäuse auf bis zu 3 Kilometern Distanz zurückfiinden können. Wir beachten das vorsichtshalber.
Katzen bevorzuge ich nicht so. Entweder lassen die die Mäuse aus Spaß wieder frei oder sie legen einem die aufgeschlitzt wieder auf den Fußabtreter, wenn sie fertiggespielt haben.
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ymmd. Und wenn Kedi das Viechzeug bereits in “tot” bringen würde, wäre ich ja schon dankbar; bisherige Mäuse starben meist duch einmal beherzt mit derm Papiertüte gegen die Biomülltonne hauen. Kedis Vögel lebten alle noch, die musste man nur fangen, dann flogen die wieder weg. Dazu dann einmal Staubsaugen und Wischen, wegen der Sauerei.
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Ich hatte bislang immer nur Katzenmädchen, bis auf einen 300% übergewichtigen Kater. Der brachte uns ausschließlich einen sehr toten Raben, von dem ich mir nicht sicher bin, ob er noch lebte, als er ihn gefunden hat. Die Hobby-Tierärztin (so geiler Begriff) im Tierheim meinte, der lebt vielleicht noch ein Jahr. Acht Jahre hatten wir ihn.
Der Tierarzt hier ist aber super. Der arbeitet wegen Rente und so nur noch Mittwoch, bei der Hobby-Tierärztin in Nachbardorf. Ist, glaube ich, ziemlich blöd für die ganzen Kühe und Pferde und so.
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Grins, ich kenne zwei Tierärztinnen persönlich, die eine arbeitet als Sekretärin und die andere als gut verheiratete Hausfrau mit immerhin drei Kindern. Das ist hier in der Gegend (Randberlin) beachtenswert viel. Meist trifft man auf Gehweg brutal schnelle E-Quipagen fahrende Mütter vom zweiten Frischegrad mit einzelnem Retortenkind drin als Höhepunkt der Führungskarriere.
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