Was man alles verpasst, wenn man im Ausland ist… ich lerne in einem youtube-Video, dass nicht mehr ich “Deutsch” bin, sondern dieses hübsch illustrierte Konvolut arbeitsloser, behinderter Sozialschmarotzer – passend in Szene gesetzt vom zwangsgebührenfinanzierten Jan Böhmermann:
Nun kann man sich über dieses Video in vielfältiger Art und Weise echauffieren, aber hey – Böhmermann ist lt. Wikipedia ein begnadeter Satiriker, kein ideologisch verblendeter Vollidiot. Das ist halt das moderne Deutschland, Radfahrer mit Helmen, Frauen mit Burkha und evangelische Pfarrer in Damenunterwäsche. Die – so der Song – alle stolz darauf sind, nicht stolz zu sein.
Ja, gut, worauf sollen die denn auch stolz sein? Deutschland 2016 ist ein liberales, tolerantes Homoparadies für Weicheier, die nichts, aber auch gar nichts beitragen zum Erhalt einer Gesellschaft. Die, die das tun, sind “die verbitterten 10%“. Bei denen man es nicht etwa schön findet, dass die den ganzen Dreck wie den Rollstuhl und die Fahrradwege bezahlen, ne, die sind “die Krankheit, die unseren Staat auffrisst“. Und vor allem: Die sind überhaupt nicht das Volk, wie ich ja schon im Reichstag gelernt habe.
Was mich gerade mehr interessiert als diese Unterteilung ist die Frage: Wenn ich nicht “Volk” bin – kann ich dann aufhören, Steuern zu zahlen? Nein, natürlich nicht – ehrlich, ich habe es versucht, aber das Finanzamt fand, dass “ich möchte warten, bis die Bundesregierung beschlossen hat, ob wir uns nun an Gesetze halten müssen oder nicht” keine sonderlich tolle Begründung sei, keine Steuererklärung abzugeben. Insofern hat das Video schlicht Unrecht mit seiner zentralen Aussage. Und mit dem Rest auch – so wird behauptet, Deutschland 2016 sei “nice – liberal – compassionate – considerate – reasonable – social – temperate – peaceful”.
Wir sind natürlich so tolerant, dass es auch mich erfasst und wir endlich mal aufhören können mit dem unendlichen Moslems- und Flüchtlingsbashing. Natürlich nur, weil ein paar Jesiden eine 21-jährige Braut vor dem Altar erschossen haben – die stand nicht so auf Zwangsehe. Und wenn schon der Islam zu Deutschland gehört, kann ja nun das Jesidentum nicht zu Deutschland gehören, die schlachten sich in der Levante ja eher mal gegenseitig ab und halten Jesidinnen als Sexsklaven.
Insofern finde ich es gut, dass die toleranten, liberalen (linken), mitfühlenden, sozialen, gemäßigten, friedvollen, aber keineswegs bedachten und vernünftigen Deutschen mich nicht zu ihresgleichen zählen. Ich stelle mich da sehr viel lieber auf die Seite von Shilan H.’s Papa, der findet, dass wir in Deutschland keine Parallelgesellschaften tolerieren müssen. Dass wir nicht derart links sein müssen, dass der mordende Cousin nach Jugendstrafrecht mit 12 Sozialstunden davonkommt. Dass wir nicht mitfühlend sein müssen mit Leuten, die nur an sich und nicht an andere denken. Dass wir nicht sozial mit asozialen sein müssen. Dass wir uns nicht mäßigen und friedvoll handeln müssen, wenn unsere Grundwerte angegriffen werden.
Denn das, lieber Herr Böhmermann nebst Schreiberlingen, ist das, was Kant’s kategorischer Imperativ bedeutet: Reziprozität. Das ist vernünftig und bedacht. “It’s perfectly legal for them to do whatever the fuck they want to do”, wie es Böhmermann ein linksverblödet-indoktriniertes kleines, blondes Mädchen sagen lässt, ist nicht vernünftig. Nicht bedacht. Und glücklicherweise nicht wahr.
Ich bin froh, dass Leute wie Böhmermann und die Lügenpresse finden, dass ich nicht “Deutsch” bin. Das stimmt nämlich. Ich bin deutsch. So mit Rechtschreibung bei Adjektiven und so. So deutsch wie Shilan H.’s Papa. Und das finde ich gut so. Und da bin ich auch stolz drauf. Noch.
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