Männer müssen ihre Gefühle äußern. Außer, es empört Twitter

Ich habe zwar nicht den Hauch einer Ahnung, was eine solche Meldung unter “Schlagzeilen” verloren hat, aber man kann das Google News nicht wirklich vorwerfen, das ist ja nur ein Computer. Den Autoren schon. Aber langsam:

Was passiert ist: Ein Mann war ehrlich zu seiner Freundin. Die Freundin heißt Kim und hat das Lebensziel, eine Modepuppe zu werden, und macht daher bei Germany’s next Topmodel mit. Und die haben ihr die Haare abgeschnitten, und sie hatte echt schöne Haare, und sieht jetzt scheiße aus. Das geht natürlich in den Mainstream-Medien (und bei Pro7) unter, weil man sie halt für die “vorher” Fotos nicht stylt oder gar kämmt und dann ein Hochglanz-Nachher-Foto danebensetzt – siehe z.B. hier. Da sieht sie gut aus, weil sie eh verdammt gut aussieht:

Da kann man sich schön drüber empören, dass der Mann seine Gefühle – blankes Entsetzen ist ein Gefühl – zeigt, als er ihre neue Frisur sieht – der “schlechteste Freund des Jahres” hat sich nämlich folgendermaßen geäußert:

“Das ist halt heftig, Baby”, stammelt er. “Was erwartest du? Dass ich jetzt hier hochspringe und sage ‘Wow, sie haben dir einen Meter Haare weggenommen?”

Und damit haben alle psychotischen Frauen auf Twitter – und wohl alle, die die Sendung schauen – ein “Hassobjekt“, dem man dann schnell mal seine eigenen Minderwertigkeitsgefühle unterstellen kann (sucht selber auf Twitter nach #Honey, das trendet sogar).

Kann man. Die Frage ist, wie sehr man sich damit zum Affen macht. Ich meine, uns wird ja die ganze Zeit erklärt, dass Männer ihre Gefühle zeigen sollen (die dann derogativ “stammelte” dargestellt werden) und Frauen ganz eigenständig sind (was nicht stimmt: “Kim hat sich die Haare nicht freiwillig abschneiden lassen”), aber nüchtern betrachtet wird da ein Mann für eine völlig berechtigte Reaktion gerade zum Arsch abgestempelt. Eine repräsentative Befragung aller Frauen in meiner Nähe ergab, dass der Arsch aber so gut aussieht, dass das schon passt.

Ich finde die Reaktion nachvollziehbar und reihe mich daher gerne in die Reihe der Arschlöcher ein und spreche ihm mein Mitleid aus. Fairerweise sollte er sich eine Glatze rasieren und ein Hakenkreuz auf die Stirn tätowieren lassen. Und sich dann bei Twitter beschweren, wenn die Modepuppe sich über solche Äußerlichkeiten echauffiert.

3 Replies to “Männer müssen ihre Gefühle äußern. Außer, es empört Twitter”

  1. Musste gerade an diesen Eintrag denken, weil eben einer bei Kiss Bang Love zwei kurzhaarige Frauen ausgesucht hat, obwohl er kurze Haare kacke findet. Vielleicht hat er aber nur behauptet, dass sie die ersten zwei Frauen seien, denen kurze Haare stehen, weil sie am besten geküsst haben.

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    1. “Kiss Bang Love”- Ja. Jaaaaaaa. Also, ich hatte da so mal eine Kathrin (oder Karin) (oder Kerstin) irgendwo kennengelernt, die meinte, ich küsse scheiße. Ich bin Kathrin/Karin/Kerstin sehr dankbar für die folgenden vier Stunden – also, bis sie befand, dass das jetzt insgesamt befriedigend war.

      Das ist nun aber 20 Jahre her, und – äh – ich habe es nie sonderlich bereut, K/K/K _nie wieder gesehen_ zu haben. Aber klar, für “Kiss, Bang” kann einem die Frisur eigentlich egal sein – in *dem* Alter. Mir nicht – Kathrin (oder so) hatte tolle Haare. Meine Frau hatte eine scheiß-Frisur, als ich sie kennen lernte. Aber Titten.Die Frisur ist mittlerweile top,und die Brüste immer noch die gleichen. Präferenzen, eben.

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