Lecker kochen mit der Bundesregierung

Unsere tolle Bundesregierung hat ein ganz prickelndes, neues “Zivilschutzkonzept” für den Verteidigungsfall vorgelegt. Das wichtigste, was dieses Konzept beinhaltet ist:

  • die Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktionen

Toll, oder? Im Falle dessen, dass unsere Regierung irgendwen so ankotzt, dass die hier einmarschieren, ist der erste, wichtige Punkt natürlich, dass es der unfähigen Regierung weiter gut geht. Fairerweise würde ich das aber auch so machen, wenn ich die Regierung wäre.

Nunja, es wird ja durchaus was für die Bevölkerung geplant. Das gesamte Dokument findet sich hier, und wir erfahren netterweise, was im Krisenfall wichtig ist: Pläne. Pläne mit Spezialfähigkeiten und Pläne mit Kernkompetenzen, die im Krisenfall wichtig sind. Die Kernkompetenzspezifizierungsfähigkeit scheint noch gesucht zu werden. Ich bin mir recht sicher, dass die Pläne noch länger als die 70 Seiten sind, und im Fall der Fälle gibt es in dem aufrechterhaltenen Staats- und Regierungskreise sicher genug Leute, die die dann lesen werden und sich wundern, wo denn die ganzen Kernkompetenzen und Spezialfähigkeiten gerade sind, vor allem, weil das Telefon kaputt ist. Ich gehe nämlich davon aus, dass die auf dem gleichen Niveau sind, und da werden

zur Überbrückung kurzfristiger Stromausfälle […] Vorbereitungsmaßnahmen wie insbesondere […] geladene Akkus an Computern, Mobiltelefonen

empfohlen. Mit einem geladenen Akku kann man nämlich noch Tetris auf dem Handy spielen oder mit dem Computer einen Notfallplan abtippen, den niemand lesen wird. Zudem wiegt ein geladener Akku marginal mehr als ein leerer, wenn dann also die Russen einmarschieren, hätte man schwerere Wurfgegenstände. Ich persönlich würde ja für den Fall eines Einmarschs der Russen eine Russische Flagge empfehlen, da kann man dann das Handy reinwickeln, und schwupps hat man einen improvisierten Totschläger.

Ebenso beinhaltet sind Pläne zum Umgang mit Flüchtlingsströmen, und wir wissen ja alle, wie toll das funktioniert hat. Vor allem aber empfiehlt – das ist wohl der meistdiskutierte Punkt an dem Dokument – Hamsterkäufe. Hamster sind prinzipiell eine gute Idee, die fressen jeden Dreck und vermehren sich super schell, aber da Baidu kein Rezept für Hamster kennt, gehe ich mal davon aus, dass Hamster echt ungenießbar sind. Man könnte sie an Schlangen verfüttern, aber die haben endlose Schlupf- und Wuchszeiten, aber nach zwei Jahren, begonnen einem Nattern- und einem Hamsterpärchen, kann man schon eine größere Familie ernähren.

Für die Übergangszeit empfiehlt das BMI, die Kernkompetenzen des BMEL nutzend, einen 14-Tages-Notvorrat, in dem die Hamster und die Schlangen natürlich fehlen, dafür aber 41 andere Lebensmittel vorhanden sind:

1000 g Roggenvollkornbrot
400 g Zwieback
1000 g Knäckebrot
500 g Eiernudeln
250 g Reis, Natur, roh
750 g Haferflocken, kernig
1000 g Kartoffel, roh
800 g Kidneybohnen
900 g Erbsen und Möhren
700 g Apfel-Rotkohl
700 g Sauerkraut
400 g Weisser Spargel im Glas
400 g Goldmais
400 g Champignons
400 g Saure Gurken
400 g Rote Bete, in Scheiben
500 g Zwiebel, frisch
700 g Kirschen aus dem Glas
250 g Birnen gezuckert
250 g Aprikosen gezuckert
350 g Mandarinen Dose
350 g Ananas in Stücken
200 g Rosinen
200 g Haselnusskerne
250 g Trockenpflaumen
200ml Zitronensaft
250 g Kaffeepulver
125g Tee,
3000 ml H-Milch, 3,5%
250 g Margarine
300 ml Sonnenblumenöl
700 g Grana Padano, Parmesan
1 Dose Thunfisch Filets
100 g Ölsardinen
100 g Heringsfilets, in Tomaten-Sauce
250 g Corned Beef
300 g Bockwurst
300 g Kalbsleber Streichwurst
360 g Salami
530 g Eier
1000 g Äpfel

Liest sich wie der Vorratskeller meiner Schwiegermutter. Fairerweise muss man den Machern dieses Plans zugute halten, dass sie sehr auf eine ausgewogene Ernährung geachtet haben, ich habe das mal bei FDDB eingegeben und komme (ähnlich dem BMEL) auf 35.000 kcal, und die Nährwerte sehen auch ganz vernünftig aus – 1,5kg Fett, 4kg Kohlehydrate, 1,3kg Proteine, 700g Ballaststoffe, und mit Ausnahme der Vitamine D und B12 sind auch alle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. Also, fangen wir an, was zu essen:

Frühstück ist unproblematisch, da gibt es aus Zwieback, Milch und Eiern improvisiertes French Toast, Knäckebrot mit Leberwurst oder Margarine, und Vollkornbrot mit Salami oder Bockwurst.

An warmen Gerichten gibt es dreimal Reis, dazu servieren wir Erbsen und Möhren. Fad, aber passt schon.

Aus Kartoffeln, Roter Beete, Rotkohl, Sauerkraut, Zwiebeln, Mais, Bohnen, Gurken, Champignons und dem Cordned Beef improvisieren wir ein fades Chili – Borschtsch, das reicht dann für sieben Mahlzeiten. Leider vergammelt uns da die Hälfte, aber man kann es ja einkochen.

Zu den dreimal Nudeln gibt es Hartkäse und einmal Sardinen, einmal Thunfisch und einmal Heringsfilets.

Zum Abendbrot gibt es in Kaffee oder Tee eingeweichte Haferflocken mit Dosenobst, Haselnüssen und Rosinen.

Für zwischendurch hat man noch fünf Äpfel, und für besondere Anlässe weißen Spargel mit Zitronensaft.

Wichtig ist dabei, es nicht wieder auszukotzen, die Nährstoffe sind ja genau kalkuliert. 

Jetzt mal im Ernst: Wer hat denn denen ins Hirn geschissen? Das mag ja nett gemeint sein mit der ausgewogenen Ernährung, aber man kann es halt nicht essen. Zudem sind das (ohne Verpackungen) 21 kg Lebensmittel. RTL hat es mal eingekauft, sind zwei Einkaufswagen voll. Genau so würde ich für den Notfall planen.

Wollen wir das mal sinnvoll machen? 

Es gibt für jeden Tag eine Packung Miracoli oder halt das entsprechende von Aldi oder Lidl, spart Geld, und es ist für den Notfall. Muss also nicht toll sein, und es ist essbarer als das obige, gell?

Zum Frühstück wird es genauso eintönig, wegen der Nährstoffe gibt es Pumpernickel mit Kalbsleberwurst. Ja, es muss Kalbsleberwurst sein, wegen Eisen und Vitamin A. Als Getränk nehmen wir dann Wasser mit wahlweise eine Multivitamin- und/oder einer Multimineralstoff-Brausetablette, ebenfalls vom Lidl. Das Essen hat nämlich von beidem herzlich wenig, und wir wollen uns ja ausgewogen ernähren.

Als Snack gibt es Yuba-Tofu mit Morcheln in scharfer Soße (aus dem Asia-Markt, die von “Little Sheep” ist die beste).

Ich komme dann auf folgende Einkaufsliste:

  • 14 Packungen Miracoli
  • 2,8kg Pumpernickel
  • 2,1kg Kalbsleberwurst in Dosen
  • 900g Yuba (getrocknet)
  • 450g Morcheln (getrocknet)
  • 2 Packungen (á 180g) Little Sheep Hot Pot Soup Base
  • 2 Röhrchen Multivitamin-Brausetabletten
  • 2 Röhrchen Multi-Mineral-Brausetabletten

Das kommt dann auf 33.500 kcal bei 1,1kg Fett, 3,9kg Kohlehydrate, 1,6kg Proteine und 460g Ballaststoffen, letztere sind ein bisschen wenig, dafür sind Proteine besser als das viele Fett des BMEL. Wiegt nichtmal die Hälfte, kostet deutlich weniger als die Hälfte, und es passt auch noch in einen mittelgroßen Rucksack. Ist alles problemlos fünf Jahre haltbar, im Krisenfall sicher auch zehn. Ausgewogen und mit allen Nährstoffen, es fehlt nur Iod. Wenn einem das nicht egal ist, eine Packung Kaliumiodidtabletten kostet 3,97€. An normalen Tagen reicht ein Bröselchen einer Tablette, im Fall eines nuklearen Fallouts nimmt man eine ganze oder beachtet die Packungsbeilage.

 

2 Replies to “Lecker kochen mit der Bundesregierung”

  1. Hi,
    wenn es einen Notstand gäbe, würde ich in meinem *Dorf* im K&K, Rewe und Netto nacheinander plündern gehen und mir meinen Notvorrat besorgen.
    Weshalb sollte ich mich mit solchem Ballast vollmüllen?
    LG

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