Seit dem Brexit-Referendum ist es sehr leise aus dem Lager der Brexit-Befürworter geworden. Die Brexit-Gegner überschlagen sich hingegen, erstmal mit einer Gutmenschentypischen, illegalen “Spontandemo” mit Unflätigkeiten und Blockaden gegen Boris Johnson, und mit einem kurzen Interview einer dummen, blonden Frühstücksfernsehmoderatorin mit Nigel Farage, bei dem er klarstellt, dass er nicht hinter potentiellen Implikationen von Slogans einer Kampagne steht, die ihn explizit rausgeworfen hat.
Und seitdem? Twitter prognostiziert den Weltuntergang für die jüngere Generation, während sie sich darüber informieren, was Brexit überhaupt bedeutet und alle Menschen mit einem Hauch von Vernunft sich fragen, warum die jungen Leute denn nicht einfach wählen gegangen sind?
Dafür gibt es eine ganz tolle Petition, die versucht, das Referendum zu wiederholen – gestartet von einem Brexit-Befürworter und mit beeindruckenden 22 Anhängern, bis es den internetaffinen Gutmenschen auffiel, dass man ja auch rummaulen kann, wenn einem Demokratie gerade nicht passt, und nicht nur rummaulen kann, um Klientelpolitik zu fordern. Dank der Unterstützung von 42.336 der 800 Einwohner des Vatikans und 23.778 Nordkoreanern, die ja bekanntlich alle Internet haben (und in UK wahlberechtigt sind) kann man als linksgrüner Gutmensch endlich all die wichtige Aufregung durch’s Internet prügeln, und sogar in die TV-Nachrichten, während Johnson gemütlich Cricket spielt.
Derweil kann man in den dümmsten Abgründen des Internets Artikel von verwöhnten Gören finden, zum Beispiel von Christina Kufer, vielleicht irgendwann Rechtsanwältin und weitgereiste Dauerstudentin, die uns Perlen liefert wie
Dass ich im September für ein Jahr nach Großbritannien gehe und dort an der London School of Economics einen Master im europäischen Wettbewerbsrecht mache, klingt jetzt ziemlich ironisch. Was ich da wohl lernen werde?
Naja – europäisches Wettbewerbsrecht, nehme ich mal an, oder? Ich meine, was hast Du denn gelernt als Du in Istanbul warst? Denken war es jedenfalls nicht:
Was dieses Interrail und Erasmus war, werden wir unseren Enkeln später mal erklären müssen
Ähm – Interrail gibt es unter diesem Namen seit 1972, und Erasmus ist sowas wie der DAAD für Leute, die zu doof sind, sich selbst um was zu kümmern. Den DAAD gibt es seit 1925. Mit dem hättest du auch unter Hitler nach Istanbul gekonnt, Brötchen.
Aber gut, ich bin mir nicht so sicher, ob ich, wenn ich denn Kinder bekäme und die sich dann genauso Zeit lassen würden mit den Enkeln, ihnen wirklich nicht erklären müsste, was “Interrail” ist; aber es gibt ja auch für Pferdedroschken Museen. Ich weiß aber auch nicht, was das soll – ich meine, mein Papa ist in den 68ern mit dem Auto über Gibraltar und Nordafrika in den Balkan gefahren, wo ihm dann die 200-Mark-Karre kaputt ging und sie den Zug nach Hause nehmen mussten, aber man kann da ja mittlerweile auch für 19,95 fliegen, wozu also? Autos sind ja leider arschteuer geworden, weil es der Generation von Christina offenbar nicht zuzumuten ist oder sie in der Lage sind, vorm Überqueren einer Straße zu schauen, ob ein Auto kommt.
Das Problem des Luxuskindes ist aber folgendes:
Da hatte ich eine Erasmusfreundin in Wien besucht, auf dem Heimweg stehe ich zwei Stunden in der Grenzkontrolle.
Ja, guck, und ohne den Schengen-Scheiß dauerte das fünf Minuten. An der tschechischen Grenze (1998) vielleicht zehn. Das ist kein sonderlich gutes Argument für die EU, oder?
Aber gut, ich muss hier ja nicht nur auf Frauen rumhacken, bei bento kommen auch dumme Männer nicht zu kurz: Hier z.B. ein Steffen Lüdke, der findet, eine Ansammlung von Unsinn und falsch interpretierten Statistiken und Individualmeinungen hätte was mit Journalismus zu tun:
Die Flüchtlingskrise managen, die Ursachen des Klimawandels bekämpfen: Ein Staat alleine kann diese Herausforderungen nicht bestehen. Die EU könnte es zumindest besser als Nationalstaaten – wenn sie sich denn einig wäre.
Echt jetzt? Ich meine, wie will denn die EU verhindern, dass die USA und Russland Syrien in Grund und Boden bomben oder die USA das mit halb Afrika alleine machen? Abgesehen davon schafft Mazedonien (ihr wisst schon, Idomeni-Grenze) das mit zwei Millionen Einwohnern und einem Zaun ganz hervorragend, keine Flüchtlingskrise zu haben.
Und die Ursachen des Klimawandels – also vorwiegend Sonneneruptionen und die Tatsache, dass sich die Erde um die Sonne dreht? Ich finde es ja irgendwie traurig, dass man in der Schule nicht mehr lernt, dass sich das Klima auch von ganz alleine wandeln würde, ob wir nun Haarspray mit oder ohne FCKW verwenden, aber hey, der kleine Unterschied…
Natürlich gibt es auch Politiker, die sich ganz volksnah nicht zu blöde sind, völligen Stuss zu fordern, ganz voran Martin Schulz, der findet, die Briten müssten ihren Austrittsantrag bis Dienstag einreichen. Die meines Erachtens passende Reaktion der Briten darauf gab es ja neulich schon: Fuck you, European Union. Und die Brexit-Befürworter haben auch bereits vorher gesagt, dass man da ja nicht rumstressen muss.
Naja, es finden sich sicher eine Milliarde ähnlich blöder Twitter-Posts, Tausende weiterer Artikel und dämliche Politiker, aber ich habe ein sehr schönes, sonniges Wochenende genossen und wollte dazu auch nichts schreiben, sondern nur das Geheule der schlechten Verlierer genießen, aber ich musste diesem Post von Chris Snowdon einfach die im Titel stehende perfekte Beschreibung aktuellen Wohlgefühls stehlen.