Zynisch und menschenverachtend

Die von mir weiterhin sehr geschätzte Nadja hat einen Artikel verlinkt, in dem sich ein landbasiertes, walähnliches Säugetier darüber auslässt, dass folgendes eine “zynische und menschenverachtende Sicht auf den Einzelnen” sei, die sie (oder Wale) ihres “Menschlichen beraubt”:

Auch der rein ökonomischen Betrachtung des Menschen wird gefrönt, wenn aufgerechnet wird, wie teuer denn die Behandlungskosten für die Übergewichtigen sind, welche Krankheiten sie vermehrt heimsuchen und wie dies die Krankenversicherungen und damit die Sozialsysteme belastet. Der Mensch als Kostenfaktor allein.

Ich denke, die Frau ist ziemlich naiv. Aber bitte, liebe Bettina – ich nehme an, Du bekommt einen Pingback oder so von dem Link – hier ist eine zynische und menschenverachtende, ökonomische Perspektive auf das fette Individuum:

Wir müssen nun erstmal überlegen, ob wir uns innerhalb oder außerhalb eines Systems sozialer Absicherung bewegen. Da die meisten Menschen auf diesem Planeten keines haben – woran eine fette, deutsche Wohlstandstrulla, die sich über mangelndes Hartz4 (oder wie das in Österreich heißt) und die Aufstockmöglichkeiten über schlechten Journalismus echauffiert, natürlich nicht denkt, mag das jetzt schockierend sein – aber so vom reinen Materialwert sind Dicke natürlich mehr Wert als Dünne. So vom reinen Material hat ein Mensch einen Wert von etwa 5,60 US$, aufgrund seltener Hormone etc pp. zu Apothekenpreisen 1022,43 Euro (gleicher Link), aber da die Quelle die TAZ ist, haben die sicher die Extraktionskosten vergessen, also bleiben wir mal sicherheitshalber bei den $5,60 “Trockenwert”. Nun hat ein normaler Mensch so grob 15-20% Fett, damit kann man einen Dieselmotor betreiben, das sind bei 70 Kilo schon alleine grob 10$ (internationaler VK, im Einkauf weniger als die Hälfte, aber trotzdem). Hat man nun, wie Frau Hammer, hundert Kilo Übergewicht, sind das locker 35 Kilo Fett mehr, und da man Fett wie erwähnt energetisch verwerten kann, ist Frau Hammer auch locker 15 Euro mehr wert als dünne Menschen. Ich weiß also überhaupt nicht, was die Frau will. Man bekommt ja schließlich auch 6 cent pro Kilo Altpapier.

Ich hasse es, wenn Leute, die keine Ahnung von Zynismus, Menschenverachtung oder Ökonomie haben diese Worte benutzen, als hätten sie keinen Gehalt.

Natürlich kann man das auch aus einer anderen Perspektive sehen und feststellen, dass man mit einem Genickschuss mit einer .380 ACP-Patrone dünne wie dicke Menschen sehr effizient töten kann. Da die nun echtes Geld kosten (die Patronen), ist Frau Hammer, wie ich und alle anderen Menschen, etwa 26 US-cent “wert”. Also, wenn man eine Packung mit 100 kauft.

Es sei denn, natürlich, man lässt sich von der US-Armee erschießen, die verballern eine gute Million Schuss pro getötetem Gegner. Da die 7,62x51mm NATO – Munition auch noch deutlich teurer ist, taxiert das einen durchschnittlichen fünfjährigen Hochzeitsgast in Afghanistan auf gut eine Million US-Dollar. Da können Frau Hammer und ich natürlich nicht mithalten. Es stellt sich aber dann sogar berechtigt die Frage, die Frau Hammer ja auch stellt, warum sie so wenig Sozialhilfe bekommt. Fünfzig Jahre Hartz4 plus Wohn-und Heizkosten sind ja nichtmal die Hälfte dieses Betrags.

Aber gut, ich versinke schon wieder in naiver Sozialromantik. Den Hartz4-Empfängern könnte man sich ja auch für 26 cent entledigen. Da ist, nehme ich mal an, die halbe Million “soziale Gerechtigkeit”. Und auch da verstehe ich Frau Hammer nicht. Aber für den Fall, dass es da Finanzierungsprobleme gibt, die 26 cent würde ich schon spendieren, auch wenn ich normalerweise nur für Tiere spende. Wobei…

[Disclaimer, da man diesen Post wohl sehr leicht missverstehen kann: Ich bin ein starker Befürworter sowohl der freien Entscheidung des Individuums wie auch des Rechtsstaates. Es sollte natürlich jedem selbst überlassen sein, ober er oder sie sich für 26 cent ein schönes Leben macht oder sich erschießen lässt. Warum meine Zahlungsbereitschaft bei 26 cent endet, sollte nun klar sein, oder? Aus deswegen bin ich gegen Kriege – sind schlicht zu teuer. Man hätte die Taliban für ein Zehntel des Geldes kaufen können. Wirklich. Und DAS ist zynisch und menschenverachtend. Aber ökonomisch.]

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