Mir fiel gerade nach Verfassen eines Kommentars zum Thema Fette Vorurteile beim Arzt auf, dass zu dicke schwangere Frauen in einem Land mit einem der besten Gesundheitsversorgungssysteme der Welt sich offenbar lieber an einen Blog als an einen Arzt wenden, wenn es darum geht, ob “es in der Schwangerschaft nicht empfehlenswert [ist,] bei 1500 Kalorien zu bleiben”. Nun könnte ich an dieser Stelle systemkritisch werden, etwa weil Ärzte offenbar inkompetente Trottel sind, oder hinterfragen, warum schwangere Frauen sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Entbindung nicht arbeiten müssen (dürfen!), wenn ihr zentrales Problem eine Gewichtszunahme ist, aber bei meinen Recherchen zur dort geposteten, zitierten Frage stellte sich mir eine:
Es ist für mich nach der Lektüre der medizinischen Forschung zum Thema und einer Menge Halbwissen ziemlich offensichtlich, dass der Körper einer Frau auf eine Schwangerschaft dadurch reagiert, dass er alles mögliche für den neuen Menschen im Bauch tut und der Frau auch ziemlich schnell mitteilt, dass sie jetzt ein Mittel zum Zweck geworden ist. Ein Mittel zu dem Zweck, einen neuen Menschen in die Welt zu setzen. Biologisch macht das Sinn – Bestehen der Spezies und so. Meine Omas wussten das noch – also, dass ihnen als eigenständigem Menschen eine Schwangerschaft nicht gut tut, weil es ihrem eigenen Körper scheißegal ist, was mit ihnen passiert; Hauptsache, dem Kind geht es gut. Da kotzt man erstmal ein paar Wochen, wenn es dem Körper nicht passt, was man zu sich nimmt – was sich (gerüchtehalber) mit einer Fleisch- und damit eiweißreichen und Zucker- und damit kohlehydratarmen Ernährung verhindern lässt – aber wieso finde ich dazu keine Studie, die das be-oder widerlegt?
Denkt denn keiner an die Kinder?
Nein, natürlich nicht – wozu auch? Die denken schon an sich selbst, bevor sie das können.
Die Forschungsergebnisse, die ich gefunden habe, zeigen hier leider kein eindeutiges Bild: Adipöse Frauen haben ein erhöhtes Risiko von Fehl-, Tot-, und Mißgeburten. Eine Seite. Mangelernärte Frauen hingegen haben ein enormes Risiko, bei der Geburt zu sterben.
Ganz, ganz simpel betrachtet kann das nicht ein und der selbe “Überleben der Spezies”-Mechanismus sein. Selbst in einem nordkoreanischen Arbeitslager bekommen Frauen Kinder – und sterben dabei, aber hey; das Kind braucht weniger zu essen als Mama, und so rein theoretisch ist das durchaus sinnig; der Embryo weiß ja nun nicht, dass er sowieso getötet wird.
Warum aber stirbt der Embryo von der dicken Frau? Da wäre ja genug zu holen?
Da denke ich dann an ein Experiment mit Mäusen: Die pflanzen sich fort wie doof (also, wie Katzen, nicht nur wie Hasen) – bis zu einem gewissen Punkt. Nämlich einem ziemlich klaren Populations-pro-Raum-Punkt. Egal, wie viele Ressourcen (Essen) man ihnen gibt, irgendwann hören die auf. Nicht, dass sie keinen Sex mehr hätten (auch wenn auch das abnimmt), da kommen schlicht keine Mäuse mehr bei rum. Die Population stirbt (fast) aus. Aber nicht ganz, irgendwann geht es wieder los mit der schnellstmöglichen Fortpflanzung. Und wieder. Und von vorne.
An dieser Stelle wundert es mich nicht, dass es hierzu keine Studien gibt, die die Übertragbarkeit dieses Phänomens auf Menschen be-oder widerlegen – schlicht, weil niemand je probiert hat, Menschen unbegrenzte Ressourcen zu geben. Das näheste, was da dran ist, ist der moderne “Westen”, in dem die Menschen zunehmend mehr aufhören, sich reproduktiv zu betätigen. Auf der anderen Seite sind die Länder, in denen es den Menschen dreckig geht, mit enormen Reproduktionszahlen. Denen dann der Platz nicht reicht, aber dann betreiben sie ja sehr krude Bevölkerungsdezimierung durch Kriege – etwas, was Mäuse nicht machen, wenn denn die Ressourcen reichen; Mäuse sind aber weniger anspruchsvoll als Menschen.
Warum ich das schreibe? Nun, einerseits, um die Welt zu fragen, ob irgendwo in den Gedanken offensichtliche Fehler sind.
Andererseits, weil ich nicht gleich sehr weitreichende Theorien aufstellen will, die (zumindest zu meinen Lebzeiten) kaum empirisch prüfbar und dazu noch sehr infernalistisch sind.